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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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Treppenabsätze mit je sieben Stufen aus massivem, poliertem Holz hatten bis hier nach unten geführt. Dann ging es auf glatten Steinstufen weiter.
    Als sie am Ende der letzten Holztreppe angekommen waren, blieb Zalika stehen. „Ich muss dich jetzt verlassen. Den Weg kennst du ja.“
    Calliope nickte. Sie war schon einmal zu den Matriarchinnen zitiert worden.
    Die Frauen umarmten sich. Noch einmal erlebte Calliope das Gefühl von Nähe und Wärme. Dann trennten sich ihre Wege, und Calliope blieb allein.
    Calliope setzte ihren Weg nach unten fort. Wieder waren es sieben Treppenabsätze zu je sieben Stufen, wobei der Treppengang mit jedem Absatz enger wurde, bis neben ihren Schultern kaum mehr als eine Handbreit Platz blieb. Sie war umgeben von der Kälte des Steins und dem Geruch nach Erde.
    Sieben, die heilige Zahl. Symbol für Vollendung, Stärke, Ganzheit.
    Sieben stand aber auch für den abscheulichen Verrat, den Sutekh verübt hatte, als er Osiris, Isis’ Gatten, in vierzehn Teil zerhackt hatte, je sieben für die beiden Reiche Unter- und Oberägypten. Von daher rührte der uralte Hass zwischen Isis und Sutekh, und seitdem herrschte über Generationen Krieg und offene und verdeckte Feindseligkeit.
    Das Gerücht besagte, dass auch der Reaper in vierzehn Teile zerstückelt und diese weithin verstreut worden waren, um zu vermeiden, dass jemand sie zusammenfügte, sodass sie wieder von seiner Seele bewohnt werden konnten. Das schien ein deutlicher Hinweis auf Isis oder Osiris als Anstifter des Mordkomplotts zu sein. Aber wären Isis oder Osiris so plump vorgegangen? Jeder andere Unterweltfürst, der daran interessiert war, einen Krieg zu entfesseln, hätte eine solche falsche Fährte gelegt haben können.
    Calliope war am Fuße des letzten Treppenabsatzes angelangt und blieb in dem Vorraum stehen, der eng war wie ein Käfig. Links und rechts von ihr waren graue, feuchte Wände, vor ihr eine schwere Stahltür, deren Sicherung sich auf dem neuesten Stand der Technik befand. Fingerabdruck-, Iris- und Stimmerkennung, alle biometrischen Scans ließ Calliope nacheinander über sich ergehen. Begleitet vom leisen Zischen der Hydraulik, öffnete sich sodann die Tür. Calliope kannte das System und wusste, dass sie genau drei Sekunden zum Eintreten hatte, bevor der Zugang sich automatisch wieder schloss.
    In einer Art Korridor blieb sie stehen, nachdem sie eingetreten war. Hinter sich hörte sie das leise Klicken des Schlosses, mit dem gleichzeitig der Selbstzerstörungsmechanismus wieder aktiviert wurde. Wenn ein Feind hier eindringen wollte, selbst wenn er so weit gekommen war, würde die Tür explodieren. Die Sprengsätze waren so angebracht und bemessen, dass sie einen ungebetenen Eindringling mit aller Wahrscheinlichkeit töten und in jedem Fall aufhalten würden.
    Calliope wartete. Die Perfektion der Hochsicherheitstechnik war nicht das Einzige, dem sie sich unterwerfen musste. Während sie weiterging, griffen Tentakel, aus einer eigenartigen Mischung aus Licht und Finsternis geformt und von uralter Magie gesteuert, nach ihr. Calliope widerstand der Versuchung, sich aus diesen Umschlingungen herauszuwinden, die sie feucht und ekelhaft klebrig betasteten und beleckten. Jene, die diese gefährliche Magie installiert hatten, hatten dafür freiwillig ihre Seelenverdammnis in Kauf genommen.
    Das war die Philosophie der Isisgarde. Sicherheit hatte absoluten Vorrang. Die Aufopferung der Einzelnen für die Ideale der Garde war eine Selbstverständlichkeit, das Kollektiv kam vor dem Individuum. Alles und alle dienten dem höchsten Ziel: Die Blutlinie der Isis musste fortgesetzt werden.
    Ein Stück weiter des Wegs verschwand das Gefühl, von den unsichtbaren Fangarmen befingert zu werden. Der enge, in den Fels gehauene Korridor machte eine scharfe Biegung. Dahinter wurde der Weg abschüssig. Links und rechts an den Wänden sah Calliope kunstvoll herausgemeißelte alte Symbole, Hieroglyphen, die die Geschichte der Wiedergeburt erzählten. Die zwölf Tore des Osiris waren dargestellt, eines für jede Stunde der Nacht. In einigen alten Quellen war auch von einundzwanzig Toren die Rede. Calliope kannte beide Versionen.
    Bald wurde sie wieder von einer Stahltür aufgehalten, und Calliope musste die Einlassprozeduren erneut durchlaufen. In der nächsten Kammer, die sie betrat, schmückte die Geschichte von Isis und Osiris als vermähltes Geschwisterpaar und von der Geburt ihres Sohnes Horus die Wände.
    Calliope war bereits zum

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