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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sa-
    che kümmern. Es geht um eine Geiselnahme…«
    »Ich komme sofort. Tja, ich bedaure sehr, Jungs. Spielt allein, in Ord-
    nung? Wir sehen uns dann am nächsten Dienstag beim fröhlichen Singen
    mit anschließender Würstchenbrutzelei.«
    »Ja, Herr Karotte«, sagte der Geschickte Rippenstoßer.
    »Und Korporal Angua zeigt euch vielleicht, wie man am Lagerfeuer
    richtig heult.«
    »Wir freuen uns schon, Harr Karotte«, brummte Schleimbeutel.
    »Und was machen wir, bevor wir auseinandergehen?« fragte Karotte.
    Die Krieger der Skats und Mohocks wechselten verlegene Blicke.
    Normalerweise waren sie nie nervös – wer Furcht zeigte, konnte versto-
    ßen werden. Doch als die Bandenregeln festgelegt worden waren, hatte
    niemand die Existenz einer Person wie Karotte berücksichtigt.
    In den Mienen der Jungen stand Ich-bringe-dich-um-wenn-du-
    jemandem-davon-erzählst, als sie die Zeigefinger beider Hände bis auf
    Ohrhöhe hoben und riefen: »Wib wib wib!«
    »Wob wob wob!« antwortete Karotte herzlich. »Also gut, Reg. Wir
    können gehen.«
    »Wie hast du das fertiggebracht?« fragte Obergefreiter Schuh, als die
    beiden Wächter forteilten.
    »Oh, man hebt die Finger auf diese Weise«, erklärte Karotte. »Aber bitte verrate es niemandem. Es ist nämlich ein geheimes Zeichen…«
    »Es sind Halunken, Hauptmann! Man kann sich kaum schlimmere
    Schurken vorstellen!«
    »Oh, sie sind ein wenig frech. Aber unter der rauhen Schale verbirgt
    sich ein freundlicher Kern, wenn man ein wenig Geduld hat und ver-
    sucht, sie zu verstehen…«
    »Wie ich hörte, geben sie einem nie genug Zeit, sie zu verstehen! Weiß Herr Mumm von dieser Sache?«
    »In gewisser Weise, ja. Ich habe ihm von meiner Absicht erzählt, einen
    Klub für die Straßenkinder zu gründen, und er meinte, damit sei alles in
    Ordnung, vorausgesetzt, ich ließe sie ihr Lager am Rand einer sehr ho-
    hen Klippe bei möglichst starkem Wind aufschlagen. Aber so etwas sagt
    er immer. Nun, was ist mit der Geiselnahme?«
    »Sie hat bei Vortin stattgefunden. Aber… äh… es ist keine gewöhnli-
    che Geiselnahme, sondern noch schlimmer…«
    Hinter ihnen musterten sich die Skats und Mohocks gegenseitig. Dann
    nahmen sie ihre Waffen und wichen vorsichtig voreinander zurück. Es
    ist keineswegs so, daß wir nicht kämpfen wollen, teilte ihre Körperspra-
    che mit. Doch zufäl igerweise haben wir derzeit Besseres zu tun, und wir
    gehen jetzt, um herauszufinden, was dies ist.

    Erstaunlicherweise herrschte bei den Docks kein lautes Stimmengewirr.
    Die Leute waren zu sehr damit beschäftigt, an Geld zu denken.
    Feldwebel Colon und Korporal Nobbs lehnten an einem Holzstapel
    und beobachteten, wie jemand mit großer Sorgfalt den Namen Stolz von
    Ankh-Morpork an den Bug eines Schiffes malte. Früher oder später würde er bemerken, daß er das »z« vergessen hatte, und auf diesen kleinen Spaß
    freuten sich die beiden Wächter.
    »Bist du jemals zur See gefahren?« fragte Nobby.
    »Ha, nein, ich nicht!« erwiderte Colon. »Ich gebe dir einen guten Rat:
    Komm nie auf die Idee, den Klabautermann zu suchen.«
    »Keine Sorge«, sagte Nobby. »Ich weiß gar nicht, wo ich nach ihm su-
    chen sollte. Und selbst wenn ich ihn fände: Worüber sollte ich mit ihm
    reden?«
    »Gut.«
    »Ich meine, ich kenne ihn doch gar nicht.«
    »Du hast überhaupt keine Ahnung, was es mit dem Klabautermann auf
    sich hat, oder?«
    »Nein, Feldwebel.«
    »Treibt sich irgendwo auf dem Ozean herum, der Bursche. Durch ihn
    wird die Seefahrt zu einer riskanten Angelegenheit. So ist das eben mit
    dem Meer – man kann ihm nicht trauen. Da fäl t mir ein… Als ich klein
    war, habe ich ein Buch über einen Jungen gelesen, der sich in eine Nixe
    verwandelte, sozusagen, und er lebte unten auf dem Meeresgrund…«
    »… beim Klabautermann…«
    »Ja, und dort war al es ganz hübsch. Es gab sprechende Fische und ro-
    sarote Muscheln und so. Und dann eines Tages verbrachte ich die Ferien
    in Quirm, und bei der Gelegenheit sah ich das Meer und dachte: Na so was. Und wenn meine Mutter nicht schnel genug reagiert hätte, tja, wer
    weiß, was damals geschehen wäre, ich meine, der Junge im Buch konnte
    unter Wasser atmen, woher sollte ich es besser wissen? Man erzählt sich
    so viele Lügen übers Meer. In Wirklichkeit ist alles nur Igitt mit Hum-mern drin.«
    »Der Onkel meiner Mutter war Seemann«, sagte Nobby. »Aber nach
    der großen Seuche bekam er es mit Anwerbern der besonderen Art zu
    tun. Eine Gruppe von

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