Fliegende Fetzen
stürzte er
sich auf den Gegner, und beide rol ten auf die andere Seite der Düne
über einen kalten Hang und schlugen dabei auf sich ein.
»… scheinen meine Echtzeitfunktionen ein wenig in Unordnung gera-
ten zu sein…«
Der Klatschianer war kleiner als Mumm. Und auch jünger. Unglückli-
cherweise – für ihn – schien er zu jung zu sein, um die gemeinen Tricks
gelernt zu haben, die man in den Gassen von Ankh-Morpork fürs Über-
leben brauchte. Mumm hingegen war bereit, al es mit allem zu schlagen.
Es kam nur darauf an, den Gegner daran zu hindern, wieder auf die Bei-
ne zu kommen. Der Rest war Dekoration.
Am Fuß der Düne blieben sie liegen. Mumm fand sich oben wieder
und hörte, wie der Klatschianer stöhnte.
»Aktuelle Aufgaben«, sagte der Disorganizer. »Schmerzen haben.«
Und dann… Vermutlich war es jetzt an der Zeit, eine Kehle durchzu-
schneiden. Daheim hätte Mumm den Burschen zum nächsten Wachhaus
geschleift und in einer Zelle untergebracht, in der sicheren Überzeugung,
daß am nächsten Morgen alles viel besser aussah. Doch in der Wüste gab
es diese Möglichkeit nicht.
Nein, er konnte nicht einfach so töten. Den Kerl bewußtlos schla-
gen… Das erfül te den gleichen Zweck, für eine gewisse Zeit wenigstens.
»Vindaloo! Vindaloo!«
Mumms Faust blieb hoch erhoben.
»Wie bitte?«
»Das bist du, nicht wahr? Herr Mumm? Vindaloo!«
Mumm zog der Gestalt einen breiten Stoffstreifen vom Gesicht.
»Bist du Gorif s Junge?«
»Ich wol te gar nicht hier sein, Herr Mumm!« Es klang verzweifelt.
»Schon gut, schon gut. Von mir hast du nichts zu befürchten.«
Mumm ließ die erhobene Faust sinken, stand auf und zog den Jungen
hoch.
»Wir reden später«, brummte er. »Komm mit!«
»Nein, jeder weiß, daß die D’regs keine Gefangenen machen!«
»Nun, ich bin ihr Gefangener, und du genießt jetzt den gleichen Status.
Solange du besonders amüsantes Essen meidest, müßte eigentlich al es in
Ordnung sein.«
Jemand pfiff in der Dunkelheit.
»Komm, Junge!« zischte Mumm. »Dir droht keine Gefahr! Das heißt,
wenn du mitkommst, droht dir weniger Gefahr, als wenn du hierbleibst.
Verstehst du?«
Er gab dem Jungen keine Gelegenheit zum Widerspruch und zerrte ihn
einfach mit sich. Als er zum Lager der D’regs stapfte, rutschten Gestal-
ten über die Hänge der nahen Dünen.
Einer von ihnen fehlte ein Arm, und ein Schwert hatte ihre Brust
durchbohrt.
»Was ist geschehen, Reg?« fragte Mumm.
»Es war ein wenig seltsam, Herr Kommandeur. Der erste Gegner
schlug mir den Arm ab und bestand darauf, mir auch noch einen Dolch
in den Leib zu bohren. Anschließend schienen mich die anderen zu mei-
den. Man könnte meinen, sie hätten noch nie gesehen, wie jemand ersto-
chen wurde.«
»Hast du den Arm wiedergefunden?«
Reg winkte damit.
»Auch das ist sonderbar«, fügte er hinzu. »Ich schlug damit nach den
Klatschianern, und sie liefen schreiend davon.«
»Deine Art des unbewaffneten Kampfes«, sagte Mumm. »Es dauert ei-
ne Weile, bis man sich daran gewöhnt.«
»Hast du jemanden gefangengenommen?«
»In gewisser Weise.« Mumm sah sich um. »Er scheint in Ohnmacht ge-
fallen zu sein. Warum wohl, frage ich mich.«
Reg beugte sich etwas näher. »Diese Ausländer sind eigenartig«, sagte
er.
»Reg?«
»Ja?«
»Dein Ohr hängt nach unten.«
»Tatsächlich? Verfluchtes Ding. Man sollte meinen, daß ein Nagel es
halten würde.«
Feldwebel Colon sah zu den Sternen hinauf. Sie blickten zu ihm herab.
Und vielleicht lächelten sie anzüglich.
Neben ihm stöhnte Korporal Nobbs. Wenigstens hatten ihm die An-
greifer seine Unterhose gelassen. In einige Bereiche wagen sich nicht
einmal die Kühnsten vor, und bei Nobby war das die Zone oberhalb der
Knie und unterhalb des Nabels.
Colon stellte sie sich als Angreifer vor. Obwohl sie sich eigentlich ver-
teidigt hatten, mußte er einräumen. Auf sehr aggressive Weise.
»Könntest du bitte noch einmal wiederholen, wie wir vorgehen sol -
ten?« fragte er.
»Nach zwei Burschen mit passender Größe und Gewicht Ausschau
halten…«
»Wir haben Ausschau gehalten, ja.«
»Und sie in diese Gasse locken…«
»Wir haben sie in die Gasse gelockt.«
»Ich hole mit diesem Brett aus und treffe rein zufäl ig dich, und die
Burschen werden zornig, enttarnen sich als Diebe und nehmen uns die Kleidung ab.«
»So sol te es eigentlich nicht ablaufen.«
»Nun, es hat grundsätzlich geklappt«, sagte Nobby. Es gelang ihm,
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