Fliedernächte: Roman (German Edition)
dort hinschleifen, sofern ich nicht freiwillig mindestens einen Yogakurs belege.«
»Es wird dir gefallen«, meinte Hope, musste aber lachen, als sie den Ausdruck des Zweifels und der Angst in Carolees Miene sah. »Ehrlich.«
»Hm.« Carolee griff nach dem Spültuch und widmete sich mit Hingabe der Säuberung der Arbeitsplatte. »Max und Donna Vargas sind von ihrem Zimmer hellauf begeistert und schwärmen besonders von dem schicken Bad. Von unseren Jungvermählten hingegen hab ich bisher noch keinen Ton gehört.«
»Das hätte mich auch gewundert.« Hope fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Nachdem sie zwei Jahre lang einen extremen Kurzhaarschnitt getragen hatte, war sie gerade dabei, ihre schwarzen Haare wachsen zu lassen, und ständig strich sie sich irgendwelche Strähnen aus dem Gesicht. »Ich werde schnell mal Max und Donna begrüßen und mich nach etwaigen Wünschen erkundigen und dann auf einen Sprung bei Clare vorbeischauen.«
»Gesten Abend beim Treffen des Buchclubs hab ich sie gesehen. Ihr Babybauch rundet sich so langsam. Ach, Hope, frag doch Max und Donna, ob sie noch Pfannkuchen mögen – es ist noch jede Menge Teig übrig.«
»Okay, ich werde sie fragen.«
Nachdem sie sich im Speisesaal davon überzeugt hatte, dass es ihren Gästen an nichts fehlte, traf sie auf dem Weg nach oben das junge Brautpaar.
»Guten Morgen.«
»Oh, es ist ein wunderschöner Morgen.« Ein Strahlen glitt über das Gesicht der frischgebackenen Ehefrau und verriet Hope, dass es ein wirklicher Honeymoon gewesen war. »Guten Morgen. Ein so traumhaftes Zimmer hab ich nie zuvor gesehen. Alles ist einfach wunderbar. Ich kam mir vor wie eine Prinzessin.«
»Königliche Hoheit.« Hope deutete eine Verbeugung an, und beide Frauen lachten fröhlich auf.
»Die Idee, jedes der Zimmer einem berühmten Liebespaar zu widmen und es dementsprechend einzurichten, war echt toll.«
»Paaren, die miteinander glücklich waren«, fügte Troy hinzu, und seine Frau sah ihn mit einem seligen, verträumten Lächeln an.
»Genau wie wir. Tausend Dank. Unsere Hochzeitsnacht in Ihrem Haus war wirklich etwas ganz Besonderes. Genauso hatte ich es mir vorgestellt, rundherum perfekt.«
»So soll es ja sein.«
»Übrigens, eigentlich sollten wir die Suite ja am Vormittag räumen …«
»Falls Sie ein wenig länger bleiben wollen, kein Problem.«
»Nun, offen gestanden …«, setzte April an.
»Kurz und gut, wir würden gerne noch eine Nacht bleiben«, ergänzte Troy und schlang einen Arm um Aprils Schultern, zog sie dicht zu sich heran. »Eigentlich wollten wir weiter nach Virginia fahren und uns unterwegs etwas zum Übernachten suchen, aber nachdem es uns hier so gut gefällt, bleiben wir lieber. Es kann auch ein anderes Zimmer sein.«
»Wir freuen uns natürlich, wenn Sie länger bleiben wollen, und Ihr Zimmer ist bis morgen frei.«
»Wirklich?« April machte einen Freudensprung. »Das ist super. Vielen, vielen Dank.«
»Es ist uns ein Vergnügen. Freut mich, dass Sie den Aufenthalt in unserem Haus genießen.«
Wenn die Gäste glücklich waren, dann steigerte das ebenfalls ihre Zufriedenheit, dachte Hope, während sie nach oben in ihre Wohnung hastete, sich ihre Handtasche schnappte und wieder nach unten eilte zur Hintertür hinaus, um die Ecke herum zur Straße und über den Marktplatz. Sie verzichtete darauf, kurz bei Avery reinzuschauen. Heute nicht, denn sie war neugierig, was Clares Arzt gesagt hatte. Heute sollte nämlich ein Ultraschall gemacht werden, der vielleicht Aufschluss über das Geschlecht des Kindes gab. Alle warteten gespannt darauf, ob es das erhoffte Mädchen war.
Während sie an der roten Ampel stehen blieb, blickte sie die Hauptstraße hinunter und entdeckte Ryder Montgomery, den ältesten der drei Brüder vor dem Haus, das gerade zu einer Bäckerei umgebaut wurde. Neben dem Fitnessstudio Justines neuestes Lieblingsprojekt und ein weiterer Mosaikstein in dem expandierenden Familienimperium. Boonsboro hatte lange keine eigene Bäckerei besessen, also schlossen die Montgomerys diese Lücke.
So einfach war das.
Hope musterte Ryder. Die Jeans zerrissen und fleckig von Farbe, Gips und Gott weiß was, den Werkzeuggürtel umgehängt wie das Patronenhalfter eines Westernhelden, stand er da mit in die Hüfte gestemmten Fäusten in der für ihn typischen lässigen Pose und sprach mit zwei Arbeitern. Auf seinen wirren dunklen Locken saß wie so oft eine Baseballkappe, und seine grünen, goldgesprenkelten Augen waren hinter
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