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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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man doch.«

    Â»Du tickst wohl nicht richtig! Günne hat mir eben Bens
Anzeige auf den Tisch gelegt.«

    Â»Ach so«, begriff ich. »Und weil du nach der langen
Schreibtischhockerei ein bisschen Bewegung brauchtest, hältst du zur
Abwechslung mal nach bunt gefärbten Haaren Ausschau.«

    Â»So ungefähr«, bestätigte Staschek. »Und der erste Punk,
dem ich begegne, bist du!«

    Ich grinste: »Freut mich, dass dir mein Outfit gefällt.«

    Â»Mann, Lila! Das ist keine Karnevalsfeier«, schimpfte der
Kommissar und fuhr sich aufgeregt durch die samtigen Haare. »Ben hat mal wieder
mehr Schwein als Verstand gehabt! Die Typen sind gefährlich, das ist ’ne Sache
für die Kollegen.«

    Â»Lasst euch durch mich nicht von der Arbeit abhalten.«

    Â»Nee, Fräulein, so nicht. Ab nach Hause, Haare waschen!«,
kommandierte Staschek, packte mich an den Schultern und schob mich in Richtung
Auto.

    Â»Leck mich!«, protestierte ich empört.

    Ãœberzeugt, Zeuge einer Verhaftung zu werden, betrachtete
mich der Abiturient im BMW so neugierig, als sei ich ein zu sezierendes Insekt
im Biologieunterricht. Noch einer, den mein Outfit überzeugte.

    Â»Spiel dich nicht auf, als wärst du mein Vater!«, zickte
ich Staschek an.

    Einen Moment lang schnappte der Kommissar ratlos nach
Luft. Eine Reaktion, die man auch beobachten konnte, wenn seine Tochter Lena
frech wurde.

    Â»Und ob!«, fand er seine Sprache wieder. »Wenn du jetzt
nicht artig einsteigst, nehme ich dich fest und stecke dich in U-Haft. So wie
du aussiehst, fragen die Kollegen nicht mal nach.«

    Â»Na schön«, lenkte ich ein.

    So brauchte ich zumindest nicht nach Hause zu laufen.

    Â 
    Als ich mit Staschek die Kneipe betrat, saß Danner
bereits wieder am Tisch vor der Theke. Mittagspause.

    Er sah von seinem Teller Eintopf auf. Etwas länger, als
nötig war, um uns zu erkennen – was mir verriet, dass auch er meine neue Frisur
zu würdigen wusste.

    Ich setzte mich neben ihn vor meinen bereitstehenden
Teller. Wenigstens kochte Molle wieder, wir würden nicht verhungern. Danner
schob sich den nächsten Löffel Steckrüben in den Mund.

    Â»Hölle!«, staunte Molle, als er aus der Küche kam.
»Wahnsinn, Lila!«

    Â»Kannst du mir mal erklären, was das zu bedeuten hat?«,
nutzte Staschek das Stichwort, weil Danner keine Anstalten machte, in Panik
auszubrechen.

    Danner seufzte: »Das bedeutet wohl, dass ich neue Türschilder
machen lassen muss.«

    Ich grinste triumphierend.

    Â»Bist du bescheuert? Reicht es nicht, dass die dich
beinahe umgebracht hätten?«, regte sich Staschek weiter auf, was ihn aber nicht
davon abhielt, nebenbei seinen Teller vollzuschaufeln.

    Danner zuckte die Schultern: »Wieso ich? Ist doch nicht
meine Fresse, die sie polieren.«

    Â»Mir poliert keiner die Fresse«, protestierte ich empört.

    Â»Außerdem poliert ihr keiner die Fresse, das hörst du
doch«, stimmte Danner mir zu. »Sie ist doch keine Anfängerin mehr, Lenny.«

    Wow.

    Mein Herz machte einen aufgeregten Satz. Beinahe hatte
ich das Gefühl, dass sich meine Wangen rot färbten. Ich biss mir auf die
Unterlippe und angelte hochkonzentriert die Steckrüben aus dem Suppentopf.

    Ein Kompliment. Ein echtes.

    Staschek zog mürrisch die schön geschwungenen Brauen
zusammen. Sein Blick wanderte von mir zu Danner hinüber und wieder zu mir
zurück.

    Beide löffelten wir schweigend unsere Suppe.

    Â»Seid ihr noch an dieser Diebstahlgeschichte im Kindergarten
dran?«, wechselte Staschek schließlich brummig das Thema. »Wo war das noch
mal?«

    Â» Zwergenland, Langendreer. Wieso?«

    Â»Ach so. Nee, dann ist es falscher Alarm.«

    Danner ließ den Löffel sinken: »Was ist falscher Alarm?«

    Staschek winkte ab: »Da kam heute Morgen ’ne Anzeige
wegen eines geklauten Autos rein. Da dachte ich gleich an euren Fall, aber das
war der Wühlmaus -Spielkreis in Riemke.«

    Danners graue Augen wurden schmal: »Geht’s ein bisschen
genauer?«

    Staschek zuckte die Schultern: »Ich hab das Protokoll
nicht gelesen. Da arbeitet wohl vormittags ein Therapeut, der mit den Kindern
Gymnastik macht, und als der mittags auf den Parkplatz kommt, ist sein Wagen
weg. Firmenwagen, Audi A8. Nettes Teil, der Typ hat ’ne gut gehende Praxis.
Aber er hat wohl seinen Schlüssel in der

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