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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hoffnungsfroh.
    »Nun, das steht am Anfang «, entgegnete Fanggut. »Ganz klar. Aber wie heißt es so schön, Junge? ›Gib einem Mann Feuer, und er hat es einen
    Tag lang warm. Steck ihn in Brand, und er hat es warm für den Rest sei-
    nes Lebens.‹ Verstehst du?«
    »Ich glaube nicht, daß es so heißt…«
    »Ich meine, von Wasser und rohem Fisch können wir… praktisch un-
    begrenzte Zeit leben. Aber sie halten es nicht lange ohne Süßwasser aus.
    Ist doch klar. Früher oder später bleibt ihnen gar nichts anderes übrig,
    als uns um Wasser zu bitten. Und dann können wir Bedingungen stel-
    len.«
    Er legte den Arm um die widerstrebenden Schultern seines Sohns und
    deutete auf die Landschaft.
    »Ich meine, ich habe mit nichts begonnen, Sohn, abgesehen von dem
    Boot, das mir dein Großvater überließ, aber…«
    »…du hast dich abgerackert…«, sagte Les müde.
    »… ich habe mich abgerackert…«
    »… und deinen Kopf immer über Wasser gehalten…«
    »… und meinen Kopf immer über Wasser gehalten, ja…«
    »Und du hast mir immer etwas hinterlassen wollen, das… Au!«
    »Hör auf, dich über deinen Vater lustig zu machen!« sagte Fanggut.
    »Sonst bekommst du noch eine Ohrfeige auf die andere Seite. Sieh dir
    nur dieses Land an. Siehst du es?«
    »Ich sehe es, Vater.«
    »Es ist ein Land der Möglichkeiten .«
    »Aber es gibt hier keine Quellen, und der Boden steckt voller Salz, und
    außerdem stinkt es!«
    »Das ist der Geruch der Freiheit.«
    »Riecht eher so, als hätte hier jemand ordentlich einen fahrenlassen,
    Vater. Au!«
    »Manchmal ähneln sich solche Gerüche! Und ich denke dabei an deine
    Zukunft, Junge!«
    Les blickte über ein weites, von verfaulendem Tang bedecktes Land.
    Er lernte, ein Fischer wie sein Vater zu sein, weil die männlichen An-
    gehörigen seiner Familie immer Fischer gewesen waren und er aufgrund
    seiner gutmütigen Natur nicht zu widersprechen wagte – obwohl er viel
    lieber Maler gewesen wäre, wie vor ihm noch niemand in seiner Familie.
    Er bemerkte gewisse Dinge, und sie beunruhigten ihn, auch wenn ihm
    der Grund dafür verborgen blieb.
    Mit den Gebäuden schien etwas nicht in Ordnung zu sein. Hier und
    dort gab es eindeutig Teile von Architektur, wie zum Beispiel morpor-
    kianische Säulen und Reste von klatschianischen Bögen. Doch sie kleb-
    ten an Bauwerken, die aussahen, als wären sie von eher ungeschickten
    Leuten errichtet worden, die einfach Felsen aufeinandergehäuft hatten.
    An anderen Stel en erhoben sich Steinplatten auf alten Mauern aus Zie-
    gelsteinen und Mosaikböden. Les wußte nicht, von wem die Mosaike
    stammten, aber die Leute, die sie angefertigt hatten, mußten eine beson-
    dere Vorliebe für Tintenfischbilder gehabt haben.
    In dem Jungen verdichtete sich der Eindruck, daß Morporkianer und
    Klatschianer ihre Zeit vergeudeten, wenn sie darüber stritten, wem dieser
    frühere Teil des Meeresbodens gehörte.
    »Äh… auch ich denke an meine Zukunft, Vater«, sagte er. »Ja, ich den-
    ke wirklich daran.«

    Weit unter den Füßen von Fester Fanggut tauchte das Boot auf. Feldwe-
    bel Colon griff ganz automatisch nach den Schrauben der Luken.
    »Nicht öffnen!« rief Leonard und erhob sich aus seinem Sitz.
    »Die Luft hier drin ist ziemlich verbraucht…«
    »Draußen dürfte es noch schlimmer sein.«
    »Schlimmer als hier drin?«
    »Da bin ich ziemlich sicher.«
    »Aber wir sind auf getaucht!«
    »Wir sind aufgetaucht, ja, aber wir befinden uns noch immer unter der
    Meeresoberfläche«, sagte Lord Vetinari. Neben ihm zog Nobby den
    Korken aus dem Sehrohr und blickte hindurch.
    »Sind wir in einer Höhle?« fragte Colon.
    »Äh…, Feldwebel…«, begann Nobby.
    »Großartig, gut überlegt!« entfuhr es dem Patrizier. »Ja. Eine Höhle. In
    gewisser Weise.«
    »Äh… Feldwebel?« fragte Nobby erneut und stieß Colon an. »Dies ist
    keine Höhle, Feldwebel! Dieses Ding erscheint mir wesentlich größer!«
    »Meinst du viel eicht eine… Kaverne?«
    »Es ist noch größer!«
    »Größer aus eine Kaverne? Vielleicht eine… große Kaverne?«
    »Ja, ich schätze, das könnte es sein«, sagte Nobby und wandte sich vom
    Sehrohr ab. »Sieh’s dir selbst an, Feldwebel.«
    Feldwebel Colon blickte ins Rohr.
    Er rechnete halb mit Dunkelheit, statt dessen sah er die Oberfläche ei-
    nes Sees, die blubberte wie das Wasser in einem Kochtopf. Grüne und
    gelbe Flammen züngelten. Ihr Licht huschte über eine so weit entfernte
    Wand, daß man sie für den

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