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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Abendessen ...«
    »Dieses Luder! «, schäumte Karen und wankte mit dem Drink in der Hand.
    »Nein, nein, davor esse ich nie.« Adrianne stellte eine Flasche mit Pillen vor Cathleen. »Pass für mich darauf auf, ja? Und es tut mir leid, was dir vorhin passiert ist.«
    Damit ging sie mit zittrigem Schritt aus der Bibliothek und überließ die anderen, vor allem Cathleen, ihren eigenen Gedanken.
    »Sie kommt schon klar«, beteuerte Nyvysk. »Adrianne macht das seit Jahrzehnten.«
    WAS macht sie?, fragte sich Westmore verwirrt.
    »Wenn ich’s mir recht überlege, bin ich selbst nicht wirklich hungrig«, sagte Nyvysk und erhob sich. »Ich fange damit an, oben einige Thermalgeräte anzuschließen und die Gaussmeter zu laden. Sagt dem Schreiber, er soll mir einen Rest im Kühlschrank kaltstellen.«
    Was bin ich denn hier, etwa der Hausdiener?, dachte Westmore. Auf dem Bildschirm standen auch die anderen auf. »Scheiße. Helfen Sie mir«, forderte er Karen auf und schaltete den Monitor aus.
    »Hä?«
    »Wir sollen doch das Abendessen kochen. Gehen Sie mir dabei zur Hand, ja?«
    »Klar«, gab Karen zurück. »Aber zuerst hole ich mir noch einen Drink ...«
    III
    Sie zog sich bis auf Slip und BH aus. Ihre Haut glänzte vor Schweiß, weil sie die Klimaanlage im Zimmer ausgeschaltet hatte. Aus irgendeinem Grund schienen höhere Temperaturen Adriannes übersinnliche Begabung zu unterstützen – ihre »Spritztouren«, wie sie diese gern nannte. Sie hatte sich für das kleinste Schlafzimmer entschieden, das sie im fünften Stock finden konnte. Adrianne bevorzugte als Ausgangspunkt eine beengte Umgebung, denn so fühlte sich die Rückkehr von einer Spritztour weniger verwirrend an, weil sie aus einem weitläufigen und oft kaum definierbaren Umfeld wie durch einen Trichter in einen Raum mit klaren Bezugspunkten zurückkam.
    Ich glaube kaum, dass mich jemand sehen kann, dachte sie etwas verunsichert. So hoch oben im fünften Stock? Sie hatte Hemmungen wegen ihres Körpers. Im Vergleich zu Cathleen und Karen wäre ich die Letzte, nach der sich ein Kerl umdrehen würde . Im Zimmer brannten mehrere Lampen. So erhaschte Adrianne im länglichen Ankleidespiegel ungewollt einen Blick auf sich selbst: Zu dünne Arme und Beine, zu kleine Brüste, ein Bauch, der einen Teil seiner Geschmeidigkeit bereits verlor. Sonnenbräune besaß sie nicht, aber sie hoffte, während ihres Aufenthalts zumindest daran ein wenig arbeiten zu können. Der Anblick ihrer vorstehenden Hüftknochen entlockte ihr ein Stöhnen. Lonolox bot zwar unerlässliche Vorteile für Astralwanderungen, eine der Nebenwirkungen jedoch war beschleunigte Fettverbrennung. Adrianne konnte essen wie ein Scheunendrescher, ohne ein Gramm zuzunehmen. Das war ein Teil ihres vielseitigen Fluchs.
    Das und der komplette Verzicht auf Sex, weil sie nur so die Kontrolle behielt ...
    Bei den Tabletten, die sie unten bei Cathleen gelassen hatte, handelte es sich um starke Schlafmittel; diejenigen in ihrer Tasche sollten vorerst ihr Geheimnis bleiben.
    Einige Minuten lang saß sie auf dem hohen Himmelbett, atmete tief durch und ließ den Raum auf ihre Sinne einwirken. Da es sich um ein Experiment handelte, musste sie sich entspannen und in das eintauchen, was sie als ihre Zone definierte. Dann stand sie auf, zog die Verandavorhänge auseinander und öffnete die Glastüren, ohne darauf zu achten, dass sie halb nackt war. Die Hitze der Nacht strömte herein, liebkoste sie, verursachte weiteren klebrigen Schweiß und die Ruhe, die sie brauchte. Sie blickte den weitläufigen Hang hinab und sah nur dunkle Wälder und den gelblichen Mond, der gerade aufging.
    Es ist an der Zeit, dachte sie. Adrianne wusste, dass sie es hinauszögerte ... und dass sie sich fürchtete. Genau wie die anderen konnte auch sie das Haus fühlen, aber sie hatte nichts gesagt, weil sie so lange wie möglich die Sicherheit brauchte, die damit einherging, objektiv zu bleiben. Abgesehen von der kleinen Lampe auf dem Nachttisch schaltete sie die komplette Beleuchtung im Zimmer aus. Die mitternachtsblaue Tapete mit kreuzförmigen Symbolen in verschiedenen Größen beruhigte sie als Christin. Als Nächstes schenkte sie sich aus einem Krug neben dem Bett ein Glas Wasser ein und holte ihre andere Pillenflasche hervor.
    Lonolox war ein psychoaktives Medikament und verfügte in geringem Maß auch über schmerzlindernde Eigenschaften. Die pharmazeutische Kontrollbehörde hatte die stärkeren Varianten anderer Hersteller längst aus dem

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