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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erheblichen Belastungen standhalten mußten. Nobbys Vorstellung von ziviler Kleidung entsprach dem mit Streifen und Glöckchen geschmückten Kostüm, das er als führendes Mitglied des Tanz- und Volksliedklubs von Ankh-Morpork trug. Kleine Kinder waren ihnen durch die Straßen gefolgt, in der
    Hoffnung, daß es eine Vorstel ung gab.
    tables Haus«, fügte sie hinzu, obwohl die Indizien das Gegenteil behaup-
    teten.
    »Zuerst möchten wir uns die Unterkünfte ansehen«, sagte Colon.
    »Oh, ihr seid von der wählerischen Sorte, wie?«
    Die Frau führte sie nach oben.
    Das von Ostie auf so endgültige Weise geräumte Zimmer erwies sich
    als klein und ziemlich leer. Einige Kleidungsstücke hingen an Nägeln, die
    jemand in die Wand geschlagen hatte. Ein Haufen aus Verpackungsma-
    terial und schmuddeligen Tüten zeigte, daß Ostie Brunt sich gewisser-
    maßen von der Straße ernährt hatte.
    »Wem gehört der Kram?« fragte Feldwebel Colon.
    »Oh, er ist jetzt weg. Hab ihm gedroht, ihn auf die Straße zu setzen,
    wenn er die Miete nicht bezahlt. Ich werfe das Zeug weg, bevor ihr ein-
    zieht.«
    »Wir kümmern uns darum«, sagte Feldwebel Colon. Er griff in die Ta-

sche und holte zwei Dollar hervor. »Hier, Fräulein…?«
    » Frau Geifer«, erwiderte Frau Geifer. Sie musterte ihn kritisch. »Wol t ihr beide hier wohnen?«
    »Nein, ich bin nur als seine Anstandsdame mitgekommen«, erklärte
    Colon und lächelte freundlich. »Die Frauen fallen praktisch über ihn her,
    sobald sie seinen sexuellen Magnetismus spüren.«
    Frau Geifer bedachte den schockierten Nobby mit einem scharfen
    Blick und rauschte hinaus.
    »Warum hast du das getan?« fragte Nobby.
    »Um sie loszuwerden.«
    »Du hast mich auf die Schippe genommen, streite es nur nicht ab! Nur
    deshalb, weil ich derzeit ein emotionales Dingsbums durchmache…«
    »Es war ein Scherz, Nobby. Ein harmloser Scherz.«
    Nobby spähte unter das schmale Bett.
    »Donnerwetter!« brachte er hervor und vergaß al e emotionalen Dings-
    bumse.
    »Was ist? Was ist?« fragte Colon.
    »Das sieht nach einer kompletten Ausgabe von Bögen und Bolzen aus!
    Und…« Nobby zog einen weiteren Stapel recht mitgenommen wirken-
    der Zeitschriften ins Licht. »Das hier sind Ausgaben von Söldner und Praktische Belagerungswaf en …«
    Colon blätterte in einem Heft und sah gleich aussehende Leute, die mit
    gleich aussehenden persönlichen Zerstörungsapparaten hantierten.
    »Man muß ein wenig seltsam sein, wenn man den ganzen Tag in einem
    leeren Zimmer hockt und so was liest«, sagte er.
    »Ja«, bestätigte Nobby. »Hier, leg dieses Heft beiseite, es ist die Ausga-
    be vom letzten August, die fehlt mir. Warte mal, da hinten steht noch
    eine Schatul e.«
    Er kroch damit unter dem Bett hervor. Die Schatul e war verschlossen,
    aber das billige Metall gab sofort nach, als er versuchte, den Deckel nach oben zu hebeln.
    Silbermünzen glänzten. Es waren ziemlich viele.
    »Meine Güte«, ächzte Nobby. »Jetzt sind wir in Schwierigkeiten.«
    »Das ist klatschianisches Geld, jawohl!« entfuhr es Colon. »Manchmal findet man solche Münzen in seinem Wechselgeld, anstelle eines halben
    Dollars. Sieh nur die schnörkelige Schrift darauf.«
    »Jetzt sind wir in großen Schwierigkeiten«, kommentierte Nobby.
    »Nein, nein, das ist eine Spur, die wir mit sorgfältigen und sehr geduldi-gen Ermittlungen gefunden haben«, sagte Feldwebel Colon. »Bestimmt
    bekommen wir Federn für unsere Helme, wenn Herr Mumm davon er-
    fährt, jawohl!«
    »Wieviel ist das deiner Meinung nach?«
    »Das müssen Hunderte von Dollar sein«, spekulierte Colon. »Für einen
    Klatschianer ist das viel Geld. Selbst mit nur einem Dollar kann man in
    Klatsch ein Jahr lang wie ein König leben.«
    »Eigentlich waren unsere Ermittlungen nicht sehr geduldig«, sagte Nobby nachdenklich. »Ich hab doch nur unters Bett gesehen.«
    »Ja, weil du dafür ausgebildet bist«, erwiderte Colon. »Dem normalen Zivilisten käme so etwas überhaupt nicht in den Sinn. Hm, al mählich ergibt die Sache einen Sinn!«
    »Wirklich?« Nobby klang skeptisch. »Warum sollten die Klatschianer
    Ostie Geld geben, damit er auf einen Klatschianer schießt?«
    Colon klopfte sich an den Nasenflügel. »Politik«, erklärte er.
    »Ah, Politik «, sagte Nobby. »Oh, nun, Politik. Ich verstehe. Politik. Alles klar. Also – warum?«
    »Aha«, sagte Colon und klopfte an seinen anderen Nasenflügel.
    »Warum bohrst du in der Nase, Feldwebel?«
    »Ich bohre nicht in der

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