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Fleischeslust - Erzaehlungen

Fleischeslust - Erzaehlungen

Titel: Fleischeslust - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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zum Teufel? Schließlich waren sie in Bakersfield, nicht in irgendeinem Safarizelt in Uganda. Er blaffte den Farbigen an – der hatte sich mit allen Mitteln auf Stammeskrieger getrimmt, aber sein Akzent klang unverwechselbar nach L.A. – und sagte ihm, er wolle sofort Kaffee, schwarz und stark, und wenn er dafür bis nach Oildale fahren müsse. Nicole saß ihm gegenüber und beobachtete ihn mit spöttischer Miene. Ihre Zebras waren perfekt, aber zwei von den dreien, die er erlegt hatte, waren total ramponiert. Aber Mike , hatte sie gesagt, die können wir unmöglich aufhängen – die sehen ja aus wie Salatsiebe . Und dann die Sache mit dem Löwen. Da hatte er ziemlich alt ausgesehen, und was noch schlimmer war: er hatte elfeinhalbtausend Dollar abgedrückt, ohne daß er irgendwas dafür herzeigen konnte. Nicht nachdem Puff das Vieh weggepustet hatte. Außer Fleisch und Knochen war nichts mehr übrig. Scheiße, das Ding hatte überhaupt keinen Kopf mehr gehabt, als der große weiße Jäger mit ihm fertig war.
    »Komm schon, Mike«, sagte Nicole und wollte ihm die Hand tätscheln, doch er zog sie wutentbrannt weg. »Komm schon, Baby, ist doch nicht das Ende der Welt.« Er musterte sie kurz, sah den Triumph in ihren Augen aufblitzen, und er hätte sie am liebsten geohrfeigt, erdrosselt, wollte vom Tisch aufspringen, eine Flinte aus dem Regal nehmen und ihr eine Ladung reinjagen.
    Er setzte gerade zu einer Antwort an, als die Schwingtüren zur Küche aufgingen und der farbige Kerl eine Kanne Kaffee hereinbrachte und auf den Tisch knallte. Roland, so hieß er. Bender war erstaunt, daß sie ihn nicht Zulu oder Jambo oder so ähnlich nannten, was besser zu den albernen Röckchen passen würde, mit denen er wie ein Eingeborener aussehen sollte. Verflucht, im Grunde hatte er gute Lust, aufzustehen und dem Burschen auch eine Kugel zu verpassen. So ziemlich der einzige positive Aspekt der Sache war, daß Jasmine Honeysuckle Rose sich angewöhnt hatte, jeden Tag bis Mittag zu schlafen.
    »Mike«, bat Nicole, aber er hörte nicht hin. Innerlich brütend und brennend, auf Rache an jedem Geldverleiher, Laden- und Eigenheimbesitzer zwischen dem San Fernando Valley und Hancock Park sinnend, nippte Mike Bender mürrisch an seinem lauwarmen Instantkaffee und wartete auf den großen weißen Jäger.
    Puff kam zu spät zum Frühstück, wirkte jedoch verjüngt – hatte er sich das Haar gefärbt, oder was? –, er strahlte, ein Quell der Energie, als hätte er dem König von Encino persönlich das Feuer geraubt. »Schönen guten Morgen«, dröhnte er in seinem falschen West-End-Akzent, inhalierte dabei fast seinen Schnurrbart, dann bedachte er Nicole mit einem unmißverständlichen Blick, und Mike spürte, wie es aus ihm herausfloß wie Lava aus einem Vulkan.
    »Also keine Löwen mehr?« Mike sprach leise und gepreßt.
    »Leider nicht«, erwiderte Puff, während er sich ans Kopfende des Tisches setzte und eine Scheibe Toast mit Marmite beschmierte. »Wie ich gestern schon sagte, wir haben so viele Weibchen, wie Sie wollen, aber die Männchen sind alle noch jung, nennenswerte Mähnen haben die nicht.«
    »Schöne Scheiße.«
    Bernard musterte Bender eine Zeitlang und sah den Jungen, der nie erwachsen geworden war, das reiche Kind, den ewigen Herumhänger, die typische Niete, den Emporkömmling, der eins draufgekriegt hatte. Er blickte von Bender zu dessen Frau und wieder zurück – was tat sie eigentlich mit diesem Clown? – und hatte eine flüchtige, aber eindrucksvolle Vision davon, wie sie neben ihm im Bett lag, Brüste, Oberschenkel, üppige Lippen und so weiter. »Hören Sie, Mike«, sagte er, »vergessen Sie’s. So was passiert jedem mal. Heute, dachte ich, könnten wir Elenantilopen jagen...«
    »Elenantilopen. Scheiß auf Elenantilopen.«
    »Na gut, dann – Wasserbüffel. Viele Leute sagen, der Mbogo ist das gefährlichste Tier in Afrika.«
    Die hellen Augen wurden dunkel vor Wut. »Das hier ist nicht Afrika«, spuckte Bender. »Sondern Bakersfield.«
    Bernard gab sich jedenfalls große Mühe, und er wurde immer sauer, wenn sie das machten: wenn sie die Illusion platzen ließen, die er so gewissenhaft am Leben hielt. Schließlich verkaufte er diese Illusion – mach die Augen zu und du bist in Afrika –, und er wollte ja wirklich, daß seine Ranch Afrika war , wollte die alten Geschichten wieder zum Leben erwecken, den Gästen den Kitzel der großen Zeiten vorführen, wenn auch nur für kurze Augenblicke. Aber es war noch

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