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Fliedernächte: Roman (German Edition)

Fliedernächte: Roman (German Edition)

Titel: Fliedernächte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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noch Schnee lag. Der Himmel war winterlich grau und der Wind bitterkalt.«
    Lächelnd schlug sie die Augen wieder auf. »Aber da stand Billy, und sofort wurde mir warm. Ich hätte eigentlich nicht mit ihm sprechen dürfen und er nicht mit mir. Doch es war, als hätten wir uns immer schon gekannt. Ein Blick, ein Wort reichten, und uns gingen die Herzen auf. Wie in den Romanen, die Cathy mir immer vorgelesen hat und über die ich oft gelacht habe.«
    Hope wollte sie unterbrechen, sie an den Namen erinnern, aber es schien klüger, sie einfach weiterreden zu lassen.
    »Wir trafen uns, wann immer ich mich heimlich zum Fluss hinunterschleichen konnte, und haben uns den ganzen kalten März, den leuchtenden Frühling und den sonnigen Sommer hindurch geliebt.«
    Sie zeigte mit der Hand auf Hope. »Du weißt, wie das ist. Ihr alle kennt dieses Gefühl, dass man jemanden von ganzem Herzen liebt. Nur war er bloß ein Handwerker und damit in den Augen meines Vaters unwürdig für seine Tochter. Das wussten wir.«
    »Hat dein Vater es herausgefunden?«, fragte Hope.
    »Zunächst nicht. Er wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich so etwas tun könnte. Bis er mir meinen künftigen Ehemann präsentierte. In dem Moment begehrte ich auf. Trotzdem tat er zunächst so, als sei alles in Ordnung, plante einfach weiter meine Hochzeit. Und eigentlich vermochte ich nichts gegen ihn auszurichten – mir blieb ja kaum eine andere Wahl. Und der Krieg …«
    Sie wandte sich an Clare. »Du hast erlebt, was der Krieg für die Menschen bedeutet. Für die, die ins Feld ziehe n, ebenso wie für die, die zurückbleiben und vol ler Angst auf ihre Liebsten warten. Er hat zu mir gesagt, er müsse gehen und kämpfen, wenn er seine Ehre nicht verlieren will. Ich flehte ihn an, das nicht zu tun, doch er ließ sich nicht davon abbringen. Also beschloss ich davonzulaufen. Mit ihm zu gehen, ihn zu heiraten – ich sollte bei seiner Familie bleiben, bis er wiederkommen würde.«
    »Und wo war seine Familie?«, drängte Avery.
    »Hier?« Lizzy sah sich um, und ihre Finger zerrten an dem hochgeschlossenen Kragen ihres Kleides. »In der Nähe? Es verblasst. Sein Gesicht, seine Stimme und seine Berührung sind noch klar. Er hat harte Hände. Harte, starke Hände. Ryder.«
    »Ja«, murmelte Hope. Harte, starke Hände. »Dann bist du also mit Billy durchgebrannt?«
    »Ich konnte nicht. Mein Vater unterschrieb an genau jenem Abend meinen Ehevertrag. Statt zu schweigen, schrie ich ihn an, wehrte mich. Ich erklärte meinem Vater, dass ich nur aus Liebe heiraten würde. Er könne machen, was er wolle – trotzdem würde ich nicht tun, was er von mir verlangt. Daraufhin schlug er mich und sperrte mich in meinem Zimmer ein.«
    Sie berührte ihre Wange, als seien die Schläge ihres Vaters unverändert zu spüren. »Deshalb konnte ich nicht weg. Drei Tage und drei Nächte hielt er mich bei Brot und Wasser gefangen. Dann tat ich, was ich schon vorher hätte tun sollen. Ich sagte ihm, ich würde gehorchen. Bat ihn um Verzeihung. Belog ihn nach Strich und Faden, nur um freizukommen. In der nächsten Nacht verließ ich mit dem, was ich auf dem Leib trug, und einer kleinen Tasche dieses Haus und meine Familie und nahm den Zug nach Philadelphia. Ich hatte fürchterliche Angst und war zugleich furchtbar aufgeregt. Weil ich auf dem Weg zu Billy war. Dann fuhr ich mit einer Kutsche weiter. Es war drückend heiß in diesem Sommer. Unterwegs wurde ich krank. Ich schrieb … an seine Mutter, glaube ich. Die Erinnerung daran verblasst. Und kam hierher.«
    »Billy war in diesem Hotel?«, fragte Hope.
    »In der Nähe. Mit den Soldaten. Ich konnte den Kanonendonner hören, als ich krank in meinem Bett lag. Billy würde kommen. Er hatte es versprochen. Deshalb wartete ich.«
    »Eliza, ich brauche seinen Namen. Seinen ganzen Namen.« Hope stand wieder auf. »Er heißt also William.«
    »Nein, er heißt Billy. Joseph William. Er wollte uns ein Haus mit seinen eigenen Händen bauen. Wird Ryder dir ein Haus bauen?«
    »Er hat bereits ein Haus, Eliza.«
    »Und einen Hund. Wir wollten Hunde. Weil ich meine Hunde und mein Heim und meine Familie verloren hatte. Aber wir würden das alles selbst haben. Ein Haus, eine Familie … Wenn ich mich nicht irre, trug ich bereits ein Kind unter dem Herzen.«
    »O Gott«, murmelte Avery.
    »Ich glaube …, Frauen wissen so etwas. Stimmt das?«, wandte Lizzy sich an Clare.
    »Ja, genauso ist es.«
    »Ich hab es ihm nie gesagt. Schließlich merkte ich es selbst

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