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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht
    schnel genug bewegt.«
    Grinsi Kleinpo war beeindruckt.
    »Ermittlungen sind wie Glücksspiel«, sagte Mumm und legte die Ge-
    würznelke auf den Tisch. »Der Trick besteht darin, schon im voraus Be-
    scheid zu wissen. Danke, Korporal. Notiere die Beschreibung und sorge
    dafür, daß al e Wächter sie bekommen. Übrigens heißt der Bursche 71-
    Stunden-Ahmed, weiß der Himmel, warum. Und dann geh und ruh dich
    aus.«
    Mumm wandte sich an Karotte und Angua, die sich ebenfal s in den
    kleinen Raum gezwängt hatten. Er nickte der jungen Frau zu.
    »Ich bin dem Nelkengeruch bis zu den Docks gefolgt«, sagte sie.
    »Und dann?«
    »Dann habe ich die Spur verloren.« Angua wirkte verlegen. »Beim
    Fischmarkt gab es keine Probleme. Auch nicht im Schlachthausviertel.
    Aber auf dem Gewürzmarkt…«
    »Oh, ich verstehe. Dort verschwand die Spur?«
    »In gewisser Weise, Herr Kommandeur. Anschließend führte sie in
    fünfzig verschiedene Richtungen.«
    »Da kann man nichts machen. Karotte?«
    »Ich habe mich genau an deine Anweisungen gehalten, Herr Kom-
    mandeur. Die Entfernung vom Dach des Opernhauses bis zum Schieß-
    stand ist ungefähr richtig. Ich habe den gleichen Bogen benutzt, wie der
    Attentäter ihn verwendet hat…«
    Mumm hob den Zeigefinger. Karotte zögerte kurz und sagte dann
    langsam:»… wie der, den wir neben dem mutmaßlichen Attentäter fan-
    den…«
    »Ja. Und?«
    »Es handelt sich um einen ›Treffsicher Model Fünf‹ von Burlich-und-
    Starkimarm, Herr Kommandeur. Ein Bogen für den Experten. Ich bin
    kein besonders guter Bogenschütze, aber ich konnte das Ziel zumindest
    treffen…«
    »Einen Augenblick mal«, sagte Mumm. »Du bist sehr kräftig, Karotte.
    Aber der verstorbene Ostie hatte Arme wie Nobby. Ich hätte meine
    Hand ganz um den kaum vorhandenen Bizeps schließen können.«
    »Ja, Herr Kommandeur. Die Zugkraft beträgt hundert Pfund. Ich be-
    zweifle, daß Ostie Brunt in der Lage war, die Sehne mehr als nur einen
    Zol weit nach hinten zu ziehen.«
    »Ich wage es mir nicht einmal vorzustellen. Meine Güte… Mit einem
    solchen Bogen hätte er höchstens seinen eigenen Fuß treffen können.
    Übrigens: Glaubst du, daß dich jemand gesehen hat?«
    »Nein, Herr Kommandeur. Ich habe die ganze Zeit darauf geachtet,
    mich zwischen den Schornsteinen und Belüftungsschächten verborgen
    zu halten.«
    Mumm seufzte. »Nun, selbst wenn du die Versuche um Mitternacht in
    einem Keller durchgeführt hättest… Ich schätze, am nächsten Morgen
    hätte der Patrizier trotzdem gefragt: ›War’s nicht ziemlich dunkel da un-
    ten?‹«
    Er holte das inzwischen ziemlich zerknitterte Bild hervor. Es zeigte
    Karotte – beziehungsweise Arm und Ohr des Hauptmanns –, als er in
    Richtung Prozession eilte. Und dort, zwischen den vielen Leuten in der
    Parade, war das Gesicht des Prinzen zu sehen. Von 71-Stunden-Ahmed
    fehlte jede Spur. Bei der Abendgesellschaft war er noch zugegen gewe-
    sen. Aber bei dem Durcheinander… hin und her schlendernde Gäste,
    Männer und Frauen, die möglichst unauffällig verschwanden, um dem
    Abort einen raschen Besuch abzustatten… Ahmed hätte den Empfang
    leicht verlassen können, ohne daß ihn jemand bemerkte, und anschlie-
    ßend jeden beliebigen Ort aufsuchen können.
    »Der Prinz fiel, als du ihn erreichtest? Mit einem Pfeil im Rücken? Und
    er war dir dabei noch immer zugewandt?«
    »Ja, Herr Kommandeur. Da bin ich ganz sicher. Al e anderen liefen
    umher…«
    »Er bekam also einen Pfeil in den Rücken, und der Schütze befand sich
    vor ihm und war nicht einmal imstande, die Sehne weit genug durchzu-ziehen, um den Pfeil weiter fliegen zu lassen als bis zu seinem eigenen
    Fuß…«
    Jemand klopfte ans Fenster.
    »Das dürfte Abfluß sein«, sagte Mumm, ohne sich umzudrehen. »Ich
    habe ihm einen speziellen Auftrag erteilt…«
    Obergefreiter Abfluß hatte nie einen richtigen Platz in der Gemein-
    schaft der Wache gefunden. Dies lag keineswegs daran, daß er nicht mit
    anderen Personen zurechtkam. Das Problem bestand vielmehr darin, daß
    es ihm an sozialen Kontakten mangelte, denn er konnte anderen Leuten
    nur ab dem zweiten oder dritten Stock aufwärts begegnen. Er fühlte sich
    auf Dächern zu Hause. Bei der letzten Silvesterfeier der Wache war er
    heruntergekommen und hatte sich Bratensaft ins Ohr geschüttet, um
    guten Willen zu zeigen. Doch auf dem Boden, noch dazu von Zimmer-
    wänden umgeben, werden Wasserspeier schnel nervös. Es dauerte nicht
    lange, bis

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