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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gelang Fred Colon, an dem schmierigen Holz Halt zu finden. Rein
    theoretisch begann nun ein sehr heldenhaftes Unternehmen. Er und
    Nobby Nobbs, die kühnen Krieger, stießen wagemutig ins Territorium
    des Feindes vor. Leider wußte Colon, daß sie sich nur deshalb auf so
    etwas einließen, weil Lord Vetinari im Boot saß und auf sehr eindeutige
    Weise die Brauen heben würde, wenn sie sich weigerten.
    Colon hatte immer angenommen, daß Helden über einen besonderen
    inneren Antrieb verfügten, der sie kühn aufbrechen ließ, um für Gott,
    Vaterland und Apfelkuchen – beziehungsweise für eine andere Speziali-
    tät aus dem kulinarischen Repertoire der Mutter – zu sterben. Ihm wäre
    nie in den Sinn gekommen, daß sich Helden so verhielten, weil man sie
    ausschimpfte, wenn sie Furcht zeigten.
    Colon griff nach unten.
    »Komm hoch, Nobby«, sagte er. »Und denk daran: Wir tun dies für die
    Götter, Ankh-Morpork und…« Colon war der Ansicht, daß eine leckere
    Spezialität durchaus dazugehörte. »Und für das berühmte Hachsenbröt-
    chen meiner Mutter!«
    »Meine Mutter hat uns nie Hachsenbrötchen probieren lassen«, erwi-
    derte Nobby, als er sich auf die Planken zog. »Aber du würdest staunen,
    was sie mit einem Stück Käse anstellen konnte…«
    »Ja, mag sein, aber das eignet sich nicht unbedingt für einen Schlacht-
    ruf. ›Für die Götter, Ankh-Morpork und ein erstaunliches Etwas, das
    Nobbys Mutter mit einem Stück Käse anstel en konnte‹? O ja, damit
    säen wir Furcht in den Herzen unserer Feinde!« sagte Colon.
    »Nun, wenn es darum geht, Furcht zu verbreiten…«, entgegnete Nob-
    by. »Dafür wäre der ›Verzweifelte Pudding‹ meiner Mutter bestens geeig-
    net. Mit Vanillesoße.«
    »War er so schlimm?«
    »Noch schlimmer, Feldwebel.«
    Die Docks von Al-Khali sahen wie beliebige Docks aus, und zwar aus
    gutem Grund. Ganz gleich, wo solche Hafenanlagen errichtet werden:
    Sie dienen überal dem gleichen Zweck. Schiffe müssen be- und entladen
    werden, und es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Methoden, dies zu
    bewerkstelligen. Deshalb sehen alle Docks gleich aus. Manche sind hei-
    ßer, andere feuchter, aber überal liegen Haufen von Dingen, die einen
    halb vergessenen Eindruck erwecken.
    In der Ferne glühten die Lichter der Stadt, die nichts von der Invasion
    feindlicher Streitkräfte ahnte.
    »›Besorgt uns Kleidung, mit der wir nicht auffal en‹«, brummte Colon.
    »Leicht gesagt.«
    »Es ist nicht nur leicht gesagt, sondern auch leicht getan«, behauptete
    Nobby. »Ein Kinderspiel. Jeder weiß, wie man dabei vorgeht. Man versteckt sich in einer dunklen Gasse und wartet auf zwei geeignete Bur-
    schen, die man dann näher lockt, um ihnen eins über die Rübe zu geben,
    ja, und kurze Zeit später trägt man ihre Sachen.«
    »Und das funktioniert?«
    »Es klappt immer, Feldwebel«, sagte Nobby voller Zuversicht.

    Im Mondschein wirkte die Wüste wie Schnee.
    Mit der Taktikus-Methode des Kämpfens kam Mumm gut zurecht. Auf
    diese Weise gingen Polizisten vor. Ein richtiger Polizist bezog nicht zu-
    sammen mit anderen Polizisten Aufstellung, um dann anzugreifen. Ein
    richtiger Polizist ging auf leisen Sohlen, lauerte im Schatten und wartete auf den richtigen Zeitpunkt. Anders ausgedrückt: Er geduldete sich, bis
    der Verbrecher das Verbrechen begangen hatte und die Beute wegschlepp-te. Welchen Sinn hatte es, früher aktiv zu werden? Man mußte realistisch
    bleiben. »Wir haben den Täter« klang weitaus besser als »Wir haben den
    Burschen, der die Tat verüben wol te« – erst recht dann, wenn jemand
    Beweise verlangte.
    Irgendwo auf der linken Seite schrie jemand in der Ferne.
    Nur die Kleidung weckte ein wenig Unbehagen in Mumm. Er hatte das
    Gefühl, mit einem Nachthemd in den Kampf zu ziehen.
    Er war ganz und gar nicht sicher, ob er jemanden töten konnte, der
    nicht seinerseits versuchte, ihn umzubringen. Eigentlich mußte er davon ausgehen, daß ihm jeder bewaffnete Klatschianer nach dem Leben trachtete. So war das eben im Krieg. Aber…
    Er hob den Kopf über den Rand einer Düne. Ein Klatschianer blickte
    in die andere Richtung. Mumm kroch…
    »Bimmel-bimmel-bamm! Dies ist der auf sieben Uhr morgens pro-
    grammierte Weckruf. Hier Namen einfügen! Ich hoffe…«
    »Häh?«
    »Verdammt!«
    Mumm reagierte zuerst und hieb dem anderen Mann die Faust auf die
    Nase. Er sah keinen Sinn darin, zu warten und festzustellen, welche Wir-
    kung er damit erzielte. Von einem Augenblick zum anderen

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