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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dort bleibt.‹«
    »Das ist dir sicher eine große Hilfe«, sagte Jenkins.
    Mumm steckte das Buch ein.
    »Es ist also ein Gott auf unserer Seite, Obergefreiter Besuch?«
    »Kein Zweifel, Herr Kommandeur.«
    »Aber vermutlich dürfen auch die Klatschianer mit göttlichem Beistand
    rechnen, oder?«
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich, Herr Kommandeur. Es steht
    ein Gott auf jeder Seite.«
    »Hoffen wir, daß sie sich gegenseitig ausgleichen.«

    Das klatschianische Boot berührte die Wel en so sanft, daß man kaum
    ein Platschen hörte. 71-Stunden-Ahmed stand an der Winde und hielt
    sein Schwert bereit – deshalb ließen die Männer das Boot mit besonderer
    Vorsicht zu Wasser.
    »Du kannst den Hafen von Gebra ansteuern, wenn wir fort sind«,
    wandte sich Ahmed an den Kapitän.
    Der Kapitän zitterte. »Und was sol ich den Leuten sagen, Wali ?«
    »Die Wahrheit – nach einer Weile. Der Garnisonskommandant ist ein
    Mann mit schlechten Manieren und wird dich zunächst ein wenig foltern.
    Spar dir die Wahrheit auf, bis du sie brauchst. Dann ist er zufrieden. Es
    hilft dir sicher, wenn du betonst, ich hätte dich gezwungen.«
    »Oh, das werde ich. Ich meine, ich werde… zu dieser Lüge greifen«,
    fügte der Kapitän rasch hinzu.
    Ahmed nickte, glitt an einem Seil hinab ins Boot und brach damit auf.
    Der Kapitän und seine Mannschaft beobachteten, wie er durch die
    Brandung ruderte.
    Dies war kein hübscher, ruhiger Strand, sondern ein Küstenabschnitt,
    der Schiffen immer wieder zum Verhängnis wurde. Alte Wrackteile lagen
    zwischen den Felsen. Knochen, Treibholz und von der heißen Sonne
    gebleichter Tang hatten sich an der Flutlinie angesammelt. Jenseits davon
    erhoben sich die Dünen der Wüste. Selbst hier, noch auf dem Meer, be-
    kam man den Sand zu spüren. Er brannte in den Augen und knirschte
    zwischen den Zähnen.
    »An diesem Ufer droht jäher Tod«, sagte der Erste Maat. Er sah über
    die Reling und blinzelte immer wieder, als ihm Sand in die Augen geriet.
    »Ja«, bestätigte der Kapitän. »Er hat das Boot gerade verlassen.«
    Die Gestalt am Ufer zog eine zweite, liegende Gestalt aus dem Boot
    und brachte sie aus der Reichweite der Wel en.
    Der Maat hob seinen Bogen.
    »Ich möchte ihn von hier aus töten, Herr. Du brauchst mir nur den Be-
    fehl zu geben.«
    »Wie sicher bist du dir? Du solltest besser völ ig sicher sein. Wenn du ihn verfehlst, bist du tot. Und wenn du ihn triffst, bist du ebenfal s tot.
    Sieh nur dort oben.«
    Hoch oben auf den fernen Dünen zeichneten sich Reiter dunkel vor
    dem mit Sand gefül ten Himmel ab. Der Maat ließ den Bogen sinken.
    »Woher wußten sie, daß wir hier sind?«
    »Oh, sie beobachten das Meer«, sagte der Kapitän. »Über ein gutes
    Schiffswrack freuen sich D’regs genauso wie andere Leute. Vielleicht
    sogar noch mehr.«
    Als sie sich von der Reling abwandten, sprang etwas vom Rumpf und
    verschwand fast lautlos im Wasser.

    Detritus versuchte, im Schatten zu bleiben, aber davon gab es nicht viel.
    Die Wüste vor ihnen strahlte Hitze aus wie eine Lötlampe.
    »Ich immer dümmer werden«, klagte er.
    Der Ausguck rief etwas.
    »Er meint, jemand klettert die Dünen hoch«, sagte Karotte. »Jemand,
    der jemand anders trägt.«
    »Äh… eine Frau?«
    »Ich kenne Angua, Herr Kommandeur. Sie gehört nicht zum hilflosen
    Typ. Sie steht nicht einfach da und schreit. Andere Leute verhalten sich
    ihr gegenüber so.«
    »Nun, wie du meinst…« Mumm wandte sich an Jenkins. »Wir geben
    die Verfolgung des anderen Schiffes auf. Statt dessen setzen wir die
    Fahrt in Richtung Küste fort.«
    »Das gefällt mir ganz und gar nicht. Es ist eine verdammt gefährliche
    Küste: Dort hat man den Wind immer gegen sich und außerdem einige
    scheußliche Strömungen. So mancher unvorsichtige Seefahrer hat seine
    Knochen an diesem Ufer zurückgelassen. Nein, wir bleiben in sicherer
    Entfernung, und du kannst das Ruderboot… Ich meine, du könntest das
    Ruderboot benutzen, wenn wir es nicht über Bord geworfen hätten. Na
    schön, wir gehen vor Anker und… Oh, Verzeihung, der Anker gehörte
    ja zu den schweren Gegenständen, die wir…«
    »Wir fahren…, äh… schwimmen weiter«, sagte Mumm. »Zur Küste.«
    »Bestimmt kommen wir alle ums Leben.«
    »Ich schlage vor, du wählst das geringere von zwei Übeln.«
    »Worin besteht das andere?«
    Mumm zog sein Schwert.
    »Aus mir.«

    Das Boot quietschte durch die geheimnisvollen Tiefen des Meeres. Leo-
    nard verbrachte viel Zeit

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