Fleischessünde (German Edition)
mit einem dunklen, eng anliegenden Anzug bekleidet, der dem glich, den Calliope trug.
Sie war eine von ihnen, eine Schwester. Aber das waren sie alle – Schwestern der Isis, vom Blute der Göttin.
Dennoch fuhr Calliope ein eisiger Schauer durch alle Glieder.
14. KAPITEL
Ich habe den Arm dessen abgewehrt, der sich gegen das Flammen der Wüste stellt.
Ich selbst habe die Wüste in Brand gesteckt.
Ich habe den Pfad umgebogen,
Denn ich bin dein Schutz.
Nach dem Ägyptischen Totenbuch
D u hast die Deinen verraten.“ Die Anklage kam von der verhüllten Gestalt zur Linken, von Amunet.
So sanft ihre Worte auch klangen, kam der Vorwurf doch so unvermittelt, dass Calliope eine Sekunde brauchte, um sich zu besinnen. Sie hatte eine Frage erwartet, vielmehr eine Vielzahl von Fragen, aber nicht diese direkte Attacke.
„Nein“, erwiderte sie darauf, ohne ihre Antwort weiter zu begründen. Sie wartete ab, was noch kommen würde.
„Deine Schülerin macht gemeinsame Sache mit dem Feind.“
Roxy war also das Thema. Und – natürlich – wussten sie davon. „Sie ist nicht mehr meine Schülerin. Sie hat die Garde verlassen. Und nach ihrer Rangordnung hatte sie das Recht, das zu tun.“
„Du hast es nicht verhindert.“
„Mehr noch. Ich habe sie dazu ermutigt.“
Keine der Matriarchinnen zeigte eine Reaktion auf Calliopes Vorstoß. Dennoch spürte sie, dass ihre Offensive Wirkung hatte.
„Erklär dich deutlicher“, befahl Amunet.
„Der Seelensammler, mit dem Roxy jetzt zusammen ist, ist Sutekhs Sohn. Den zu provozieren, hieße Sutekh selbst zu provozieren, und ich wollte Sutekhs Zorn nicht auf die gesamte Garde lenken. Hätte sie sich entschieden, bei uns zu bleiben, hätte sie ihren Geliebten aufgeben müssen. Aber ich war überzeugt davon, dass er das nicht zulassen würde.“
Das entsprach der Wahrheit. Calliope war sicher gewesen,dass Dagan Krayl mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln um Roxy gekämpft hätte. Und das hätte für die Garde ein nicht unerhebliches Risiko bedeutet.
„Du willst damit sagen, dass du eine der Unseren geopfert hast, um das Kollektiv zu schützen?“
„So ist es.“ Insgeheim bezweifelte Calliope, dass sich Roxy als Opfer fühlte, aber das spielte jetzt keine Rolle. In den Augen der Matriarchinnen und auch in ihren eigenen war es ein Opfer.
„Wir haben es zugelassen“, erklärte Beset. „Es gibt einen Verräter in Sutekhs Reihen, der gegen ihn arbeitet. Es ist nicht von Nachteil für uns zu wissen, was dort vor sich geht.“
Dieser Hinweis bereitete Calliope Unbehagen. Deshalb wählte sie ihre Worte mit Bedacht. „Der Verräter Gahiji ist tot. Er war Sutekhs General.“ Mehr sagte sie nicht.
Ein langes Schweigen füllte die Pause, und Calliope begann zu ahnen, dass Gahiji gar nicht gemeint war. Sie hatten offenbar von einem anderen Verräter gesprochen. Mit einem Kopfschütteln fuhr Calliope fort: „Soviel ich weiß, war er der Älteste unter den Reapern. Schon seit Jahrtausenden stand er Sutekh zur Seite. Im Rang höher standen nur Sutekhs Söhne.“
Die Spannung, die in der Luft lag, steigerte sich. Die Matriarchinnen wandten ihre verhüllten Häupter einander zu wie zu einer stummen Beratung, während Calliope die Luft anhielt. War es möglich, dass es einen Verräter unter den Reapern gab, der Sutekh noch näher stand als Gahiji? Einer seiner Söhne? Und wenn, welcher?
Wenn es Dagan war, war Roxy in höchster Gefahr.
Und wenn es Malthus Krayl war? Immerhin konnte sein starkes Interesse an Kuznetsov auch als Hinweis darauf gewertet werden, denn dann hätte er sicherlich verhindern wollen, dass Kuznetsov etwas ausplauderte. Aber solche Überlegungen waren fruchtlos. Mindestens genauso wahrscheinlich war es, dass Malthus den Priester haben wollte, um von ihm zu erfahren, werder Mörder seines Bruders war, damit er Rache nehmen konnte.
Bliebe der Dritte im Bunde der Brüder. Alastor. Roxy hatte den Namen erwähnt.
„Es liegt eine weitere Anklage gegen dich vor“, sagte Beset. „Gibst du zu, vom Blut eines Seelensammlers getrunken zu haben? Gibst du zu, dass dieses Blut in dir bis zum jetzigen Zeitpunkt noch immer Wirkung tut?“
„Ich leugne es nicht.“
Hathor, die auf dem rechten Stuhl saß, rückte ein Stück auf ihrem Sitz vor. „Das Blut von einem von ihnen zu nehmen, kommt einem Verrat gleich.“
„Es ist nicht ausdrücklich verboten“, erwiderte Calliope fest. „Uns wird abgeraten, von ihnen Blut zu nehmen. Aber ich kenne kein
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