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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bemerkungen habe ich von dir erwartet.«
    »Du bist männlichen Geschlechts!«
    »Hier geht es ums Prinzip.«
    »Wenigstens haben wir jetzt ein Transportmittel«, sagte Lord Vetinari, und sein Tonfall wies darauf hin, daß die Vorstellung beendet war. »Leider konnte ich nicht herausfinden, wo das Heer stationiert ist.«
    »Oh, da kann ich dir helfen, Herr!« Colon versuchte zu salutieren und hielt sich dann wieder krampfhaft am Teppich fest. »Mit einigen schlauen Fragen ist es mir gelungen, die benötigten Informationen zu bekommen!«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr! Der Ort heißt…äh… En al Sams la Laisa, Herr.«
    Einige Sekunden lang herrschte Stille auf dem fliegenden Teppich.
    »›Der Ort, wo die Sonne nie scheinet‹?« übersetzte der Patrizier.
    Wieder war es still. Colon versuchte, niemanden anzusehen.
    »Gibt es einen Ort namens Gebra?« fragte Nobby verdrießlich.
    »Ja, Be… Korporal. Einen solchen Ort gibt es wirklich.«
    »Die Soldaten sind dort. Natürlich habt ihr dafür nur das Wort einer Frau.«
    »Gute Arbeit, Korporal. Wir fliegen an der Küste entlang.«
    Lord Vetinari entspannte sich. In seinem sehr ereignisreichen Leben hatte er nie Personen wie Nobby und Colon kennengelernt. Sie redeten die ganze Zeit, und doch haftete ihnen fast etwas…
Ruhiges
an.
    Aufmerksam beobachtete er den staubigen Horizont, während der Teppich dem Verlauf der Küste folgte. Unter dem Arm des Patriziers steckte der metallene Zylinder, den Leonard für ihn angefertigt hatte.
    Drastische Zeiten erforderten drastische Maßnahmen.
    »Herr?« fragte Colon. Der Teppich dämpfte seine Stimme.
    »Ja, Feldwebel?«
    »Ich muß es wissen… Wie…äh… wie ist es dir gelungen, den Esel nach unten zu bekommen?«
    »Mit Überredungskunst, Feldwebel.«
    »Was, allein mit Worten?«
    »Und mit einem Stock.«
    »Oh, ich
wußte
es…«
    »Um einen Esel von einem Minarett zu holen«, erklärte der Patrizier und blickte dabei über die klatschianische Wüste, »muß man den Teil des Esels finden, der unbedingt nach unten will.«
     
    Der Wind ließ nach, und in der Ferne verklang das Krächzen des Vogels. Mumm hörte nur noch ein leises Zischen und Knistern von den nächtlichen Bewohnern der Wüste.
    »Ich bin sehr beeindruckt, Sir Samuel«, ertönte Ahmeds Stimme.
    Mumm atmete tief durch. »Du hast mich wirklich getäuscht«, sagte er. »›Mögen deine Lenden Früchte tragen.‹ Nicht übel. Ich hielt dich tatsächlich für…« Er unterbrach sich.
    »Für einen Kameltreiber mit einem Handtuch auf dem Kopf?« beendete Ahmed den Satz. »Meine Güte. Und dabei hast du bisher gute Arbeit geleistet, Sir Samuel. Auch der Prinz war beeindruckt.«
    »Oh, ich
bitte
dich. Deine mehrdeutigen Bemerkungen über Melonen… Konnte ich sie anders deuten?«
    »Sei unbesorgt, Sir Samuel. Ich fühle mich von all dem geehrt. Übrigens kannst du dich jetzt umdrehen. Es käme mir nicht in den Sinn, dir ein Leid zuzufügen. Es sei denn, du stellst etwas… Törichtes an.«
    Mumm drehte sich um und erkannte eine schemenhafte Gestalt.

»Du hast diesen Ort bewundert«, sagte Ahmed. »Taktikus’ Männer erbauten die Stadt, als er versuchte, Klatsch zu erobern. Nach heutigen Maßstäben wäre es natürlich keine ›Stadt‹. Sie war eine Botschaft: ›Hier sind wir, und hier bleiben wir.‹ Und dann wehte der Wind aus einer anderen Richtung.«
    »Du hast Schneetreiben Schuppert umgebracht, nicht wahr?«
    »Es war eine Hinrichtung. Ich kann dir das Geständnis zeigen, das er vorher unterschrieben hat.«
    »Aus freiem Willen?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Wie bitte?«
    »Nun, ich erklärte ihm, welche Alternativen es statt der Unterzeichnung des Geständnisses gab. Freundlicherweise habe ich den Notizblock für dich zurückgelassen. Um dein Interesse wachzuhalten. Und sieh mich nicht so an, Sir Samuel. Ich brauchte dich.«
    »Woher willst du wissen, auf welche Weise ich dich ansehe?«
    »Ich kann es mir vorstellen. Wie dem auch sei: Die Assassinengilde hatte einen Vertrag für ihn. Und zufälligerweise
bin
ich Gildenmitglied.«
    »Du?«
Das Wort verließ Mumms Mund, bevor er es zurückhalten konnte. Und dann dachte er: Warum nicht? Man schickte Jungen tausend Meilen weit, damit sie die Schule der Assassinengilde besuchten…
    »Oh, ja. Die besten Jahre meines Lebens. So heißt es jedenfalls. Ich wohnte im Viper-Haus. Zur Schule! Zur Schule! Zur Schule!« Ahmed seufzte wie ein Prinz und spuckte wie ein Kameltreiber. »Wenn ich die Augen schließe… dann

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