Flieg, Hitler, flieg!: Roman
befehligte, so viel wie ein guter Anwalt verdiente und dem Vernehmen nach innerhalb von dreißig Minuten alles Erdenkliche besorgen konnte, von einer Flasche 1959er Château Mouton-Rothschild bis zu einer Prostituierten, die aussah wie Ljudmila Putin, aber es war der Titel, den Grublock ihm verliehen hatte.) Natürlich waren die Sicherheitsvorkehrungen streng, aber er kannte mein Gesicht oder vielleicht auch nur meinen Geruch von früheren Besuchen und schien bereit, alles zu tun, um meine Trimethylaminurie aus seiner Halle zu entfernen, wo genau wie in den Fahrstühlen rund um die Uhr auf Plasmabildschirmen Wirtschaftssender ohne Ton liefen.
»Fishy«, sagte Grublock, als er die gewundene Treppe in sein Wohnzimmer herunterkam. Sein gerötetes Gesicht, die rosa Hemden, der runde Bauch und die von der Privatschule geprägten Umgangsformen bildeten immer einen Kontrast zu den vampiristischen skandinavischen Möbeln. (Oder dem ganzen Nazikram, was das betrifft.) »Was zum Teufel machst du hier? Warum hast du nicht angerufen, wenn es so wichtig ist?«
»Ich weiß, wer Zroszak umgebracht hat.«
»Sprich weiter.«
»Er war in meiner Wohnung. Er ist ein Ariosoph.«
»Ein was?«
»Das war ein deutscher Geheimbund.« Ich begann mit einer Erklärung, aber Grublock schnitt mir das Wort ab.
»Fishy, ich bin mir inzwischen ganz sicher, dass er für die Japaner arbeitet.«
»Sie müssen mir sagen, was Zroszak gesucht hat. Ich bin jetzt in die Sache verwickelt. Er hatte eine Kanone.«
»Aber hier bist du in Sicherheit. Und wenn du es unbedingt wissen musst, er hat nach einem Käfer gesucht. Jetzt muss ich ein paar Leute anrufen, um die Sache zu regeln – zuerst Teymur –, und wenn du hierbleiben willst, schlage ich vor, dass du dich wäschst. Dein Bouquet ist noch unerträglicher als sonst.«
Ich wusste, dass Grublock mir nicht mehr sagen würde. Und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich glauben sollte, was er mir schon erzählt hatte. Als ich mich in Grublocks enormem Badezimmer aus Marmor auszog, wo die Dusche kräftig genug war, um einen Block Zement abzutragen, dachte ich über den Brief von Hitler an Philip Erskine nach. Wie wahnsinnig stolz musste Erskine, wer auch immer er war, gewesen sein, als er ihn las. »Ich habe Geschenke von Päpsten, Magnaten und Staatsoberhäuptern erhalten, aber keines war so einzigartig oder unerwartet wie Ihre freundliche Gabe.« Das konnte nicht nur ein Käfer gewesen sein. Grublock machte sich über mich lustig. Er machte sich lustig über mich, ausgerechnet in dieser Nacht, da mein Leben wegen eines Auftrags in Gefahr war, den ich ohne Vergütung für ihn ausgeführt hatte. Doch nach einer heißen Dusche war ich schon etwas weniger aufgewühlt, und während ich mich mit einem monogrammverzierten Handtuch abtrocknete und einen monogrammverzierten Bademantel anzog, freute ich mich darauf zu sehen, wie Grublock seine Streitkräfte mobilisierte. »In meiner Wohnung könnte es Hinweise geben«, begann ich auf dem Weg aus dem Badezimmer. Ich hielt inne, als mir einfiel, dass Grublock noch am Telefon sein könnte.
Er war aber nicht am Telefon. Er saß in einem Sessel und hatte die Hände hinter den Kopf gelegt. Und der Waliser stand an der Tür und richtete seine Waffe auf Grublock. Er sah mich an.
»Setzen Sie sich bitte. Sie müssen sich nicht mit dem Alarmknopf aufhalten. Ich habe ihn außer Funktion gesetzt.« Er schien nicht annähernd so böse auf mich zu sein, wie ich es auf jemanden gewesen wäre, der mir gerade einen Becher giftiger Pisse ins Gesicht geschüttet hatte. Wie war er hereingekommen?
»Sie machen einen lachhaften Fehler«, sagte Grublock gelassen. »Sie wissen nicht, wer Ihr Auftraggeber ist, habe ich recht? Sie werden von einem anonymen Treuhandkonto bezahlt.«
»Ja.«
»Ich bin es. Ich zahle. Sie arbeiten für mich. Sie wissen es nur nicht. Hören Sie, Zroszak hatte es fast geschafft. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auf die eine oder andere Weise innerhalb von zwei Wochen bekommen hätte, was ich haben wollte. Dann wollte ich es verkaufen. Und wenn die Japaner erfahren hätten, dass Sie ebenfalls Jagd darauf machen – natürlich ohne zu wissen, dass Sie für mich arbeiten –, hätte sich der Preis wahrscheinlich verdoppelt oder verdreifacht. Ich habe nur nicht erwartet, dass Sie so schnell sind. Ich habe nicht erwartet, dass Sie Zroszak erwischen, bevor der mir erzählen konnte, wo das verdammte Ding ist. Und ich habe ganz bestimmt nicht erwartet,
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