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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Lord Vetinari. »Ja, ich habe tat-
    sächlich etwas vor.«
    Er rückte den vermeintlichen Kamelhöcker zurecht, der nach Ziege
    roch und aus dem bereits Sand rieselte, und streckte sich dann aus.
    »Ich habe vor, überhaupt nichts zu tun. Weckt mich, wenn etwas In-
    teressantes passiert.«

    Nautische Dinge geschahen. Der Wind drehte sich so oft, daß man mit
    einem Wetterhahn hätte Korn mahlen können. Einmal regnete es Sardel-
    len.
    Kommandeur Mumm versuchte zu schlafen. Jenkins hatte ihm eine
    Hängematte gezeigt, und Mumm erkannte darin ein weiteres Schafsauge:
    In einem solchen Ding konnte niemand schlafen. Die Seeleute hängten
    sie vermutlich nur zur Schau auf und hatten irgendwo versteckt richtige
    Betten aufgestellt.
    Er machte es sich im Frachtraum einigermaßen bequem und döste
    dort, während die anderen in einer Ecke miteinander sprachen. Sie be-
    mühten sich, leise zu sein.
    »… hat Seine Exzel enz doch nicht wirklich vor, die Insel einfach so
    aufzugeben, oder? Wofür haben wir dann gekämpft?«
    »Eins steht fest: Nach dieser Sache dürfte es ihm ziemlich schwer fal-
    len, weiterhin im Amt zu bleiben. Wie Herr Mumm sagte: Der gute Na-
    me von Ankh-Morpork wird in den Schmutz gezogen.«
    »Ankh-Morpork ist an Schmutz gewöhnt«, warf Angua ein. »Davon hat
    die Stadt jede Menge.«
    »Wenigstens al e noch atmen können.« Diese Worte stammten eindeu-
    tig von Detritus.
    »Das ist eine vitalisierende Bemerkung…«
    »Entschuldigung, Reg. Warum du dich so kratzt?«
    »Ich fürchte, ich habe mir irgendeine abscheuliche ausländische
    Krankheit geholt.«
    »Wie bitte?« fragte Angua. »Woran kann ein Zombie denn erkranken?«
    »So etwas solltest du nicht sagen…«
    »Du sprichst mit einer Person, die jedes Flohpulver kennt, das in
    Ankh-Morpork verkauft wird, Reg.«
    »Nun, wenn du es unbedingt wissen wil st… Es sind Mäuse. Sie brin-
    gen mich in große Verlegenheit. Ich achte sehr auf Sauberkeit, aber die
    Biester finden immer wieder einen Weg…«
    »Hast du alles versucht?«
    »Ja, nur keine Frettchen eingesetzt.«
    »Wenn Lord Vetinari die Stadt verläßt… Wer tritt dann seine Nachfol-
    ge an?« fragte Grinsi Kleinpo. »Etwa Lord Rust?«
    »Er könnte die Stadt höchstens fünf Minuten lang regieren.«
    »Vielleicht schließen sich die Gilden zusammen und…«
    »Sie würden übereinander herfal en wie…«
    »… Frettchen«, sagte Reg. »Manchmal ist das Heilmittel schlimmer als
    die Krankheit.«
    »Kopf hoch, die Wache wird es weiterhin geben«, warf Karotte ein.
    »Ja, aber Herr Mumm fliegt raus. Wegen der Politik.«
    Mumm hielt die Augen geschlossen.

    Eine stumme Menge wartete am Kai. Die Leute beobachteten, wie
    Mumm und seine Begleiter über den Landungssteg schritten. Hier und
    dort erklang verlegenes Hüsteln, und dann rief jemand:
    »Bitte sag, daß es nicht stimmt, Herr Mumm!«
    Am Ende des Landungsstegs salutierte Dorfl.
    »Lord Rusts Schiff Ist Heute Morgen Eingetroffen, Herr«, sagte der
    Golem.
    »Hat jemand Vetinari gesehen?«
    »Nein, Herr.«
    »Hat wahrscheinlich Angst, sich in der Stadt zu zeigen!« rief jemand.
    »Lord Rust Meinte, Daß Du Deine Pflicht Erfüllen Sollst Verdammt
    Noch Mal«, sagte Dorfl. Golems neigten dazu, alles wortwörtlich zu
    wiederholen.
    Er reichte Mumm ein Blatt Papier. Der Kommandeur las die ersten
    Zeilen.
    »›Notstandsrat‹? Was soll denn das bedeuten? Und was steht hier? Ver-
    rat? Gegen Vetinari? Ich weigere mich, solchen Anweisungen zu gehorchen!«
    »Darf ich mal sehen, Herr Kommandeur?« fragte Karotte.
    Angua bemerkte die Wel e, während al e anderen nur den Haftbefehl
    sahen. Die Ohren eines Werwolfs sind sehr empfindlich.
    Sie kehrte zum Kai zurück und blickte flußabwärts.
    Eine mehr als fünfzig Zentimeter hohe Mauer aus schäumendem Was-
    ser bewegte sich ziemlich schnel flußaufwärts und hob unterwegs die
    Boote an.
    Die Wel e rauschte an Angua vorbei, saugte am Kai und ließ Jenkins’
    Schiff schaukeln. Irgendwo an Bord schepperte Geschirr.
    Das Wasser beruhigte sich wieder, als die weiße Front den Weg zur
    nächsten Brücke fortsetzte. Einige Sekunden roch es nicht wie sonst
    nach dem Eau de latrine des Ankh, sondern nach Seewind und Salz.
    Jenkins trat an Deck und blickte über die Reling.
    »Was war das?« rief Angua nach oben. »Wechselnde Gezeiten?«
    »Wir sind mit der Flut gekommen«, erwiderte Jenkins. »Seltsame Sache.
    Eins von diesen Phänomenen, nehme ich an.«
    Angua kehrte zur Gruppe zurück. Mumms Gesicht

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