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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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damals jede Menge Beute, viele Gefangene und, im
    Gegensatz zu anderen Heerführern Ankh-Morporks, den größten Teil
    seiner Männer zurück. Mumm vermutete, daß die historische Mißbilli-
    gung auf dem zuletzt genannten Punkt basierte. Die Tatsache, daß so
    viele seiner Soldaten überlebten, schien nahezulegen, daß er nicht fair
    kämpfte.
    Veni, vidi, vici. Diese Worte sol te Taktikus ausgesprochen haben, als er… wo einen Sieg errungen hatte? Über Pseudopolis? Oder über Al-Khali? Über Quirm? Oder vielleicht über Sto Lat? Zu jener Zeit griff
    man andere Städte allein aus Prinzip an und kehrte anschließend heim –
    um erneut anzugreifen, fal s der Gegner sich von seiner Niederlage zu
    erholen schien. Damals scherte man sich nicht darum, ob die Welt zusah
    oder nicht. Man wollte sogar, daß sie zusah und ihre Lektion lernte. Veni, vidi, vici. Ich kam, ich sah, ich siegte.
    Als Kommentar erschienen Mumm diese Worte viel zu glatt. So etwas
    fiel einem nicht auf Anhieb ein. Es klang vielmehr sorgfältig überlegt.
    Wahrscheinlich hatte Taktikus lange Abende in seinem Zelt in Wörter-
    büchern nach kurzen Ausdrücken gesucht, die mit V begannen. Mumm
    stellte sich vor, wie der General sie nacheinander ausprobierte… Veni, vermini, vomui. Ich kam, es gab Würmer, ich übergab mich. Visi, veneri, vamoosi. Ich besuchte, ich holte mir eine peinliche Krankheit, ich lief weg.
    Sicher war Taktikus damals sehr erleichtert gewesen, als er drei passende
    und angemessen kurze Worte gefunden hatte. Vermutlich hatte er sie
    erst notiert und sich danach aufgemacht, irgendwo ein Land zu erobern.
    Mumm öffnete das Buch an einer beliebigen Stel e.
    »Es ist immer nützlich, einem Feind gegenüberzustehen, der die Bereitschaft mit-bringt, für sein Land zu sterben«, las er. » Es bedeutet, daß der Feind das gleiche Ziel hat wie man selbst.«
    »Ha!«
    »Bimmel-bimmel-b…«
    Mumms Hand klatschte auf die Schachtel.
    »Ja? Was ist?«
    »Drei Uhr fünf nachmittags, Besprechung mit Korporal Kleinpo be-
    treffend das Verschwinden von Feldwebel Colon«, sagte der Dämon
    verdrießlich.
    »Einen solchen Termin habe ich überhaupt nicht vereinbart. Wer hat
    dir gesagt… Soll das heißen, ich habe eine Verabredung, von der ich
    nichts weiß?«
    »Ja.«
    »Und woher weißt du davon?«
    »Du hast mir gesagt, daß ich über solche Dinge Bescheid wissen sol «, erwiderte der Dämon. »Gestern abend.«
    »Du kannst mich wirklich auf Termine hinweisen, von denen ich nichts
    weiß?« fragte Mumm.
    »Es gibt gewissermaßen Termine, die nur darauf warten, daß man ei-
    nen Zeitpunkt für sie festsetzt«, erklärte der Dämon. »Sie existieren im
    sogenannten Terminphasenraum.«
    »Wovon redest du da?«
    »Nun«, entgegnete der Dämon geduldig, »du kannst jederzeit einen
    Termin haben, nicht wahr? Also existieren alle Termine in potentia …«
    »Wo ist das?«
    »Jeder speziel e Termin läßt die Wellenform kollabieren«, fuhr der Dä-
    mon fort. »Ich wähle nur den wahrscheinlichsten aus der projizierten
    Matrix.«
    »Du erfindest das alles«, sagte Mumm. »Wenn du recht hättest, müßte
    jetzt jeden Augenblick…«
    Jemand klopfte an die Tür, auf zögernde, zurückhaltende Art.
    Mumm wandte den Blick nicht von dem grinsenden Dämon ab.
    »Bist du das, Korporal Kleinpo?« fragte er.
    »Ja, Herr. Feldwebel Colon hat eine Taube geschickt. Du solltest dir die
    Nachricht ansehen, Herr.«
    »Herein!«
    Kleinpo reichte ihm eine kleine Rol e aus dünnem Papier. Die Mittei-
    lung lautete:

    Nehme an einer Mission von Größter Wichtigkeit teil. Nobby ist ebenfal s hier.
    Wenn wir triumphierend zurückkehren, setzt man uns viel eicht ein Denkmal.
    PS. Jemand, dessen Namen ich nicht nennen darf, weist darauf hin, daß sich diese Mitteilung in fünf Sekunden selbst zerstört. Er meint auch, es täte ihm leid, da er nicht die richtigen Chemikalien zur Hand hat, um es besser zu machen…

    Das Papier begann, sich am Rand zu wel en. Dann löste es sich in einer
    nicht sehr angenehm riechenden Rauchwolke auf.
    Mumm starrte auf die übriggebliebene Asche.
    »Ich schätze, wir können von Glück sagen, daß die Taube nicht explo-
    dierte, Herr«, sagte Grinsi Kleinpo.
    »Auf was haben sich Colon und Nobbs nur eingelassen? Nun, ich kann
    mich jetzt nicht um sie kümmern. Danke, Grinsi.«
    Die Zwergin salutierte und ging.
    »Reiner Zufall«, meinte Mumm.
    »Na schön.« Der Dämon holte tief Luft. »Bimmel-bimmel-bamm! Drei
    Uhr fünfzehn nachmittags,

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