Fleisch
International Airport
Platt und Bix hatten die ganze Fahrt von Nord-Chicago bis zum Flughafen kein Wort gesprochen. Sie waren benommen, erschöpft, überwältigt. Nun, inmitten der Menge anderer Reisender, fühlten sie sich endlich sicher.
Bix hörte seine Mailbox ab und tätigte ein paar Anrufe. Platt kaufte sich einen großen Kaffee. Er hatte überlegt, ob er nicht auch etwas essen sollte, aber der Geruch von rohem Fleisch, der sich in seiner Nase festgesetzt hatte, ließ ihn nur an seinem Kaffee nippen.
Bix klappte sein Handy zusammen und stieß lange die Luft aus, als habe er sie schon den ganzen Tag angehalten.
„Es gibt einen Grund dafür, warum niemand diesen Salmonellenstamm identifizieren konnte“, sagte er, während er den Kopf schüttelte und sich die Schläfen massierte. „Er verändert sich.“
„Sie hatten ja bereits vermutet, dass es sich um einen mutierenden Stamm handeln könnte.“
„Nein, ich meine, er verändert sich, sobald er sich im Körper befindet. Mein Team hat es bei den Opfern in Norfolk festgestellt. Fünfzehn von ihnen, die vor zwei Tagen als geheilt entlassen worden waren, sind nun wieder im Krankenhaus.“
„Vielleicht dauert es bei manchen länger, bis sie aus dem Körper sind?“
„Sie befinden sich offensichtlich noch im Körper, aber ich habe eben gehört, dass die Bakterien selbst jetzt, nach sechs Tagen, anders aussehen als an Tag vier.“
„Inwiefern anders?“
„Stärker. Widerstandsfähiger. Es ist, als wären sie mutiert, um sich ihrer neuen Umgebung besser anpassen zu können. Sie setzen sich an der Darmwand fest.“
„Es ist nicht ungewöhnlich, dass man bei einer SalmonelleninfektionAntibiotika anwenden muss, vor allem dann, wenn sie nicht schnell wieder vergeht oder sich sogar ausbreitet.“
„Das wurde auch versucht. Bis jetzt sprechen sie aber nicht darauf an.“
„Antibiotikaresistent?“
„Und wie!“
„Dann muss man es mit einem Cocktail aus verschiedenen Antibiotika probieren.“
„Aber was ist, wenn es sich um etwas handelt, dass diese Leute entwickelt haben?“, fragte Bix beinahe flüsternd. „Warum hat sich dieser Typ, dieser Tegan, eigentlich so gefreut, jemanden vom USAMRIID zu sehen? Und was sind das für Projekte aus den Siebzigern, von denen er gesprochen hat?“
Philip Tegan hatte sie schließlich durch seine Einrichtung geführt – zensiert –, nachdem er festgestellt hatte, dass die beiden Männer, die er hineingebeten hatte, trotz ihrer beeindruckenden Titel und Legitimationen wohl doch nicht über die als geheim eingestufte Arbeit in seinen Labors informiert waren. Er berichtete von den diversen Hybrid-Nutzpflanzen, die sie gentechnisch hatten erzeugen können, und zeigte ihnen in quälender Ausführlichkeit, wie das vor sich ging. Weltweit seien siebenundsiebzig Prozent der Sojabohnen genverändert sowie achtundfünfzig Prozent des Mais in den USA. Die Biotech-Pflanzen verbräuchten weniger Wasser, verringerten das CO 2 in der Atmosphäre und den Einsatz von Pestiziden. Alles wunderbare Dinge. Als Bix skeptisch fragte, ob sie denn auch gesund seien, versicherte Tegan ihm, dass sie selbstverständlich und auf jeden Fall gesund seien und überdies nur an Tiere verfüttert und nicht für von Menschen konsumierte Nahrungsmittel verwendet würden.
Aber all das, sagte Tegan, sei nur die Spitze des Eisbergs. In China sei gerade eine neue Maissorte entwickelt worden, die ein Enzym enthalte, das es Schweinen ermögliche, den in der Nahrung enthaltenen Phosphor besser zu verwerten, sodass der Phosphorgehalt in ihren Ausscheidungen sinke. Phosphor, soführte er weiter aus, sei der größte Verschmutzer des Grundwassers. „Ist das nicht verblüffend?“
Aber als Bix dann wiederum fragte, was mit den Menschen passiere, die das Fleisch dieser Schweine aßen, lachte Tegan nur und meinte: „Nun, da muss man wohl abwarten, und dann wird man es schon sehen, nicht?“
Platt kannte sich mit der Technologie aus. Unter dem, was Tegan ihnen zeigte und sagte, war wenig Neues. In Platt keimte der dringende Verdacht, dass ihre Führung nicht das beinhaltete, was die Wachen und einen gepanzerten Lkw nötig machte. Aber sie würden nicht erfahren, worum es dabei ging. Zumindest nicht während dieses Besuchs.
„Also, was hat man im USAMRIID in den Siebzigern gemacht?“, fragte Bix noch einmal, als Platt ihm zu lange zögerte.
„Während des Kalten Krieges fand ein Wettlauf um die ultimative Waffe statt. Bevor die USA und die
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