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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zu sein, und eine solche Einstel ung fand Angua aus irgendeinem Grund entnervend.
    »Ich kann dir nur einen Tip geben«, sagte sie. »Frauen fühlen sich oft
    zu Männern hingezogen, die sie zum Lachen bringen.«
    Nobbys Miene erhel te sich. »Wirklich? Damit sollte ich keine Proble-
    me haben.«
    »Gut.«
    »Die Leute lachen dauernd über mich.«
    Weit oben achtete Ostie Brunt nicht auf den Regen, der ihn bereits bis
    auf die Haut durchnäßt hatte. Er prüfte das Ölzeug, das den Bogen
    schützte, und bereitete sich dann auf das lange Warten vor.

    Regen war der Freund von Polizisten. In dieser Nacht fanden al e
    Verbrechen zu Hause statt.
    Mumm stand im Windschatten eines Springbrunnens auf dem Hier-
    gibt’sal es-Platz. Schon seit Jahren funktionierte die Fontäne nicht mehr, aber er wurde trotzdem so naß, als wäre sie in vol er Aktion. Nie zuvor
    hatte er echten horizontalen Regen erlebt.
    Weit und breit war niemand zu sehen. Der Regen marschierte wie…
    eine Armee über den Hiergibt’sal es-Platz…
    Dieses Bild stammte aus seiner Kindheit. Seltsam, wie solche Dinge
    plötzlich aus den dunklen Ecken des Gehirns hervorsprangen.
    Regentropfen, die auf Wasser fielen…
    Ah ja… Als Junge hatte er sich vorgestellt, das Prasseln in den Rinn-
    steinen würde von Soldaten hervorgerufen. Von Mil ionen Soldaten.
    Und die vorbeischwimmenden Blasen waren Reiter.
    Mumm erinnerte sich nicht daran, womit er damals den gelegentlich
    vorbeitreibenden toten Hund verglichen hatte. Viel eicht mit einer Bela-
    gerungswaffe.
    Wasser gurgelte an seinen Stiefeln vorbei und tropfte von seinem Um-
    hang. Als er versuchte, sich eine Zigarre anzuzünden, blies der Wind das
    Streichholz aus, und der vom Helm herabströmende Regen durchnäßte
    die Zigarre.
    Mumm lächelte.
    Er wurde – vorübergehend – zu einem glücklichen Mann. Er war al-
    lein, Kälte und Nässe ausgesetzt, um drei Uhr in einer stürmischen
    Nacht. Einige der besten Nächte seines Lebens hatte er auf diese Weise
    verbracht. Bei solchen Gelegenheiten konnte man die Schultern so hoch-ziehen und den Kopf so nach vorn beugen, um zu einer kleinen Insel der Wärme und des Friedens zu werden, während der Regen auf den Helm
    prasselte und die Gedanken dahintrieben, die Welt zu enträtseln versuch-
    ten…
    So war es damals gewesen, als sich niemand um die Wache scherte und
    Wächter eigentlich nur versuchten, Schwierigkeiten aus dem Weg zu
    gehen. Damals hatte es nicht viel zu tun gegeben.
    Das stimmt nicht, widersprach eine innere Stimme. Damals gab es
    ebensoviel zu tun wie heute. Ihr habt euch nur nicht darum gekümmert.
    Mumm spürte das Gewicht des offiziellen Schlagstocks in der beson-
    deren Tasche, die Sybil seiner Hose hinzugefügt hatte. Warum ist es nur
    ein Stück Holz? hatte er sich gefragt, als er das Objekt zum erstenmal
    sah. Warum kann es nicht ein Schwert sein? Das Schwert symbolisiert
    Macht…
    Und dann begriff er, warum es kein Schwert sein konnte.
    »Heda, braver Bürger! Darf ich fragen, was dich in dieser ungemütli-
    chen Nacht hierher führt?«
    Mumm seufzte. Das Licht einer Laterne erschien in der Dunkelheit,
    umgeben von einem Heiligenschein aus Wasser.
    Heda, braver Bürger… Es gab nur eine Person in der Stadt, die solche Worte benutzte und sie auch ernst meinte.
    »Ich bin’s, Hauptmann.«
    Das Licht kam näher und erhel te das feuchte Gesicht von Hauptmann
    Karotte. Der junge Mann salutierte so zackig, daß selbst der kritischste
    Ausbilder begeistert gewesen wäre. Um drei Uhr nachts, dachte Mumm.
    »Was machst du hier, Herr Kommandeur?«

»Ich wol te nur… einige Dinge überprüfen«, antwortete Mumm.
    »Das hättest du mir überlassen können«, sagte Karotte. »Delegieren ist
    der Schlüssel zur erfolgreichen Kommandoführung.«
    »Tatsächlich?« erwiderte Mumm verdrießlich. »Meine Güte, man lernt
    nie aus.« Und du lernst ziemlich schnell, dachte Mumm im stillen Käm-
    merlein seines Kopfes. Gleichzeitig war er fast davon überzeugt, ungerecht und dumm zu sein.
    »Wir sind so gut wie fertig, Herr Kommandeur. Alle leeren Gebäude
    haben wir kontrolliert. Eine Sondereinheit bewacht die Route, und die
    Wasserspeier klettern so hoch wie möglich. Du weißt ja, wie gut sie beo-
    bachten können.«
    » Die Wasserspeier? Ich dachte, wir hätten nur den Obergefreiten Abfluß…«
    »Und jetzt auch den Obergefreiten Fenstergiebel, Herr Kommandeur.«
    »Einer von deinen Leuten?«
    »Einer von unseren, Herr Kommandeur. Du hast die

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