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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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›seinen Verletzungen erlag‹.«
    »Wo ist der Prinz jetzt?«
    »In der Nähe. Und in Sicherheit. In der Wüste droht ihm weniger Gefahr als in Ankh-Morpork, glaub mir.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Er erholt sich allmählich. Eine Alte, der ich vertraue, kümmert sich um ihn.«
    »Deine Mutter?«
    »Bei den Göttern, nein! Meine Mutter ist eine D’reg! Sie wäre sehr enttäuscht, wenn ich ihr vertrauen würde. Dann müßte sie glauben, daß sie mich falsch erzogen hat.«
    Diesmal konnte er Mumms Gesichtsausdruck erkennen. »Du hältst mich für einen gebildeten Barbaren, nicht wahr?«
    »Nun, ich hätte mich damit begnügt, Schneetreiben Schuppert aus Ankh-Morpork zu verjagen.«
    »Tatsächlich? Sieh dich um, Sir Samuel. Dein… Revier… ist eine Stadt, die man in einer halben Stunde zu Fuß durchqueren kann. Meins besteht aus zwei Millionen Quadratmeilen Wüste und Bergen. Meine Gefährten sind ein Schwert und ein Kamel, und ehrlich gesagt: Als Gesprächspartner lassen beide zu wünschen übrig. In den Ortschaften gibt es natürlich Wächter, sozusagen. Sie denken in einfachen, unkomplizierten Bahnen. Meine Aufgabe besteht darin, Banditen und Mördern in Regionen nachzustellen, wo mich fünfhundert Meilen von Hilfe trennen. Deshalb brauche ich die Furcht als Verbündete. Und ich muß sofort zuschlagen, weil ich keine zweite Chance bekomme. Ich halte mich für einen ehrlichen Mann, zumindest in gewisser Weise. In Ankh-Morpork habe ich sieben Jahre in einer Privatschule überlebt, und während dieser Zeit wurde ich von den Söhnen der feinen Leute immer herablassend behandelt. Ich versichere dir: Im Vergleich damit hat das Leben bei den D’regs überhaupt keinen Schrecken. Ich sorge für Gerechtigkeit, schnell und gründlich.«
    »Ich habe gehört, wodurch du deinen Namen bekommen hast…«
    Ahmed zuckte mit den Schultern. »Der Mann hatte das Wasser vergiftet. Dadurch starben fünf Männer, sieben Frauen, dreizehn Kinder und einunddreißig Kamele. Und einige der Kamele waren sehr wertvoll, möchte ich betonen. Ich bekam eindeutige Hinweise von dem Mann, der ihm das Gift verkauft hatte, außerdem von einem vertrauenswürdigen Zeugen, der ihn in der fraglichen Nacht beim Brunnen gesehen hatte. Warum hätte ich unter solchen Umständen noch eine weitere Stunde warten sollen?«
    »Gelegentlich findet bei uns etwas statt, das wir Gerichtsverfahren nennen«, sagte Mumm munter.
    »Ja. Dabei entscheidet euer Lord Vetinari. Aber mitten im Nichts bin ich das Gesetz.« Ahmed winkte mit einer Hand. »Oh, der Mann hätte bestimmt mildernde Umstände vorgebracht, eine unglückliche Kindheit oder ein besonderes Leiden namens Krankhafter-Drang-Brunnen-zu-vergiften. Nun, ich habe den krankhaften Drang, feige Mörder zu köpfen.«
    Mumm gab auf. Er konnte Ahmeds Standpunkt verstehen. Sogar sehr gut.
    »Ich schätze, unterschiedliche Kulturen erfordern unterschiedliche Maßnahmen«, sagte er.
    »Nach meinen Erfahrungen sind diese Maßnahmen besonders dann erfolgreich, wenn man dabei scharfen Stahl einsetzt«, erwiderte Ahmed. »Verzieh nicht gleich das Gesicht, es war nur ein Scherz. Ich wußte von den Plänen des Prinzen, und ich dachte: Das ist nicht richtig. Wenn er irgendeinen Lord aus Ankh-Morpork umgebracht hätte, so wäre das alles nur Politik gewesen. Aber dies… Und ich dachte: Warum verfolge ich Verbrecher in den Bergen, wenn ich selbst Teil eines großen Verbrechens bin? Der Prinz will ganz Klatsch vereinen. Ich persönlich mag die vielen kleinen Stämme und Länder, selbst ihre kleinen Kriege. Ich finde es auch nicht weiter schlimm, wenn sie gegen Ankh-Morpork kämpfen, weil sie das wollen, weil sie eure gräßlichen Angewohnheiten nicht ausstehen können oder weil sie genug haben von eurer gedankenlosen Arroganz. Doch eine Lüge sollte nicht der Grund dafür sein.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Mumm.
    »Aber was kann ich allein ausrichten? Soll ich vielleicht den Prinzen verhaften? Ich bin sein Polizist, so wie du der Vetinaris bist.«
    »Nein. Ich gehorche nicht Vetinari, sondern dem Gesetz.«
    »Ich meine nur, es sollte selbst für Könige Polizisten geben.«
    Mumm sah nachdenklich über die vom Mondschein erhellte Wüste.
    Irgendwo dort draußen stand das Heer von Ankh-Morpork, wenn man es überhaupt als »Heer« bezeichnen durfte. Und irgendwo dort draußen wartete die klatschianische Streitmacht. Tausende von Männern, die vielleicht Freunde geworden wären, würden bald übereinander herfallen und sich

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