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Fleischeslust - Erzaehlungen

Fleischeslust - Erzaehlungen

Titel: Fleischeslust - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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angebunden – um großflächige Zerstörungen genau dieser Art zu verhindern –, aber wenn Gäste auf der Ranch waren, ließ er sie frei herumlaufen. Das bereute er jetzt, und er dachte daran, daß Espinoza am nächsten Tag als erstes die Landschaftsgestaltungsfirma anrufen mußte, als Benders Stimme ihn in die Gegenwart zurückholte. Die Stimme war schneidend, gereizt, ein hohes aufbegehrendes Quäken: »Aber der hat ja nur einen Stoßzahn!«
    Bernard seufzte. Es stimmte ja – irgendwann einmal war die Hälfte ihres linken Stoßzahns abgebrochen, aber er war so daran gewöhnt, daß es ihm kaum noch auffiel. Doch hier saß Bender neben ihm im Jeep, seine Frau auf dem Rücksitz, die Gewehre waren einsatzfähig, die Kühlbox war gefüllt, und Bender würde versuchen, den Preis zu drücken, das sah er kommen.
    »Als wir achtzehntausend ausgemacht haben, bin ich natürlich von einem Tier ausgegangen, das sich als Trophäe eignet«, sagte Bender, und als sich Bernard zu ihm umdrehte: »Aber jetzt, also, ich weiß nicht.«
    Bernard wollte die Sache einfach nur hinter sich bringen. Irgend etwas sagte ihm, daß es ein Fehler war, Bessie aufs Korn zu nehmen – ohne sie wäre die Ranch nicht mehr, was sie war –, andererseits hatte er sich verpflichtet und keine Lust auf Streit. »Na gut«, sagte er seufzend und schob seinen massigen Bauch von links nach rechts. »Siebzehn.«
    »Sechzehn.«
    »Sechzehnfünf, weiter gehe ich nicht runter. Sie haben ja keine Ahnung, wieviel Arbeit das ist, so ein Ding zu häuten, ganz zu schweigen davon, daß man den Kadaver irgendwie loswerden muß.«
    »Abgemacht«, sagte Bender, drehte sich triumphierend zu seiner Frau um, und schon waren sie aus dem Jeep und prüften ihre Waffen. Bender hatte eine 12-Millimeter-RigbyElefantenbüchse dabei, Bernard wieder die Nitro – für den Fall, daß der Morgen eine Reprise des Löwenfiaskos brächte. Nicole Bender, die heute ohne Gewehr antrat, hatte eine Videokamera dabei. Roland war beim Haus und wartete mit Laster, Kettensäge und einem Trupp Mexikaner, um die Schweinerei wegzuräumen, sobald die Tat vollbracht war.
    Es war früh, die Hitze erträglich – etwas unter dreißig Grad, schätzte Bernard –, aber trotzdem schwitzte er schon. Auf der Jagd war er immer leicht nervös – besonders wenn ein Clown wie Bender direkt neben ihm herumfuchtelte, und ganz besonders nach der Sache mit dem Löwen. Bender trampelte herum und wirbelte Staubwolken auf, aber sein Blick war kalt und ruhig, als sie jetzt durch das Mesquitegras und das Gestrüpp in die Senke hinabgingen.
    Bessie Bee war weiß vom Staub; sie blies große Wolken davon aus dem Rüssel in die Luft und schlenkerte mit den Ohren. Aus hundert Meter Entfernung sah man nicht viel mehr als umherfliegenden Dreck, als wäre ein Tornado am Werk; nach fünfzig Metern nahm allmählich der runzlige, zerfurchte Kopf des alten Elefanten Gestalt an. Auch wenn die Sache kaum riskanter war als das Abknallen einer Kuh im Stall, war Bernard aus Gewohnheit vorsichtig und bedeutete Bender stehenzubleiben, fünfzig Meter vom Ziel entfernt. Zwei Geier kreisten über ihnen, angelockt durch den Jeep, den sie als Vorboten von blutigem Fleisch und Aas kannten. Der Elefant nieste. Irgendwo hinter ihnen schrie eine Krähe. »Näher ran gehen wir nicht«, stellte Bernard fest.
    Bender glotzte ihn an, knackte mit den Fingerknöcheln und rollte die Augen, wie ein Student im ersten Semester, dem der Türsteher vor einer Bar voll knackiger Kommilitoninnen den Eintritt verwehrt. »Aber ich seh nichts als Staub«, sagte er.
    Bernard ruhte jetzt ganz in sich. Er prüfte das Schloß des schweren Gewehrs und entsicherte den Abzug. »Warten Sie ab«, sagte er. »Suchen Sie sich einen Platz – hier, gleich hier bei dem Felsen, da können Sie sich aufstützen beim Zielen. Es wird nicht lange dauern, in ein paar Minuten hat sie es satt, und wenn der Staub sich legt, kriegen Sie Ihren Abschuß.«
    Und so kauerten sie im Dreck, der Jäger und der Jagdführer, stützten ihre Gewehre auf einer rauhen roten Sandsteinplatte ab und warteten darauf, daß der Staub sich verzog und die Hitze sich steigerte und die Geier in mächtigen Spiralen aus dem Himmel herabsanken.
    Bessie Bee ihrerseits war mehr als nur argwöhnisch. Obwohl sie ziemlich schlecht sah, erkannte sie doch den Jeep, und diese Menschen konnte sie auf Hunderte von Metern riechen. Eigentlich hätte sie die Matriarchin einer stolzen wilden Elefantenherde sein sollen, im

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