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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Buchhaltergilde.
    »Es ist mir völlig unerklärlich, wie so etwas geschehen konnte«, ent-
    gegnete Lord Vetinari ruhig.
    Er legte das Dokument beiseite. »Man könnte die Besteuerung mit der
    Milchviehhaltung vergleichen. Es geht darum, ein Maximum an Milch
    mit einem Minimum an Muhen zu erzielen. Ich fürchte al erdings, daß
    ich in letzter Zeit nur Muhen bekomme.«
    »Soll das heißen, Ankh-Morpork ist bankrott ?« fragte Witwenmacher.
    »Ja. Und gleichzeitig gibt es viele reiche Leute in der Stadt. Hoffentlich haben sie einen Teil ihres Reichtums in Schwerter investiert.«
    »Und du hast diese al gemeine Weigerung, Steuern zu bezahlen, den
    Leuten einfach so durchgehen lassen?« fragte Lord Selachii.
    »Niemand hat sich geweigert, Steuern zu zahlen«, sagte der Patrizier.
    »Man kann nicht einmal von Steuerhinterziehung reden. Die Steuern
    wurden nur nicht bezahlt.«
    »Das ist abscheulich!«
    Der Patrizier hob die Brauen. »Kommandeur Mumm?«
    »Ja, Herr?«
    »Bitte stel eine Gruppe aus deinen erfahrensten Männern zusammen.
    Gemeinsam mit den Steuereintreibern sol sie dafür sorgen, daß wieder
    Geld in die städtischen Kassen kommt. Mein Sekretär gibt dir eine Liste
    mit den Namen der wichtigsten säumigen Zahler.«
    »In Ordnung, Herr«, sagte Mumm. »Und wenn die Betreffenden Wi-
    derstand leisten, Herr?«
    »Oh, wie könnten sie das wagen? Immerhin entsprechen unsere Maß-
    nahmen dem Willen der wichtigsten Würdenträger dieser Stadt.« Er
    nahm einen Zettel von Drumknott entgegen. »Nun, ganz oben auf der
    Liste…«
    Lord Selachii hüstelte. »Für solchen Unsinn ist es jetzt viel zu spät«,
    sagte er rasch.
    »Wasser, das den Bach hinuntergeflossen ist«, sagte Lord Witwenma-
    cher.
    »Tot und begraben«, fügte Herr Schräg hinzu.
    »Ich habe meine Steuern bezahlt«, betonte Mumm.
    »Laßt mich rekapitulieren«, sagte Vetinari. »Ich schätze, niemand
    möchte, daß sich zwei erwachsene Nationen um einen Steinhaufen strei-
    ten. Wir wol en nicht kämpfen, aber…«
    »Aber so wahr ich hier sitze: Wir zeigen’s ihnen, wenn wir zum Kampf
    gezwungen werden!« platzte es aus Lord Selachi heraus.
    »Wir haben keine Schiffe. Wir haben keine Krieger. Und wir haben
    auch kein Geld«, sagte Vetinari. »Allerdings steht uns die Kunst der Di-
    plomatie offen. Es ist erstaunlich, was man mit den richtigen Worten
    erreichen kann.«
    »Leider stoßen die richtigen Worte auf weitaus mehr Aufmerksamkeit,
    wenn man einen spitzen Stock in der Hand hält«, meinte Lord Witwen-
    macher.
    Lord Selachi klopfte erneut auf den Tisch. »Es hat doch keinen Sinn,
    mit den verdammten Klatschianern zu reden ! Meine Herren… Unsere
    Aufgabe besteht darin, wieder Regimenter zu bilden!«
    »Ach, sprichst du da von privaten Streitkräften?« fragte Mumm. »Unter dem Kommando von jemandem, dessen Führungsqualitäten sich darauf
    beschränken, den Sold für tausend Helme bezahlen zu können?«
    An der Mitte des Tisches beugte sich jemand vor, der bis dahin den
    Eindruck erweckt hatte, friedlich zu schlummern. Als Lord Rust sprach,
    klang seine Stimme wie ein Gähnen.
    »Wir sprechen von Führungsqualitäten, die sich während einer tau-
    sendjährigen Familiengeschichte angesammelt haben, Herr Mumm«,
    verkündete er.
    Das Herr prickelte in Mumms Brust. Er wußte, daß er ein »Herr
    Mumm« war, ein gewöhnlicher Bürger, wie er gewöhnlicher kaum sein
    konnte. Doch er bestand darauf, für jemanden, der »Jahre« wie »Hjahre«
    aussprach, Sir Samuel zu sein.
    »Oh, Familiengeschichte«, sagte er. »Nein, da muß ich passen. Wenn
    man das braucht, um die eigenen Leute mit Inkompetenz und Unfähig-
    keit in den Tod zu schicken…«
    »Meine Herren, bitte.« Der Patrizier schüttelte den Kopf. »Wir wol en
    uns nicht streiten. Immerhin ist dies ein Kriegsrat. Was die Bildung neu-
    er Regimenter betrifft… Nun, das ist natürlich euer gutes Recht. Die
    Entsendung von Bewaffneten in Zeiten der Not gehört zu den Pflichten
    ehrenwerter Bürger. Die Geschichte ist auf eurer Seite. Es gibt eindeuti-
    ge Präzedenzfälle, die ich akzeptieren muß. Laßt mich nur noch einmal
    darauf hinweisen, daß sich die Stadt keine Streitmacht leisten kann.«
    »Diese Leute sollen wirklich mit den Säbeln rasseln dürfen?« brachte
    Mumm ungläubig hervor.
    »Ach, Kommandeur Mumm«, sagte Burlich und lächelte. »Als Soldat
    müßtest du eigentlich…«
    Manchmal erregen Leute Aufmerksamkeit, indem sie schreien. Oder
    sie schlagen mit der Faust auf

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