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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Sie sich dazu in der Lage fühlen.«
    »Oh, es geht mir gut. Ich bin an transitive Kontakte gewöhnt.«
    Westmore wusste nicht einmal genau, was ein »transitiver Kontakt« sein sollte, aber ihn überraschte, wie beiläufig sie mit ihrem offensichtlichen Trauma umging. Für eine Frau, die gerade sexuell misshandelt wurde, nimmt sie es ziemlich gut auf. Cathleen aß mit Heißhunger und verputzte neben dem gesamten Hummerschwanz auch eine beachtliche Portion Salat und Kartoffeln.
    Willis hingegen schien kurz vor dem Verhungern zu stehen und trotzdem nicht zu merken, dass Essen vor ihm stand. Er hockte mit hängenden Schultern und dunklen Ringen unter den Augen zusammengesackt auf der Couch. »Tja, mir geht es nicht gut. Dieses Haus ist definitiv geladen. Das wissen wir inzwischen alle.«
    »Dem stimme ich zu«, meldete sich Nyvysk zu Wort.
    »Was genau bedeutet das?«, wollte Westmore wissen.
    »Das ist unsere Art zu sagen, dass es spukt«, erklärte Nyvysk. »Es ist ein technischer Begriff. Nehmen wir zum Beispiel ein Haus mit einem Haufen Menschen darin. Jede Person sondert ein elektromagnetisches Feld ab. Eigentlich alles, was lebendig ist, einschließlich Pflanzen. Spezialinstrumente wie Ionensensoren, Thermografen und Radiometer können das Vorhandensein eines solchen Feldes erfassen. Auch wenn man es nicht sehen kann, ist es messbar und damit objektiv nachweisbar. Entfernt man nun alle Pflanzen und Menschen aus dem Haus und misst immer noch elektromagnetische Energie, dann spricht man von einem geladenen Haus. Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten wie Cathleen und Willis verfügen über natürliche Sensoren, wenn man so will. Sie können verschiedene Aspekte einer solchen Ladung fühlen und sehen.«
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Westmore.
    »Ich besitze keine Sensitivitäten. Deshalb habe ich meine Ausrüstung – eine alternative Methode zur Bestätigung solcher Phänomene.«
    »Nein, nein, ich meine, was Sie gerade vorher gesagt haben«, ruderte Westmore zurück. »Sie erzählten, Sie hätten auch etwas erlebt.«
    Nyvysk stocherte ebenfalls nur in seinem Essen herum. »Eindeutige Stimmphänomene. Audioaufzeichnungen.«
    »Von Geistern, meinen Sie.«
    »Ja.«
    Westmore starrte ihn an. »Und Sie haben diese Aufzeichnungen tatsächlich?«
    »Oh ja. Ich habe über den ganzen Tag verteilt positive Messwerte erhalten.«
    Niemand am Tisch schien darüber sonderlich erstaunt zu sein, was Westmore beunruhigte. »Ich will sie hören.« Bestürzt ließ Westmore den Blick über die anderen am Tisch wandern. »Tut mir leid, Leute, aber für mich klingt das nach einer großen Sache. Will denn niemand sonst diese Bänder hören?«
    Willis schien ihn gar nicht wahrzunehmen und Cathleen zuckte nur mit den Schultern. »Wir haben sie schon gehört«, sagte sie und schaufelte weiter Salat und Kartoffeln in sich hinein. »Eigentlich ist es keine große Sache.«
    »Die Aufzeichnungen liefern eine notwendige wissenschaftliche Legitimierung«, erklärte Nyvysk. »Das ist hilfreich, weil es schneller bestätigt, dass die Villa wirklich geladen ist und wir nicht alle unsere Zeit verschwenden.«
    »Und ich würde empfehlen, dass Sie sich die Bänder nicht anhören«, warf Willis ein. Er spielte mit seiner Gabel herum und trug immer noch seine Strickhandschuhe.
    »Warum nicht?«, wollte Westmore wissen.
    »Weil einem die Stimmen manchmal Dinge erzählen, die man nicht hören will.«
    Die Antwort erregte und beunruhigte Westmore gleichermaßen.
    »Ich möchte die Geister hören«, ergriff schließlich Karen das Wort und schwenkte die Eiswürfel in ihrem Glas.
    »Später«, versprach Nyvysk. »Lassen Sie mich erst zu Ende essen.«
    Westmore versuchte, selbst etwas zu sich zu nehmen, schmeckte den Hummer jedoch kaum, während er über alles nachdachte. Die merkwürdig gedämpfte Stimmung im Raum drückte auf den Tisch wie eine äußerst niedrige Decke.
    »Wo ist Mack?«, fragte Karen, als wollte sie lediglich das Schweigen brechen.
    »Ich glaube, er hat einen Teller mit Essen hinauf zur Frau vom Schlüsseldienst gebracht.«
    »Wie sieht es mit dem Wandtresor aus?«, erkundigte sich Nyvysk.
    »Sie sagt, vielleicht bekommt sie ihn auf, vielleicht auch nicht.«
    » Sie? «, hakte Karen nach. »Der Schlüsseldienst hat eine Frau geschickt?«
    »Ja.« Fragen Sie mal Mack nach den dreckigen Details, dachte Westmore grinsend. »Sie hat gesagt, es könnte die ganze Nacht dauern.«
    Nyvysk legte durch den Bart die Finger ans Kinn. »Mich

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