Fliegende Fetzen
ziemlich lauten
Knall.«
»Noch eine Waffe…«
»Natürlich nicht, Exzel enz! Ich kann mir überhaupt nicht vorstel en,
wie man einen solchen Apparat als Waffe verwenden sol te. Viel eicht
könnte er sich im Bergbau als nützlich erweisen.«
»Ach?«
»Wenn zum Beispiel ein ganzer Berg aus dem Weg geräumt werden
muß.«
»Sag mal…« Vetinari nahm auch dieses Papier beiseite. »Du hast nicht
zufällig Verwandte in Klatsch, oder?«
»Ich glaube nicht. Meine Familie lebte über viele Generationen hinweg
in Quirm.«
»Oh. Gut. Aber… hel e Köpfe, die Klatschianer, nicht wahr?«
»Und ob. In vielen Bereichen haben sie die Grundlagen gelegt. Zum
Beispiel bei Metallarbeit.«
»Metallarbeit…« Der Patrizier seufzte.
»Und natürlich Alchimie. Affir Al-chemas Principia Explosia ist seit hundert Jahren das wichtigste Werk dieses Themenbereichs.«
»Alchimie«, sagte der Patrizier bedrückt. »Schwefel und so weiter.«
»Ja.«
»Aber so, wie du es ausdrückst… Es klingt so, als seien diese Leistun-
gen vor langer Zeit erbracht worden.« Lord Vetinari klang wie jemand,
der versuchte, Licht am Ende des Tunnels zu erkennen.
»Ja, und es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn die Klatschia-
ner inzwischen erhebliche Fortschritte erzielt haben«, erwiderte Leonard
munter.
»Ach?« Der Patrizier sank noch etwas tiefer in den Sessel. Wie sich ge-
rade herausgestel t hatte, stand das Ende des Tunnels in Flammen.
»Hervorragende Leute mit vielen lobenswerten Eigenschaften«, fügte
Leonard hinzu. »Ich vermute, es liegt an der Wüste. Sie stimuliert den
Gedanken und führt einem vor Augen, wie kurz das Leben ist.«
Der Patrizier betrachtete ein anderes Blatt. Zwischen der Skizze eines
Vogelflügels und der genauen Darstel ung eines Kugellagers sah er ein
Ding, dessen Räder mit Stahlspitzen und Klingen ausgestattet waren.
Und dann das Gerät, mit dem sich Berge aus dem Weg räumen ließen…
»Eine Wüste ist keine Vorbedingung«, sagte er, seufzte erneut und
schob die Blätter beiseite. »Hast du vom versunkenen Kontinent Leshp
gehört?«
»O ja«, erwiderte Leonard. »Vor einigen Jahren habe ich dort die eine
oder andere Skizze angefertigt. Ein Land mit interessanten Aspekten,
wenn ich mich recht entsinne. Noch etwas Tee? Ich fürchte, der in dei-
ner Tasse ist inzwischen kalt. Da fällt mir ein: Bist du aus einem anderen Grund gekommen?«
Der Patrizier rieb sich den Nasenrücken.
»Ich weiß nicht genau. Ein kleines Problem entwickelt sich. Ich dachte,
du könntest viel eicht helfen.« Er blickte erneut auf die Zeichnungen.
»Leider glaube ich, daß du tatsächlich dazu imstande bist.« Er stand auf,
strich den Umhang glatt und lächelte schief. »Hast du alles, was du
brauchst?«
»Etwas mehr Draht wäre nicht schlecht«, sagte Leonard. »Und mir ist
die gebrannte Umbra ausgegangen.«
»Ich lasse dir sofort neue bringen«, versprach Vetinari. »Wenn du mich
jetzt bitte entschuldigen würdest…«
Er verließ das Zimmer.
Leonard nickte zufrieden, als er die Tassen wegräumte. Die Reste des
explodierenden Verbrennungsmotors kehrte er auf den Metal haufen
neben dem kleinen Schmelzofen. Anschließend nahm er eine Leiter und
zog den Kolben aus der Decke.
Er hatte gerade die Staffelei geöffnet, um mit einem neuen Bild zu be-
ginnen, als er ein fernes Klopfen hörte. Es hörte sich an, als würde je-
mand laufen, gelegentlich verharren und auf einem Bein zur Seite sprin-
gen.
Kurze Stille deutete darauf hin, daß jemand seine Kleidung zurecht-
rückte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
Die Tür öffnete sich, und der Patrizier kehrte zurück. Er setzte sich
und maß Leonard mit einem sehr aufmerksamen Blick.
»Du hast was gemacht?« fragte er.
Mumm drehte die Gewürznelke unter dem Vergrößerungsglas hin und
her.
»Ich sehe Abdrücke von Zähnen«, sagte er.
»Ja, Herr Kommandeur«, bestätigte Kleinpo. Sie verkörperte die ge-
samte Abteilung Spurensicherung der Wache. »Offenbar hat jemand
daran gekaut, so wie an einem Zahnstocher.«
Mumm lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Ich würde sagen, dieses
Ding wurde zum letztenmal von einem dunkelhäutigen Mann angerührt,
der etwa so groß ist wie ich. Er hat mehrere Goldzähne. Und einen Bart.
Und auf einem Auge schielt er leicht. Viele Narben im Gesicht. Ein gro-
ßes Schwert auf dem Rücken. Krumm. Und auf dem Kopf trägt er et-
was, das man Turban nennen muß, da es sich für einen Dachs
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