Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Wozu dient das hier}« Der große Bohrer am einen Ende drehte sich mit einem leisen Quietschen.
    Leonard trat hinter dem Fisch hervor.
    »Wir sollten jetzt al e an Bord gehen«, sagte er. »Ich habe die Kerze an-
    gezündet: Ihre Flamme wird den Strick durchtrennen, an dem das Ge-
    wicht hängt, das die Bremsklötze beiseite ziehen sol .«
    »Äh… wie heißt das Ding?« fragte Colon, als er dem Patrizier die Lei-
    ter hinauf folgte.
    »Nun, da es unter der Oberfläche des Meeres unterwegs sein wird, sollte es eigentlich Sicher-unter-der-Meeresoberfläche-reisen-Gerät heißen«,
    sagte Leonards Stimme hinter dem Feldwebel.* »Aber bisher habe ich es
    immer nur ›das Boot‹ genannt.«
    Er schloß die Luke.
    Wenige Sekunden später konnte man im Bootshaus dumpfes Pochen
    hören, als sich Bolzen lösten.

    * Seltsamerweise versagte Leonard von Quirms Genie, wenn es darum ging, sich gute Namen einfal en zu lassen.
    Die Kerze brannte noch etwas weiter herunter, und ihre Flamme
    durchtrennte einen Strick. Dadurch geriet ein Gewicht in Bewegung, und
    daran befestigte Seile zogen die Bremsklötze beiseite. Die Lore mit dem
    Boot rol te los, zuerst ganz langsam. Kurze Zeit später erreichte der me-
    tal ene Fisch das dunkle Wasser und verschwand mit einem Glupp darin.

    Niemand achtete auf Angua, als sie über den Laufsteg lief. Sie wußte,
    worauf es ankam: Sie mußte den Eindruck erwecken, wie zu Hause zu
    sein. Ein großer Hund, der mit angemessener Zielstrebigkeit unterwegs
    war, erweckte kein Mißtrauen.
    An Bord des Schiffes verhielten sich die meisten Leute wie typische
    Landratten: Sie wußten nicht genau, was sie tun sol ten, und sie fragten
    sich, wie sie vermeiden konnten, es zu tun. Einige der stoischer veranlag-
    ten Passagiere hatten sich kleine Lager geschaffen und mit Kleidungs-
    bündeln und Stoffstreifen private Bereiche abgegrenzt. Sie erinnerten
    Angua an zweifarbige Abflußrohre und mikroskopisch genau festgelegte
    Hausbesitzgrenzen im Geldfallenweg. Solche »Linien im Sand« vermittel-
    ten folgende Botschaft: Dies ist meins, und das ist deins. Und wenn du
    anrührst, was mir gehört, kriegst du die Hucke vol .
    Zwei Wächter standen rechts und links neben der Tür, die zu den Ka-
    binen führte. Man hatte ihnen nicht befohlen, Hunde aufzuhalten.
    Am Ende des schmalen Ganges stand eine weitere Tür einen Spalt of-
    fen. Angua stieß sie mit der Schnauze etwas weiter auf und sah sich um.
    Eine große Kabine lag vor ihr, und sie bemerkte die beiden Hunde, die
    auf einem Läufer lagen. Andere Hunde hätten viel eicht gebel t, aber
    diese drehten nur ihre anmutigen Köpfe und musterten Angua aufmerk-
    sam.
    Ein schmales Bett war fast hinter seidenen Vorhängen verborgen. 71-
    Stunden-Ahmed stand dort und wandte sich um, als Angua hereinkam.

Er bedachte die Hunde mit einem verwirrten Blick. Anschließend er-
    staunte er sie, indem er auf dem Boden vor ihr Platz nahm.
    »Und wem gehörst du?« fragte er in perfektem Morporkianisch.
    Angua wedelte mit dem Schwanz. Jemand lag im Bett, aber wer auch
    immer das sein mochte: Die Person stellte kein Problem dar. In den mei-
    sten Situationen konnte man entspannt bleiben, wenn man über Kiefer-
    muskeln verfügte, die mühelos ein Genick zermalmen konnten.
    Ahmed klopfte ihr auf den Kopf. Nur sehr wenige Leute haben sich so
    einem Werwolf gegenüber verhalten, ohne daß sie später jemanden
    brauchten, der ihnen die Mahlzeiten in kleine Stücke schnitt. Doch An-
    gua hatte Selbstbeherrschung gelernt.
    Dann stand Ahmed wieder auf und ging zur Tür. Sie hörte, wie er
    draußen einige Worte an jemanden richtete; wenige Sekunden später
    betrat er wieder die Kabine und lächelte.
    »Ich gehe, ich kehre zurück…«
    Er öffnete einen kleinen Schrank und nahm ein edelsteinbesetztes
    Hundehalsband hervor. »Du sol st ein Halsband bekommen. Oh, und
    fal s du Hunger hast…« Ein Diener brachte mehrere Schüsseln. »›Nippes
    und Kutteln dazu, gib dem Hund einen Knochen im Nu.‹ In Ankh-
    Morpork habe ich Kinder immer wieder diesen Reim singen hören. Aber
    Nippes ist keine angemessene Nahrung für einen stolzen Hund, und wer
    weiß, was sich in den Kutteln verbirgt…«
    Ein großer Napf erschien vor Angua. Die beiden anderen Hunde be-
    wegten sich, aber Ahmed zischte ein Wort, und daraufhin verharrten sie
    wieder.
    In dem Napf lag… Hundefutter. Nach den Maßstäben von Ankh-
    Morpork bedeutet das: Es handelte sich um etwas, das nicht einmal für
    Würstchen

Weitere Kostenlose Bücher