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Fleischeslust - Erzaehlungen

Fleischeslust - Erzaehlungen

Titel: Fleischeslust - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Exemplare ihrer Art, die da jetzt vom Jeep wegrannte und dabei ihre Lungen trainierte. Der Jeep war offenbar umgekippt – er bot sich jedenfalls aus einem sehr merkwürdigen Winkel dar –, und Mrs. Benders schmächtige Gestalt wurde in diesem Moment von einer sich bewegenden Mauer aus Fleisch überrannt, ein breites graues Hinterteil verdeckte den Blick auf die Szene, und all dieses stürmende Gewicht zermalmte die kleine Arie aus Schreien in einem endgültigen Elefantentrommelwirbel.
    Es hätte wenige Sekunden oder eine Stunde später sein können – Bernard hatte keine Ahnung. Er saß auf dem Boden – sein einer Arm baumelte lose von der Schulter – und wischte sich mit der unverletzten Hand das Blut aus dem Auge, während die schwarzen Geier mit professionellem Interesse zu ihm herabsegelten. Und dann, auf einmal, sehr seltsam, war die Sonne weg, ebenso die Geier, und ein großer dunkler Schatten fiel auf ihn. Er blinzelte zu dem kolossalen Gesicht empor, das von wild schlenkernden Ohren eingerahmt war. »Bessie Bee?« sagte er. »Bessie Bee? Shamba?«
    Knapp einen Kilometer entfernt lag, umweht vom sanften Zugwind der Klimaanlage, Jasmine Honeysuckle Rose Bender im Bett, zwei Monate vor ihrem dreizehnten Geburtstag, gesättigt mit Schokolade und Träumen von schlanken Halbstarken mit Gitarre, Stachelfrisur und Lederjacke. Sie drehte den Kopf auf dem Kissen und schlug die Augen auf. In diesem Moment war sie die Alleinerbin des Benderschen Immobilienimperiums, sämtlicher Eigentumswohnungen und Häuser, aller Aktien, Anleihen und sonstigen Vermögenswerte, die dazugehörten, ganz abgesehen von dem Haus am Strand und dem Ferrari Testarossa, nur wußte sie es noch nicht. Etwas hatte sie aufgeweckt, ein Kräuseln auf dem großen Teich des Lebens. Einen Augenblick lang hatte sie geglaubt, durch das Surren der Klimaanlage einen Schrei gehört zu haben.
    Aber nein. Wahrscheinlich war das nur irgendein Pfau oder Pavian oder sonstwas gewesen. Oder diese alberne Attrappe von Elefant. Sie setzte sich auf, nahm ein Ginger Ale aus der Kühlbox und schüttelte den Kopf. Total spießig, dachte sie. Spießig, spießig, spießig.

Keimende Hoffnung
    Ich schleppte mich mit schmerzendem Rücken zu meinem Schwager, dem Arzt, der mich untersuchte und röntgte und dann in sein Zimmer bat. Bei einem Blick aus dem Fenster auf die ersten Anzeichen des Frühlings – von schwellenden Knospen gespickte Bäume, Weidenkätzchen am Sumpfrand, ein einsames Rotkehlchen, das prüfend im harten gelben Gras pickte – fühlte ich mich wohlig und philosophisch gestimmt. Was machte es schon, wenn mein Rücken sich anfühlte, als hätte mir jemand eine Mischung aus Batteriesäure und Louisiana-Chilisauce injiziert? Da draußen war das Leben, sprießend und üppig, ein ganzer Kosmos, in dem es vor lauter Möglichkeiten nur so wimmelte. Es war Frühling, Zeit zum Aufwachen, zum Tanzen im Takt des Lebens.
    Mein Schwager hatte inzwischen endlich aufgehört, sich über den altmodischen Bart zu streichen und seine Lesebrille auf dem Nasenrücken hin und her zu schieben. Er räusperte sich. »Hör mal, Peter«, sagte er mit seiner salbungsvollen, heilenden Stimme, »wir kennen uns doch eigentlich schon ziemlich lange, oder?«
    Hunderte von Kalauern sausten mir durch den Kopf, aber ich nickte nur grinsend.
    »Wir stehen einander nahe, stimmt’s?«
    Ich erinnerte ihn daran, daß er meine Schwester geheiratet und meine Nichte und meinen Neffen gezeugt hatte.
    »Ja, genau«, sagte er. »Da das nun klar ist, darf ich dir wohl das erste geheime Axiom des medizinischen Metiers verraten.«
    Ich beugte mich vor, wobei ein rasender Schmerz meine Lendenwirbelsäule packte, wie ein Hund, der eine Ratte mit den Zähnen festhält und schüttelt. Draußen auf dem Rasen flatterte das Rotkehlchen mit den armseligen Flügeln und wurde vom Wind davongetragen.
    Mein Schwager kostete den Moment aus und sagte dann, mit ausgesucht deutlicher Artikulation: »Jede körperliche Schädigung, die man sich vor dem einundzwanzigsten Lebensjahr zuzieht, plus minus ein Jahr, beginnt am nächsten Tag zu verheilen. Danach schleppt man jedes Zipperlein bis ins Grab mit sich mit.«
    Ich brach in Gelächter aus, wobei der imaginäre Hund mir seine Zähne tiefer ins Fleisch grub, dann fragte ich schmerzverzerrt: »Und was ist das zweite?«
    Er lächelte mich an, präsentierte das ebenmäßige, kieferorthopädisch unterstützte weiße Wunder seiner Zähne. »Das zweite was?«
    »Axiom. Des

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