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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Jackentasche gelassen. Würde mich
wundern, wenn die Versicherung zahlt.«

    Â»Hm«, machte Danner.

    Ich überlegte fieberhaft, was dieser Diebstahl mit
unserem Sex-Handy-Fall zu tun haben könnte. Dabei kam ich zu dem gleichen
Ergebnis wie Staschek: gar nichts. Überall wurde geklaut, eben auch in
Kindergärten.

    Ich versuchte, in Danners Gesicht zu erkennen, ob er anderer
Ansicht war, aber er verzog keine Miene.

    Â 

13.

    Es war bereits dunkel, als ich am
frühen Abend durch die Häuserschluchten der Bochumer Innenstadt schlenderte. An
dem schmalen Streifen Nachthimmel, den ich zwischen den scharfkantigen
Silhouetten der Hochhäuser sehen konnte, stand ein blasser, runder Mond. Sein
fahles Licht schaffte es aber nicht bis zu mir herunter. Oder es wurde von den
Schaufensterbeleuchtungen geschluckt.

    Ãœber meinen zwei Pullovern und der Cordjacke hatte ich
einen dicken Schal um Hals und Kinn geschlungen, denn es war so kalt geworden,
dass mein Atem in Sekundenschnelle zu hellen Wolken gefror. Und in meinen
Turnschuhen trug ich zwei Paar Socken. Schließlich musste ich damit rechnen,
draußen zu übernachten, und ich war mir trotz der Kleidungsschichten nicht ganz
sicher, ob ich darauf vorbereitet war.

    In der Eisdiele am Ende der Fußgängerzone herrschte ohne
Rücksicht auf den Winter Betrieb. Zwischen den Tischen vor der Tür hatte man
riesige Heizpilze aufgestellt, deren Schirme die Wärme auf die aufgehübschten
Menschen verteilten, die mit Kaffeetassen und Glühweinpötten in den Händen
darunter standen.

    Ich schlich unwillkürlich auf die andere Seite der Fußgängerzone
hinüber, an Schaufenstern vorbei, in denen teure Uhren, Goldschmuck und
glitzernde Abendroben angeboten wurden. Plötzlich war ich sehr weit weg von
diesen Menschen mit ihren modischen Frisuren und perfekt sitzenden Jeans. Dabei
hatte ich erst letzte Woche mit meinen Freundinnen genau hier gesessen.

    Ein paar vielleicht Siebzehnjährige musterten mich so erfreut,
als würde ich auf acht haarigen Beinen an der Eisdiele vorbeikrabbeln.

    Â» Lila?«
    Ups.
    Â» Lila? Nee, oder?« Stascheks Tochter Lena kam
zögernd auf mich zu. Schlank und groß, in knackigen Jeans und schwarzen
Stiefeln mit Absatz und mit großen Rehaugen in Stascheks schmalem Gesicht
passte sie ausgezeichnet in die angesagte Eisdiele.

    Obwohl ich kaum zwei Meter von meiner besten Freundin
entfernt stand, war ich in meinem Zwiebel-Outfit, überschminkt und mit
Punkfrisur unerreichbar weit weg.

    Â»Oh. Hi, Lena.« Der Schal rutschte von meiner Nase. Wie
hatte sie mich überhaupt erkennen können?

    Karo und Franzi waren ein paar Meter zurückgeblieben und
blinzelten nur.

    Â»Papa sagt, du knallst wieder durch.«

    Na toll! Staschek hatte gepetzt.

    Â»Quatsch«, knurrte ich. »Wie kommt der denn darauf?«

    Lena musterte mit gerunzelter Stirn meine lila Haarfransen
unter dem rechten Saum von Danners dunkler Mütze.

    Â»Hat Lenny euch etwa beauftragt, mir hier aufzulauern?«

    Â»Er meinte, du würdest vielleicht heute Abend am Bahnhof
auftauchen«, gestand Lena ohne schlechtes Gewissen. »Er hofft, wir können dir
den Schwachsinn ausreden.«

    Dieser intrigante Mistkerl!, fluchte ich innerlich.
Glaubte der, ich würde wie Papis Liebling sicher behütet in der warmen Stube
sitzen bleiben? Und nächste Woche fing er womöglich an zu predigen, ich solle
studieren, damit was Anständiges aus mir wird.

    Karo und Franzi kamen jetzt ebenfalls näher.

    Â»Lila! Bist du total crazy? Was ist mit deinen Haaren passiert?«,
quietschte Karo entsetzt. Die große Sechzehnjährige trug zu ihrer wattierten
Winterjacke einen pinkfarbenen Lackminirock. Die Empörung hätte ich eher von
Franzi erwartet, denn Karo war normalerweise für jedes Aufregestyling offen.

    Â»Papa sagt, du schlitterst da wieder in irgendwas rein!«
Lena starrte mich an wie ein verschrecktes Reh. »Du hast doch nichts genommen,
oder?«

    Genommen?

    Ich stöhnte. Ihre Gedanken konnte ich in ihrem Gesicht
ablesen: Du warst doch neulich erst zur Entgiftung im Krankenhaus.

    Mann, das war doch schon fast einen Monat her!

    Â»Ich habe natürlich nichts genommen«, knurrte ich gereizt.
»Ich arbeite nur. Ist mein Job, falls du dich erinnerst.«

    Lena blinzelte. Wahrscheinlich erinnerte sie sich
wirklich erst jetzt dran, dass ich Privatdetektivin war. Für

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