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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kommandeur!«
    Die Stricke wurden durchgeschnitten, und Mumm rutschte in den
    Sand. Das Kamel drehte den Kopf, sah ihn mit seinen Nasenlöchern an
    und wandte sich dann wieder ab.
    Es gelang Mumm, sich aufzusetzen, während Karotte die übrigen Fes-
    seln löste.
    »Warum trägst du ein weißes Tuch, Hauptmann?«
    »Das ist ein Burnus, Herr Kommandeur. Sehr praktisch in der Wüste.
    Wir haben diese Kleidung von den D’regs erhalten.«
    »Wir?«
    »Der Rest von uns, Herr Kommandeur.«
    »Sind alle wohlauf?«
    »Ja.«
    »Aber die D’regs haben doch angegriffen…«
    »Ja, Herr Kommandeur. Sie wol ten uns nur gefangennehmen. Einer
    von ihnen schnitt Reg unabsichtlich den Kopf ab, und nachher half er
    ihm dabei, ihn wieder anzunähen. Es wurde also kein dauerhafter Scha-
    den angerichtet.«
    »Ich dachte, die D’regs machen keine Gefangenen…«
    »Auch ich bin sehr überrascht, Herr Kommandeur. Wie dem auch sei:
    Sie meinten, wenn wir zu fliehen versuchen, hacken sie uns die Füße ab,
    und Reg hat nicht genug Garn für uns al e.«
    Mumm rieb sich den Kopf. Jemand hatte ihm einen so wuchtigen
    Schlag versetzt, daß der Helm eine Beule aufwies.
    »Was ist schiefgegangen?« fragte er. »Ich hatte den Anführer überwäl-
    tigt!«
    »Wenn ich es richtig verstehe, Herr Kommandeur, vertreten die D’regs
    folgenden Standpunkt: Es ist sinnlos, von einem Anführer Befehle ent-
    gegenzunehmen, der sich einfach überwältigen läßt. Es scheint eine ty-
    pisch klatschianische Denkweise zu sein.«
    Mumm versuchte sich einzureden, daß Karottes Stimme keinen Hauch
    von Sarkasmus enthielt, als er fortfuhr: »Um ganz ehrlich zu sein, Herr
    Kommandeur: Die D’regs sind nicht sehr an Anführern interessiert. Sie
    sehen in ihnen nur eine Art Ornament, jemanden, dessen Aufgabe darin
    besteht, ›Zum Angriff‹ zu rufen.«
    »Ein Anführer muß sich auch um andere Dinge kümmern, Karotte.«
    »Die D’regs glauben offenbar, daß mit ›Zum Angriff!‹ alles erledigt ist,
    Herr Kommandeur.«
    Mumm stand auf. Seltsame Muskeln schmerzten in seinen Beinen.
    »Ich stütze dich«, bot sich Karotte an und bewahrte Mumm vor einem
    Sturz.
    Die Sonne ging unter. Einfache Zelte standen am Fuß einer Düne, und
    Lagerfeuer brannten. Irgendwo lachte jemand. Es sah nicht nach einem
    Gefängnis aus. Aber vermutlich war die Wüste besser als vergitterte Tü-
    ren und Fenster. Mumm wußte nicht einmal, in welche Richtung er flie-
    hen sol te, ob mit Füßen oder ohne.
    »Die D’regs sind wie alle Klatschianer sehr gastfreundlich«, sagte Ka-
    rotte. Es klang, als hätte er es auswendig gelernt. »Sie nehmen die Gast-
    freundschaft sehr, sehr ernst.«
    Die Krieger saßen am Feuer. Ebenso die Wächter. Offenbar hatte man
    sie dazu überredet, sich angemessener zu kleiden. Grinsi sah aus wie ein
    Mädchen im Kleid ihrer Mutter, abgesehen von ihrem Helm, und Reg
    Schuh schien sich in eine Mumie verwandelt zu haben. Detritus wirkte
    wie ein kleiner schneebedeckter Berg.
    »Die Hitze hat ihn fast völlig um den…äh… Verstand gebracht«, flü-
    sterte Karotte. »Und da drüben diskutiert Obergefreiter Besuch über
    Religion. Auf dem klatschianischen Kontinent gibt es sechshundertdrei-
    undfünfzig Religionen.«
    »Da hat er bestimmt viel Spaß.«
    »Und dies ist Jabbar«, fügte Karotte hinzu. Beweisstück A – eine etwas
    ältere Version von 71-Stunden-Ahmed – stand auf, wandte sich an
    Mumm und salamte.
    »Offendi«, sagte er.
    »Er ist der…«, begann Karotte und zögerte kurz. »Nun, man könnte
    ihn als den offiziel en Weisen bezeichnen.«
    »Er ist also nicht derjenige, der die anderen zum Angriff auffordert?«
    fragte Mumm. In der Hitze brummte ihm der Schädel.
    »Nein«, erwiderte Karotte. »Dafür ist der Anführer zuständig. Wenn es
    einen gibt.«
    »Sagt Jabbar den anderen, wann ein Angriff klug ist?« erkundigte sich Mumm.
    »Ein Angriff ist immer klug, Offendi«, sagte Jabbar. Er verbeugte sich
    erneut. »Mein Zelt ist dein Zelt«, verkündete er.
    »Ist es das?« entgegnete Mumm.
    »Meine Frauen sind deine Frauen…«
    Mumm riß erschrocken die Augen auf. »Sind sie das? Wirklich?«
    »Mein Essen ist dein Essen…«, fuhr Jabbar fort.
    Mumm sah zu den Tellern am Feuer. Der Hauptgang schien aus dem
    Fleisch eines Schafs oder einer Ziege bestanden zu haben. Jabbar bückte
    sich, griff nach etwas und bot es ihm an.
    Samuel Mumm betrachtete das Essen. Es erwiderte seinen Blick.
    »Ein echter Leckerbissen«, sagte Jabbar und gab sehr

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