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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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»Al erdings… Deine Leute scheinen
    ebenfal s Pech zu haben…«
    Er unterbrach sich. Es entstand Verwirrung. Die beiden Gruppen wa-
    ren mit klaren Anweisungen aufgebrochen, doch niemand hatte ihnen
    gesagt, wie sie sich verhalten sollten, wenn sie der jeweils anderen Grup-
    pe begegneten – die immerhin aus kampfbereiten Männern bestand, aus
    heimtückischen Handtuchköpfen und hinterhältigen Würstchenfressern.
    Und sie befanden sich auf einem Schlachtfeld. Und alle fürchteten sich,
    was Zorn in ihnen weckte. Und alle waren bewaffnet.
    Sam Mumm hörte die Schreie hinter sich, aber derzeit galt seine Auf-
    merksamkeit anderen Dingen. Es ist unmöglich, auf dem Rücken eines
    schnel laufenden Kamels zu hocken, ohne sich dabei auf Leber und
    Nieren zu konzentrieren und zu hoffen, daß sie nicht aus dem Körper
    herausgeschleudert werden.
    Mumm war sicher, daß sich die Beine des Tiers nicht auf die richtige
    Weise bewegten. Nichts auf normalen Beinen konnte ihn so durchschüt-
    teln. Der Horizont sauste vor und zurück und gleichzeitig nach oben
    und unten.
    Was hatte Ahmed gesagt?
    Mumm schlug fest mit dem Stock zu und rief: »Huthuthut!«
    Das Kamel beschleunigte. Die einzelnen Erschütterungen flossen in-
    einander, und das Ergebnis war eine Art permanenter Ruck.
    Mumm schlug erneut zu und versuchte, »Huthuthut!« zu rufen, doch es
    klang eher nach »Hnghnghng!« Das Kamel schien irgendwo zusätzliche
    Knie zu finden.
    Noch mehr Schreie ertönten hinter ihm. Er drehte den Kopf so weit,
    wie er es wagte, und stellte fest, daß einige D’regs zurückfielen. Mumm
    glaubte, auch Karottes Stimme zu hören, aber er war nicht ganz sicher,
    weil sein eigenes Schreien in seinen Ohren widerhallte.
    »Bleib stehen, du Mistvieh!« heulte er.
    Das Zelt raste ihm entgegen. Mumm schlug mit dem Stock und zerrte
    an den Zügeln. Das Kamel schien einen besonderen Sinn für Momente
    zu haben, die dem Reiter ein Maximum an Verlegenheit bescherten –
    einen solchen Augenblick sah es nun gekommen und blieb stehen.
    Mumm glitt nach vorn und schlang die Arme um einen Hals, der sich
    anfühlte, als bestünde er aus alten Türmatten. In einer Mischung aus
    Fallen und Rutschen landete er schließlich im Sand.
    Um ihn herum kamen andere Kamele zum Stehen. Karotte griff nach
    Mumms Arm und half ihm auf die Beine.
    »Ist al es in Ordnung mit dir, Herr Kommandeur? Das war bemer-
    kenswert! Du hast die D’regs mit deinen Schreien sehr beeindruckt! Und
    du hast das Kamel noch immer angetrieben, als es längst schon galop-
    pierte!«
    »Gngn?«
    Die Wächter am Zelt zögerten, aber bestimmt nicht mehr lange.
    Der Wind ließ die weiße Fahne an Karottes Speer flattern.
    »Es ist doch al es in Ordnung, Herr Kommandeur? Ich meine, norma-
    lerweise dient eine weiße Fahne dazu…«
    »Wir sollten ruhig zeigen, wofür wir kämpfen, oder?«
    »Ich denke schon, Herr Kommandeur.«
    D’regs umringten das Zelt. Die Luft war voller Staub und lauter Stim-
    men.
    »Was ist dort drüben passiert?«
    »Es gab ein kleines Durcheinander, Herr Kommandeur. Unsere…«
    Karotte zögerte und korrigierte sich. »Soldaten aus Ankh-Morpork und
    Klatschianer kämpften gegeneinander, Herr Kommandeur. Und die
    D’regs fielen über beide Seiten her.«
    »Was, vor dem offiziel en Beginn der Schlacht? Kann man dafür nicht
    disqualifiziert werden?«
    Mumm sah zu den Wächtern und deutete dann auf die Fahne.
    »Wißt ihr, was diese Fahne bedeutet?« fragte er. »Nun, ich möchte, daß
    ihr…«
    »Bist du nicht Herr Mumm?« fragte einer der Morporkianer. »Und das
    ist doch Hauptmann Karotte, oder?«
    »Oh, hal o, Herr Kleinbrett«, erwiderte Karotte. »Geht es dir gut?«
    »Ja, Herr!«
    Mumm rollte mit den Augen. Typisch Karotte – er kannte jeden. Und der Mann hatte ihn »Herr« genannt.
    »Wir müssen diese Sache hier erledigen«, sagte Karotte. »Es dauert
    nicht lange.«
    »Nun, Herr, die Handtu…« Kleinbrett zögerte. Manche Ausdrücke
    kommen einem nicht leicht über die Lippen, wenn die Personen, auf die
    sie sich beziehen, in der Nähe sind und recht eindrucksvol wirken. »Die
    Klatschianer stehen hier ebenfal s Wache, Herr, und…«
    Eine dünne blaue Rauchwolke strich an Mumms Ohr vorbei.
    »Guten Morgen, meine Herren«, sagte 71-Stunden-Ahmed. Er hielt ei-
    ne D’reg-Armbrust in jeder Hand. »Es dürfte eurer Aufmerksamkeit
    nicht entgehen, daß auch die Soldaten hinter mir gut bewaffnet sind.
    Nun, ich bin 71-Stunden-Ahmed. Ich erschieße den Mann,

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