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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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klar, daß er zwischen alten Ge-
    bäuden wanderte beziehungsweise dort, wo sich vor vielen Jahren Ge-
    bäude erhoben hatten. Hier fielen ihm die Überreste einer Treppe auf,
    dort der Stumpf einer Säule.
    Einer dieser Stümpfe ragte etwas weiter empor als die anderen. Mumm
    zog sich nach oben und entdeckte dort zwei große Füße – hier mußte
    eine Statue gestanden haben, wahrscheinlich in würdevoller Haltung.
    Jetzt gab es nur noch die Füße; der Rest war dicht über den Fußknö-
    cheln abgebrochen. Besonders würdevoll wirkten sie nicht.
    Als er wieder nach unten kletterte, bemerkte er an der windgeschützten
    Seite tief in den Sockel gemeißelte Buchstaben. Er versuchte, die Worte
    im verblassenden Licht zu entziffern:

    AB HOC POSSUM VIDERE DOMUM TUUM

    Nun, »domum tuum« bedeutete »dein Haus«. Und »videre« konnte mit
    »sehen« übersetzt werden…
    »Was?« fragte Mumm laut. »›Von hier aus kann ich dein Haus sehen‹?
    Und das soll eine noble Botschaft sein?«
    »Ich glaube, es ist eine Mischung aus Prahlerei und Drohung, Sir Sa-
    muel«, sagte 71-Stunden-Ahmed. »Ich dachte immer, das sei typisch für
    Ankh-Morpork.«
    Mumm stand ganz still. Die Stimme hatte sich direkt hinter ihm erho-
    ben.
    Und sie gehörte Ahmed. Doch jetzt fehlten die Hinweise auf Ka-
    melspucke und Sand, die er in Ankh-Morpork gehört hatte. Ahmed
    sprach nun wie ein gebildeter Mann.
    »Es liegt an den Echos«, fuhr der Klatschianer fort. »Ich könnte überall sein. Und vielleicht habe ich eine Armbrust auf dich gerichtet.«
    »Selbst wenn das der Fall ist… Du schießt bestimmt nicht. Für uns
    beide steht zuviel auf dem Spiel.«
    »Oh, es gibt so etwas wie Ehre unter Dieben, nicht wahr?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Mumm. Dies war der geeignete Zeitpunkt,
    um festzustellen, ob seine Annahmen richtig waren. »Aber gibt es eine
    Ehre unter Polizisten?«

    Feldwebel Colon bekam große Augen.
    »Ich sol mein Gewicht auf die Seite verlagern, Herr?« fragte er.
    »So steuert man fliegende Teppiche«, erwiderte Lord Vetinari ruhig.
    »Ja, aber angenommen, ich verlagere mein Gewicht zu weit, zum Bei-
    spiel über den Rand hinaus?«
    »Dann haben wir mehr Platz«, sagte Beti ungerührt. »Na los, Feldwe-
    bel, jetzt kannst du die Pfunde auf deinen Rippen endlich mal zu einem
    guten Zweck nutzen.«
    »Ich möchte, daß die Pfunde auf meinen Rippen bleiben «, entgegnete Colon fest. Er lag der Länge nach auf dem Teppich und klammerte sich
    mit beiden Händen fest. »Es ist einfach nicht natürlich. Ich meine, nur
    ein wenig Stoff zwischen mir und einem fatalen Platschen…«
    Der Patrizier sah in die Tiefe. »Wir fliegen nicht überm Wasser, Feld-
    webel.«
    »Trotzdem würde es platschen, Herr. Da bin ich ganz sicher.«
    »Könnten wir etwas langsamer fliegen?« fragte Beti. »Der Fahrtwind
    berührt mich an sehr empfindlichen Stel en.«
    Lord Vetinari seufzte. »Wir fliegen nicht einmal sehr schnel . Ich schät-
    ze, dieser Teppich ist schon etwas älter.«
    »Hier ist eine ausgefranste Stelle«, sagte Beti.
    »Sei still«, ächzte Colon.
    »Sieh nur, ich kann den Finger durchbohren…«
    »Sei still.«
    »Und merkst du, wie der Teppich immer wieder wackelt?«
    »Meine Güte, von hier aus gesehen, wirken die Palmen da unten ziem-
    lich klein.«
    »Nobby, du leidest an Höhenangst«, sagte Colon. »Ich weiß, daß du an Höhenangst leidest.«
    »Jetzt greifst du in die Mottenkiste sexueller Klischees!«
    »Greife ich nicht!«
    »Greifst du doch! Demnächst erwartest du sicher, daß ich mir den Fuß
    verstauche und immerzu schreie! Aber ich werde dir beweisen, daß eine
    Frau durchaus ihren Mann stehen kann!«
    »Du warst zu lange in der Sonne, Nobby. Ja, das ist der Grund. Du bist
    doch gar keine Frau!«
    Beti schniefte. »Solche sexistischen Bemerkungen habe ich von dir er-
    wartet.«
    »Du bist männlichen Geschlechts!«
    »Hier geht es ums Prinzip.«
    »Wenigstens haben wir jetzt ein Transportmittel«, sagte Lord Vetinari,
    und sein Tonfal wies darauf hin, daß die Vorstel ung beendet war. »Lei-
    der konnte ich nicht herausfinden, wo das Heer stationiert ist.«
    »Oh, da kann ich dir helfen, Herr!« Colon versuchte zu salutieren und
    hielt sich dann wieder krampfhaft am Teppich fest. »Mit einigen schlauen
    Fragen ist es mir gelungen, die benötigten Informationen zu bekom-
    men!«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr! Der Ort heißt…äh… En al Sams la Laisa, Herr.«
    Einige Sekunden lang herrschte Stille auf dem

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