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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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immer für sehr vertrauenswür-
    dig gehalten…«
    »Detritus? Oh, ja, er…«
    »Was ist mit Nobby? Kann ich ihm…«
    »Ich verstehe, was er meint, Karotte«, sagte Angua und zog an seinem Arm.
    Karotte ließ niedergeschlagen die Schultern hängen. »So was gefällt mir
    nicht«, murmelte er. »Ich meine… heimliche Dinge.«
    »Ich möchte keine schriftlichen Berichte«, sagte Mumm und war dank-
    bar für diese kleine Gnade. »Es ist eine… inoffizielle Angelegenheit. Ei-
    ne offizielle inoffizielle Angelegenheit, versteht ihr?«
    Angua nickte, während Karotte ziemlich betrübt aussah.
    Sie ist ein Werwolf, dachte Mumm. Natürlich versteht sie. Und ein Mann, der im Grunde genommen ein Zwerg ist, sol te eigentlich wissen,
    was es mit List und dergleichen auf sich hat.
    »Lauscht den Straßen«, sagte Mumm. »Die Straßen wissen alles.
    Sprecht mit… dem Blinden Hugh…«
    »Ich fürchte, er ist letzten Monat verstorben«, erwiderte Karotte.
    »Tatsächlich? Und warum erfahre ich das erst jetzt?«
    »Ich bin ziemlich sicher, daß ich dir eine Mitteilung geschickt habe,
    Herr Kommandeur.«
    Mumm blickte schuldbewußt zu seinem Schreibtisch, auf dem Papier
    hohe Stapel bildete, und zuckte dann mit den Schultern.
    »Seht euch aufmerksam um. Geht den Dingen auf den Grund. Und
    vertraut nie… Vertraut praktisch niemandem. Alles klar? Vertraut nur
    vertrauenswürdigen Leuten.«

    »Na los, aufmachen! Hier ist die Wache!«
    Korporal Nobbs zog an Feldwebel Colons Ärmel und flüsterte ihm
    etwas ins Ohr.
    »Hier ist nicht die Wache!« rief er und klopfte erneut an die Tür. »Wir haben überhaupt nichts mit der Wache zu tun! Wir sind Zivilisten, klar?«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt.
    »Ja?« fragte eine Stimme, die ihr Wechselgeld zählte.
    »Wir müssen dir einige Fragen stellen, Gnäfrau.«
    » Seid ihr von der Wache?« erwiderte die Stimme.
    »Nein! Darauf habe ich doch gerade in al er Deutlichkeit hingewie-
    sen…«
    »Verschwinde, Bulle!«
    Die Tür schloß sich wieder.
    »Bist du sicher, daß wir hier richtig sind, Feldwebel?«
    »Harry Kastanie meinte, er hätte gesehen, wie Ostie dieses Gebäude
    betrat. He, aufmachen!«
    »Al e beobachten uns, Feldwebel«, sagte Nobby. Zu beiden Seiten der
    Straße hatten sich Fenster und Türen geöffnet.
    »Und nenn mich nicht Feldwebel, solange wir zivile Kleidung tragen!«
    »In Ordnung, Fred.«
    »Und…« Colon zögerte in einer regelrechten Statusagonie. »Für dich
    heißt es Frederick, Nobby.«
    »Und die Leute kichern, Fred… äh…rick.«
    »Wir dürfen bei dieser Sache keinen Mist bauen, Nobby.«
    »Wie du meinst, Frederick. Und für dich bin ich Cecil, herzlichen
    Dank.«
    »Cecil?«
    »So lautet mein Name«, verkündete Nobby kühl.
    »Wie du wil st«, sagte Colon. »Vergiß nur nicht, wer hier der vorgesetz-
    te Zivilist ist, klar?«
    Er hämmerte an die Tür.
    »Wir haben gehört, daß du ein Zimmer zu vermieten hast, Gnäfrau!«
    rief er.
    »Hervorragend, Frederick«, sagte Nobby. »Das war einfach hervorra-
    gend !«
    »Nun, schließlich bin ich Feldwebel«, flüsterte Colon.
    »Nein.«
    »Äh… ja… genau… Vergiß es nur nicht, hast du verstanden?«
    Die Tür öffnete sich.
    Die Frau dahinter hatte eins jener Gesichter, die sich im Lauf der Jahre
    gesetzt haben – es sah aus, als hätte man es aus Butter angefertigt und
    dann der Sonne überlassen. Das Haar war vom zunehmenden Alter
    weitgehend unbeeinflußt geblieben: Es leuchtete in grellem Rot und er-
    innerte in seiner gegenwärtigen Form an eine über dem Kopf schweben-
    de, drohende Gewitterwolke.
    »Zimmer?« wiederholte sie. »Das hättest du gleich sagen sollen. Zwei
    Ankh-Morpork-Dol ar pro Woche, keine Haustiere, kein Kochen, keine
    Frauen nach sechs Uhr morgens, es gibt tausend andere Interessenten,
    übrigens, gehört ihr zum Zirkus? Ihr seht wie Zirkusleute aus.«*
    »Wir sind…«, begann Nobby und unterbrach sich. Zweifellos gab es
    viele andere Dinge, die man sein konnte, wenn man nicht gerade Polizist
    war, aber ihm fielen einfach keine ein.
    »… Schauspieler«, warf Nobby ein.
    »Gezahlt wird eine Woche im voraus«, sagte die Frau. »Und ich dulde
    keine schmutzigen ausländischen Angewohnheiten. Ich führe ein respek-

    * Das Problem war die zivile Kleidung. Beide Männer hatten ihr ganzes Leben lang Uniform getragen. Feldwebel Colons einzigen Anzug hatte jemand gekauft, der fast fünfzehn Kilo leichter und zehn Jahre jünger gewesen war, weshalb die Knöpfe jetzt

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