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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bauern machte ihn betrunken, und am nächsten
    Morgen erwachte er an einen Pflug gefesselt.«
    Die beiden Wächter warteten und beobachteten.
    »Offenbar steht ein Kampf bevor, Feldwebel«, sagte Nobby, als der
    Maler überaus sorgfältig das abschließende »k« malte.
    »Dauert bestimmt nicht lange«, erwiderte Colon. »Sind alles nur Feig-
    linge, die Klatschianer. Sie wetzen über den heißen Sand davon, kaum
    daß sie kalten Stahl zu spüren bekommen.«
    Feldwebel Colon hatte eine umfassende Ausbildung hinter sich. Zuerst
    war er auf die Schule »Mein Vater hat immer gesagt« gegangen, um an-
    schließend die Universität »Ist doch logisch« zu besuchen. Derzeit absol-
    vierte er das Aufbaustudium »Was mir jemand in der Taverne erzählt
    hat«.
    »Es dürfte also nicht weiter schwer sein, damit klarzukommen, oder?«
    fragte Nobby.
    »Und sie haben nicht mal die gleiche Hautfarbe wie wir«, sagte Colon.
    »Äh… wie ich«, fügte er hinzu, als er an die unterschiedlichen Schattie-
    rungen von Korporal Nobbs dachte.
    »Obergefreiter Besuch ist ziemlich braun«, meinte Nobby. »Ich habe
    nie gesehen, daß er weggelaufen ist. Wenn er die Chance wittert, jeman-
    dem eine religiöse Broschüre anzudrehen, läßt der alte Waschtopf nicht
    locker.«
    »Ach, die Omnianer unterscheiden sich eigentlich nicht sehr von uns«,
    behauptete Colon. »Manchmal verhalten sie sich seltsam, aber im Grun-
    de sind wir aus dem gleichen Holz geschnitzt, mehr oder weniger. Ein
    Klatschianer hingegen verrät sich schon dadurch, daß er viele Wörter
    benutzt, die mit ›al‹ beginnen. Daran kann man die Klatschianer sofort
    erkennen. Sie haben al e Wörter erfunden, die mit ›al‹ anfangen. Wie zum
    Beispiel Al-kohol.«
    »Die Klatschianer haben das Bier erfunden?«
    »Ja.«
    »Verdammt schlau von ihnen.«
    »Ich würde es nicht schlau nennen«, sagte Feldwebel Colon und begriff zu spät, daß er einen taktischen Fehler begangen hatte. »Es dürfte eher
    ein glücklicher Zufall sein.«
    »Und was haben die Klatschianer sonst noch erfunden?«
    »Nun… « Colon strengte sein Gehirn an. »Al-gebra. Das sind Summen
    mit Buchstaben und so. Für Leute, die für Zahlen nicht intelligent genug
    sind.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja«, bestätigte Colon. Er glaubte sich nun auf sicherem Terrain und
    fuhr selbstbewußter fort: »Ich hab mal gehört, wie ein Zauberer von der
    Universität sagte, die Klatschianer hätten nichts erfunden. Angeblich ist
    das ihr großer Beitrag zur Mathematik. ›Was?‹ fragte ich, und der Zaube-
    rer meinte, die Null stamme aus Klatsch.«
    »Klingt nicht sehr intelligent«, kommentierte Nobby. »Jeder kann
    nichts erfinden. Ich zum Beispiel. Hab überhaupt noch nichts erfunden.«
    »Eben«, bekräftigte Colon. »Ich habe dem Zauberer gesagt, die Erfin-
    der von Zahlen wie vier und, und…«
    »… sieben…«
    »… ja, seien die wahren Genies. Nichts brauchte nicht extra erfunden zu werden. Es war bereits da. Bestimmt haben es die Klatschianer einfach nur so entdeckt, rein zufäl ig.«
    »Es liegt an der Wüste«, sagte Nobby.
    »Genau! Guter Hinweis. Die Wüste. Wie jeder weiß, besteht eine Wü-
    ste größtenteils aus nichts. Für die Klatschianer ist das Nichts gewisser-
    maßen ein wichtiger Rohstoff. Ist doch logisch. Wir aber sind zivilisier-
    ter, ich meine, bei uns gibt’s mehr Dinge, und deshalb haben wir die
    Zahlen erfunden, um sie alle zu zählen. Ich meine… Es heißt, die Klatschianer hätten die Astronomie erfunden…«
    »Al-tronomie«, warf Nobby ein.
    »Nein, nein… Nein, Nobby, ich schätze, zu der Zeit hatten sie bereits
    das ›s‹ erfunden. Ich meine, es würde mich gar nicht wundern, wenn sie
    es uns geklaut hätten. Wie dem auch sei: Die Klatschianer haben die
    Astronomie erfunden, weil sie gar nichts anderes zu tun hatten, als die
    Sterne zu beobachten. Jeder kann zu den Sternen hochsehen und ihnen
    Namen geben, ich meine, mit Erfinden hat das doch gar nichts zu tun.
    Wir laufen nicht herum und behaupten, irgend etwas erfunden zu haben,
    nur weil wir einen kurzen Blick darauf geworfen haben.«
    »Die Klatschianer sol en viele seltsame Götter haben«, sagte Nobby.
    »Ja, und verrückte Priester«, sagte Colon. »Viele von ihnen mit Schaum vorm Mund. Glauben an die sonderbarsten Dinge.«
    Einige Sekunden sahen sie dem Maler stumm zu. Colon wartete vol er
    Sorge auf die nächste Frage.
    »Worin genau liegt eigentlich der Unterschied zu uns?« erkundigte sich Nobby. »Ich meine, einige

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