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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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selbstgefällig sein.«
    Mumm zögerte. Sybil war eine bemerkenswert ausgeglichene Frau, und
    diese Sache… Sie hatte alles ihm überlassen, oder? Bei einer solchen
    Angelegenheit würde sie bestimmt nicht… Sie würde natürlich nicht
    protzen, nein, das nicht. Aber bestimmt genoß sie das Gefühl, daß ihre
    Freunde wußten, daß sie wußte, daß sie wußten…
    »Na schön«, sagte er. »Aber ich dachte immer, nur ein König sei im-
    stande, jemanden zum Herzog zu ernennen. Es ist nicht wie mit Rittern
    und Baronen und so. Ich meine, da hat eigentlich al es nur politische
    Bedeutung. Aber wenn es um einen Herzog geht…«
    Er sah Vetinari an. Und dann Karotte. Wie lauteten die Worte des Pa-
    triziers? Jemand hat mich daran erinnert…
    »Wenn es jemals wieder einen König in Ankh-Morpork gibt, so wird er
    meine Entscheidung bestimmt bestätigen«, sagte Vetinari glatt. »Und
    wenn es nie wieder einen König gibt… nun, dann erübrigen sich solche
    Überlegungen.«
    »Und damit bin auch ich ausgetrickst, nicht wahr?« fragte Mumm und
    schüttelte den Kopf.
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Vetinari.
    »Du hast uns alle ausgetrickst. Selbst Rust. Und die armen Teufel, die
    aufbrachen, um sich umbringen zu lassen. Wir sind nur Figuren auf ei-
    nem Spielbrett, die man nach Belieben hin und her schieben kann.«
    Vetinari stand plötzlich vor Mumm.
    »Glaubst du? Viele Männer brachen auf, Mumm. Und viele Männer
    kehrten zurück. Wie ruhmreich wären die Schlachten gewesen, bei denen
    sie nicht kämpfen mußten!« Der Patrizier legte eine kurze Pause ein und
    zuckte mit den Schultern. »Du sprichst von Tricks? Nun, viel eicht hast
    du recht. Aber sie haben es Tausenden ermöglicht zu überleben.« Ein
    kurzes Lächeln huschte über Lord Vetinaris Lippen und wies auf folgen-
    des hin: Etwas, das eigentlich nicht sehr komisch war, hatte ihn amüsiert.
    »Veni, vici… Vetinari.«

    Tang trieb in ziel osen Strömungen. Abgesehen von Treibholz, wies
    nichts auf die frühere Existenz von Leshp hin.
    Möwen kreisten am Himmel, aber ihr Krächzen wurde von einem
    Streit dicht über dem Meeresspiegel übertönt.
    »Das ist einzig und allein unser Holz, du flüchtige Bekanntschaft eines
    Hundes!«
    »Ach? Wirklich? Und glaubst du etwa, daß wir uns hier auf eurer Seite
    der Insel befinden? Ich glaube es nicht !«
    »Das Zeug ist plötzlich aufgetaucht!«
    »Und woher wol t ihr wissen, daß wir auf unserer Seite der Insel kein Treibholz hatten? Ganz abgesehen davon: Wir haben noch immer ein
    Faß mit Trinkwasser, Kamelatem!«
    »Na schön! Teilen wir! Ihr könnt die Hälfte des Floßes haben!«
    »Aha! Aha! Jetzt wol t ihr plötzlich verhandeln! Wir haben euch mit
    dem Trinkwasser festgenagelt!«
    »Können wir uns nicht endlich einigen, Vater? Ich hab’s satt, dauernd
    Wasser zu treten!«
    »Und ihr müßt euch am Paddeln beteiligen.«
    »Natürlich.«
    Die Möwen zogen weiterhin ihre Kreise, wie weißes Gekritzel am kla-
    ren blauen Himmel.
    »Nach Ankh-Morpork!«
    »Nach Klatsch!«
    Tief unten, wo der versunkene Berg Leshp zu seinem alten Platz auf
    dem Meeresgrund zurückfand, schwammen die Neugierigen Tintenfi-
    sche wieder über sonderbare Straßen. Sie wußten nicht, warum die Stadt
    in großen Abständen gen Himmel verschwand, aber sie blieb nie sehr
    lange fort.
    Ein Hai schwamm vorbei. Wäre jemand risikofreudig genug gewesen,
    ein Ohr an seinen Leib zu pressen, hätte er folgendes gehört: »Bimmel-
    bimmel-bamm! Drei Uhr nachmittags… Fressen, Hunger, Schwimmen.
    Aufgaben: Schwimmen, Hunger, Fressen. Drei Uhr und fünf Minuten:
    wilde Fresserei…«

    Erstaunlicherweise hatte sich Feldwebel Colon selbst für den Streifen-
    dienst eingeteilt. Es war gut, wieder an die frische Luft zu kommen. Au-
    ßerdem hatte sich herumgesprochen, daß man die Wache irgendwie mit
    etwas in Verbindung brachte, das eine Art Sieg zu sein schien. Wer die
    Uniform der Wache trug, durfte damit rechnen, in der einen oder ande-
    ren Taverne das eine oder andere Gratisbier trinken zu können.
    Colon ging mit Korporal Nobbs auf Streife. Sie wanderten mit dem si-
    cheren Schritt von Männern, die viel gesehen und erlebt hatten.
    Ihr untrüglicher Instinkt führte sie an einem Lokal namens Banale
    Mahlzeiten vorbei. Herr Goriff putzte gerade das Fenster. Als er die beiden Wächter sah, verharrte er kurz und verschwand im Innern des Ge-
    bäudes.
    »Das nenne ich Dankbarkeit«, schniefte Colon.
    Kurz darauf kam Goriff wieder zum Vorschein

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