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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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damit, aus den kleinen Fenstern zu blicken.
    Sein besonderes Interesse galt Tangstreifen, die nach Feldwebel Colons
    Meinung wie ganz gewöhnliche Tangstreifen aussahen.
    »Sieh nur diese prächtigen Exemplare von Dropliehs Etioliertem Bla-
    sentang«, sagte Leonard. »Damit meine ich die braunen Dinger. Ein
    höchst interessantes Gewächs, das uns unter den gegebenen Umständen
    einen wichtigen Hinweis liefert.«
    »Ich schlage vor, wir gehen einmal davon aus, daß ich in den vergange-
    nen Jahren meine Studien der maritimen Pflanzen ein wenig vernachläs-
    sigt habe«, erwiderte der Patrizier.
    »Ach, tatsächlich? Da hast du eine Menge versäumt. Normalerweise
    wächst der Etiolierte Blasentang nicht oberhalb einer Tiefe von minde-
    stens dreißig Faden, und derzeit befinden wir uns nur zehn Faden unter-
    halb der Wasseroberfläche.«
    »Ah.« Der Patrizier blätterte in einigen von Leonards Zeichnungen.
    »Und die Hieroglyphen – ein Alphabet aus Zeichen und Farben. Farben
    als Sprache… eine faszinierende Idee.«
    »Sie dienen gewissermaßen als emotionale Verstärker«, erklärte Leo-
    nard. »Auch wir verwenden so etwas. Rot für Gefahr und so weiter. Be-
    dauerlicherweise konnte ich sie nie übersetzen.«
    »Farben als Sprache…«, murmelte Lord Vetinari.
    Feldwebel Colon räusperte sich. »Ich weiß etwas über Seetang, Herr.«
    »Ja, Feldwebel?«
    »Herr! Wenn er feucht ist, kann man bald mit Regen rechnen, Herr.«
    »Ausgezeichnet, Feldwebel«, erwiderte Lord Vetinari, ohne den Kopf
    zu drehen. »Ich halte es für möglich, daß ich diesen Hinweis nie verges-
    sen werde.«
    Feldwebel Colon strahlte. Er hatte einen Beitrag geleistet.
    Nobby gab ihm einen Stoß. »Was machen wir hier unten, Feldwebel?
    Ich meine, was hat dies al es zu bedeuten? Wir tauchen, betrachten selt-
    same Zeichen an Felsen, sehen uns in Höhlen um… und dann der Ge-
    ruch…«
    »Mich trifft keine Schuld«, sagte Feldwebel Colon.
    »Riecht wie… Schwefel…«
    Kleine Blasen glitten am Fenster vorbei.
    »Auch oben hat es gestunken«, fuhr Nobby fort.
    »Wir sind fast fertig, meine Herren«, sagte Lord Vetinari und legte die
    Blätter beiseite. »Noch ein letztes Wagnis, dann können wir auftauchen.
    Also gut, Leonard – bring uns darunter .«
    »Aber… äh… wir sind doch schon unten, Herr«, warf Colon ein.
    »Nur unter der Meeresoberfläche, Feldwebel.«
    »Oh. Ja.« Colon dachte darüber nach. »Gibt es hier sonst noch etwas,
    unter dem wir sein könnten, Herr?«
    »Ja, Feldwebel. Wir tauchen jetzt unter das Land.«

    Inzwischen war die Küste viel näher. Den Wächtern fiel auf, daß die
    Seeleute al e zum stumpfen Ende des Schiffes eilten. Dort banden sie
    kleine, leichte und vor allem schwimmfähige Gegenstände an sich fest.
    »Das scheint mir nah genug zu sein«, sagte Mumm. »Halt hier an.«
    »Ich soll hier anhalten? Wie?«
    »Woher sol ich das wissen? Ich bin doch kein Seemann. Gibt es keine
    Bremse oder etwas in der Art?«
    Jenkins starrte ihn fassungslos an. »Du… du Landratte!«
    »Ich dachte, solche Ausdrücke benutzt du nie.«
    »Jemandem wie dir bin ich nie zuvor begegnet! Du glaubst sogar, daß
    wir den Bug ›spitzes Ende‹ nennen…«
    Später gelangte die Mannschaft zu dem Schluß, daß es sich um eine der
    seltsamsten Landungen in der Geschichte der schlechten Seefahrt han-
    delte. Offenbar waren Uferbereich und Wasserstand genau richtig, denn
    das Schiff prallte nicht etwa auf den Strand, sondern stieg aus dem Was-
    ser, wobei der Kiel seine Last aus Entenmuscheln abstreifte. Schließlich
    trafen sich Bewegungsmoment und Reibung von Wind und Wasser an
    einer Stelle, die mit »langsam zur Seite kippen« markiert war.
    Die Milka blieb liegen und verdiente sich den Titel »Lächerlichstes Schiffswrack der Welt«.
    »Es hätte schlimmer kommen können«, sagte Mumm, als kein Holz
    mehr splitterte.
    Er kroch aus einem Durcheinander aus Segel einen, stand auf und
    rückte sich möglichst würdevoll den Helm zurecht.
    Ein Stöhnen kam aus dem jetzt sehr schiefen Frachtraum.
    »Du das bist, Grinsi?«
    »Ja, Detritus.«
    »Ich dies bin?«
    »Nein!«
    »Entschuldigung.«
    Karotte ging vorsichtig über das geneigte Deck, sprang in den Sand
    und salutierte.
    »Al e anwesend und ein wenig mitgenommen, Herr Kommandeur. Sol-
    len wir einen Brückenkopf bilden?«
    »Einen was?«
    »Wir müssen uns eingraben, Herr Kommandeur.«
    Mumm blickte in beide Richtungen über den Strand – fal s man einen
    solchen Ruhe und

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