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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf die Knie zu kommen. »Wir könnten es noch einmal versuchen.«
    »Nobby, wir sind hier im Hafenviertel einer fremden Stadt, und du
    trägst allein dein Unaussprechliches, wenn du mir diesen sehr angemes-
    senen Ausdruck gestattest. Unter solchen Umständen sollten wir besser
    darauf verzichten, irgendwelche Leute in dunkle Gassen zu locken. An-
    dernfal s könnten wir ins Gerede kommen.«
    »Angua hat mehrmals betont, daß Nacktheit überal das Nationalko-
    stüm ist, Feldwebel.«
    »Sie meinte dabei sich selbst, Nobby«, sagte Colon und schlich seit-
    wärts durch die Schatten. »Bei dir liegt der Fal anders.«
    Er blickte um die Ecke am Ende der Gasse. Lärm und Stimmen kamen
    aus einem Gebäude, das auf der anderen Straßenseite einen Teil der
    Wand formte. Zwei beladene Esel warteten geduldig davor.
    »Schnapp dir eins der Packtiere und bring es hierher, in Ordnung?«
    »Warum ich?«
    »Weil du der Korporal bist und ich der Feldwebel. Und weil du mehr
    anhast als ich.«
    Nobby grummelte leise, als er sich auf die schmale Straße wagte und
    die Leine eines Esels so schnel löste, wie er konnte. Das Tier folgte ihm gehorsam.
    Feldwebel Colon zerrte an der Last des Esels. »Wenn’s zum Schlimm-
    sten kommt, tragen wir die Säcke«, sagte er. »He, was ist das denn?«
    Er hob einen roten Gegenstand hoch.
    »Ein Blumentopf?« spekulierte Nobby.
    »Das ist ein Fes! Klatschianer tragen so etwas. Da können wir wirklich
    von Glück sagen. Und hier ist noch einer. Probier ihn auf, Nobby.
    Und… dies sieht nach einem Nachthemd aus. Und da ist noch eins von
    der gleichen Sorte. Unser Problem wäre gelöst, Nobby.«
    »Die Dinger sind ein bißchen kurz, Feldwebel.«
    »Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul«, sagte Colon und
    zwängte sich in das Kostüm. »Na los, setz den Fes auf.«
    »Damit sehe ich aus wie ein Narr, Feldwebel.«
    »Sieh mal, ich setze meinen auf.«
    »So werden aus einem Narren zwei.«
    Feldwebel Colon bedachte den Korporal mit einem strengen Blick.
    »Diese Worte hast du dir vorher zurechtgelegt, stimmt’s?«
    »Nein, Feldwebel. Sie sind mir gerade eben eingefal en. Einfach so.«
    »Und nenn mich nicht Feldwebel. Das klingt nicht besonders klat-
    schianisch.«
    »Das gilt auch für ›Nobby‹, Fel… Entschuldigung.«
    »Oh, ich weiß nicht, du könntest dich… Knobi nennen, oder Nhobi,
    oder Gnobbee… Klingt al es sehr klatschianisch.«
    »Und was wäre ein guter klatschianischer Name für dich?« fragte Nob-
    by. »Mir fällt überhaupt keiner ein.«
    Feldwebel Colon antwortete nicht. Er spähte erneut um die Ecke.
    »Seine Exzellenz meinte, wir sollten keine Zeit vertrödeln«, brummte
    er.
    »Ja, aber im Innern der Büchse ist die Luft ziemlich verbraucht, wenn du verstehst, was ich meine. Was gäbe ich jetzt für…«
    Hinter ihnen donnerte es. Sie drehten sich um.
    Und sahen drei klatschianische Soldaten. Oder vielleicht Wächter. Die
    Blicke von Nobby und Feldwebel Colon reichten kaum über ihre
    Schwerter hinaus.
    Der Anführer knurrte eine Frage.
    »Was hat er gesagt?« brachte Nobby mit vibrierender Stimme hervor.
    »Keine Ahnung!«
    »Woher kommt ihr?« fragte der Anführer auf Morporkianisch.
    »Was? Oh… äh…« Colon zögerte und wartete auf den stählernen Tod.
    »Ha, ja. « Der Wächter ließ sein Schwert sinken und deutete mit dem
    Daumen in Richtung Docks. »Kehrt zu eurer Gruppe zurück!«
    »In Ordnung!« sagte Nobby.
    »Wie heißt du?« fragte einer der Wächter.
    »Nhobi«, sagte Nobby. Damit schien er keinen Verdacht zu erregen.
    »Und du, Dicker?«
    Von einem Augenblick zum anderen geriet Colon in Panik. Verzweifelt
    suchte er nach einem Namen, der klatschianisch klang. Er fand nur ei-
    nen, der unzweifelhaft klatschianischer Natur war.
    »Al«, erwiderte er, und ihm zitterten die Knie.
    »Kehrt sofort zurück, wenn ihr keine Schwierigkeiten bekommen
    wollt!«
    Nobby und Colon liefen los und zogen dabei den Esel hinter sich her.
    Sie blieben erst stehen, als sie den schmierigen Landungssteg erreichten,
    der sich fast wie zu Hause anfühlte.
    »Was hatte das zu bedeuten, Fel… Al?« fragte Nobby. »Die Burschen
    wol ten uns nur ein wenig herumkommandieren! Typisches Verhalten
    von Wächtern«, fügte er hinzu. »Natürlich nicht von unseren.«
    »Ich schätze, wir hatten die richtigen Sachen an…«
    »Du hast ihnen nicht einmal gesagt, woher wir kommen! Und sie spra-
    chen unsere Sprache!«
    »Nun, sie… Ich meine, jeder sollte eigentlich Morporkianisch

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