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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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erinnerte sich an ihre erste Transvision des heutigen Tages: Der Schriftsteller hatte im Büro im zweiten Stock herumgeschnüffelt. Dabei hatte er einen in der Wand eingelassenen Tresor aufgespürt.
    Tresor , dachte sie.
    Und schon sah sie ihn unmittelbar vor sich.
    Hinein, hinein ...
    Nummernschilder, Straßennamen und Adressen sowie Informationen in Dokumenten und auf Computerbildschirmen zu lesen, war der größte Nutzen der Transvision, zumindest wenn sie für militärische und polizeiliche Zwecke zum Einsatz kam – Adrianne hatte eine gute Schulung genossen. Diesmal jedoch versagte sie kläglich.
    Sie konnte in dem Panzerschrank keine Details ausmachen. Nur Dunkelheit.
    Gib’s auf!, sagte sie sich. Als sie sich aus dem Tresor zurückzog, was an das Einfahren des Zoomobjektivs bei einer Kamera erinnerte – sah sie doch noch etwas: ein gerahmtes Motiv, das ziemlich alt wirkte, ein Kupferstich. Sie kniff ihr geistiges Auge zusammen und der Schlitz ihres Blickfelds richtete sich zuerst auf eine unmenschliche Fratze mit ausdruckslosem Blick, dann auf die darunter eingravierten Wörter: ICH, WIE ICH ES WAGE, DAS ANTLITZ AUS MEINER VISION NACHZUBILDEN: BELARIUS.
    Weder der Text noch der Kupferstich sagten ihr etwas. Es wurde Zeit abzubrechen, aber nachdem sie längere Zeit gar keine Transvision mehr betrieben hatte, freute sie sich darüber, nicht aus der Übung geraten zu sein. Sie fühlte sich dadurch besser eingestimmt ...
    ... was gut für das war, was als Nächstes folgen sollte.
    Adrianne öffnete auf dem Bett die Augen. Ihr Blick fiel auf faszinierend detailreiche Metallkacheln an der Decke. Sie führte die Hände erst zu ihrem Gesicht, dann zu ihren unter dem BH verborgenen Brüsten, ihrem Unterleib, ihren Schenkeln. Schweiß hatte den Büstenhalter und den Slip befeuchtet, und ihre Haut fühlte sich wie glasiert an. Hitze belebte sie immer und steigerte ihre Wahrnehmung zusätzlich.
    Die volle Wirkung des Lonolox hatte inzwischen eingesetzt und verzerrte ihren Mund zu einem albernen Grinsen. Vermutlich war es diese hervorstechendste Nebenwirkung des Wirkstoffs, die auf Adrianne die größte Anziehungskraft ausübte – eine innige Befriedigung, die einem Orgasmus nahekam. Benutzte sie das Zeug unterbewusst, um echte sexuelle Befriedigung zu ersetzen? Die beiden Empfindungen waren zwar nicht völlig identisch, aber erstaunlich ähnlich. Angesichts der Tatsache, dass sie seit beinahe einem Jahrzehnt keinen Mann mehr im Bett gehabt hatte, erschien ihre Abhängigkeit umso verständlicher. Adrianne konnte nicht einmal masturbieren – ein Genuss, nach dem sie sich sehnte.
    Doch sie fürchtete sich zu sehr, um es jetzt zu tun ...
    Sie entspannte sich, schloss die Augen wieder und behielt ihre Kreuzigungshaltung bei. In Gedanken betete sie: Gott, ich weiß, dass das, was ich bin, ein Teil von dir ist. Erlöse mich inmitten dieses bösen Ortes und beschütze mich ...
    Ihr Unterleib krampfte sich zusammen und ihr Gesicht schien anzuschwellen, als weiche etwas aus ihrem Körper, das größer war als er selbst. In gewisser Weise stimmte das auch. Innerhalb eines Wimpernschlags war es vorbei.
    Eine Astralwanderung fühlte sich an, als steckten Augen und Gehirn in einem transparenten Heliumballon. Das war die beste Umschreibung, die sie Leuten anbieten konnte, die es noch nicht selbst erlebt hatten. Sie fühlte sich elastisch und formlos, ein Boot mit defektem Ruder in einem Meer aus Äther.
    Adrianne blickte auf ihren eigenen Körper herunter, der nach wie vor auf dem großen Bett lag.
    Wenn sie ihren Körper verließ, war sie nur noch über ein flüchtiges Nervenband mit ihm verbunden, das Astralwanderer manchmal als ihre »Seelenleine« bezeichneten.
    Dann wich sie zurück und verschwand aus dem Raum.
    Sie besaß weder Hände, mit denen sie etwas berühren konnte, noch Füße zum Laufen; stattdessen flog das Gefäß ihres Geistes.
    Durch Türen, durch Wände. Durch lebensgroße Statuen aus solidem Marmor. Im dritten Stock durchdrang sie die Tür der Kommunikationszentrale und schwebte über Nyvysk, der mit einem seiner Instrumente hantierte. Als sie sich durch seinen Körper lenkte, zuckte er zusammen und stieß hervor: »Verdammt, ist das kalt!« Er sah sich um, schaute auf und schüttelte den zottigen Kopf. »Ich weiß, dass du hier irgendwo bist, Adrianne. Aber bitte lass das sein!« Adrianne lachte in sich hinein, dann verließ sie den Raum und ließ sich durch den Teppich, die Bodenbefestigungen und die nächste

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