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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gewissermaßen entführt hatte, gestaltete nun seine Waffe neu.
    Und er ließ sich von ihnen helfen, während er nach einem Schraubenzie-
    her suchte.
    So etwas geschah nicht sehr oft.
    Nobby nahm stumm die Rakete von Colon entgegen und schob sie ins
    Rohr.
    »Wozu dient das hier?« fragte er.
    Leonard klopfte noch immer auf seine Taschen und sah kurz auf.
    »Oh, das ist der Auslöser«, sagte er. »Er reibt den Feuerstein, hier,
    und…«
    »Gut.«
    Eine Flamme leckte aus dem einen Ende des Rohrs, gefolgt von
    schwarzem Qualm.
    »Meine Güte«, sagte Leonard.
    Die Wächter drehten sich um wie zwei Männer, die damit rechneten,
    keine besonders angenehmen Dinge zu sehen. Die Rakete war nicht nur
    durch die Gasse gerast, sondern auch durchs Fenster eines Hauses.
    »Äh«, sagte Leonard. »Die Rakete sollte besser den Hinweis ›Hier vor-
    ne‹ tragen. Dadurch wäre das Gerät ein gutes Stück sicherer. Wo habe
    ich denn mein Notizbuch…?«
    »Ich glaube, wir sol ten diesen Ort verlassen«, sagte Colon und wich
    zurück. »So schnel wie möglich.«
    Im Innern des Hauses explodierten bunte Kugeln und Sterne, die ei-
    gentlich dazu dienen sol ten, jung und alt zu erfreuen. Doch der Trol ,
    der gerade die Tür geöffnet hatte, schien nicht sehr begeistert zu sein.
    »Ach, tatsächlich«, erwiderte Leonard. »Nun, wenn hohe Geschwindig-
    keit erforderlich ist… Ich habe da ein interessantes Konzept entwickelt.
    Dabei geht es um ein mit zwei Rädern ausgestattetes…«
    Die beiden Wächter agierten in stillschweigendem Einvernehmen: Zu
    beiden Seiten schoben sie eine Hand unter Leonards Schulter, hoben ihn
    hoch und liefen los.
    »Meine Güte«, sagte Leonard, als er eine nach hinten gerichtete Be-
    schleunigung erfuhr.
    Die Wächter sprangen in eine Seitenstraße und eilten von dort aus rou-
    tiniert durch mehrere Gassen. Schließlich lehnten sie Leonard an eine
    Mauer und spähten um die nächste Ecke.
    »Alles klar«, sagte Nobby. »Sie haben den anderen Weg genommen.«
    »Gut«, erwiderte Colon. »Und was machen wir jetzt? Ich meine, viel-
    leicht bist du tatsächlich ein Genie, Herr da Quirm, aber wenn es darum
    geht, andere Leute zu bedrohen, bist du ebenso schlau wie ein aufblasba-
    res Pfeilbrett.«
    »Offenbar bin ich ein ziemlicher Trottel gewesen, nicht wahr?« meinte
    Leonard. »Wie dem auch sei: Ich bitte euch inständig, mich zu begleiten.
    Ich dachte nur, ihr würdet die Sprache der Gewalt besser verstehen,
    denn immerhin seid ihr Krieger…«
    »Nun… äh… ja, wir sind tatsächlich Krieger «, sagte Feldwebel Colon.
    »Aber…«
    »He, hast du noch eine Rakete?« fragte Nobby und hob das Rohr wie-
    der zur Schulter. In seinen Augen zeigte sich der Glanz eines sehr klei-
    nen Mannes, der plötzlich eine sehr große Waffe in den Händen hält.
    »Ja, vielleicht «, entgegnete Leonard. In seinen Augen zeigte sich das Fun-keln eines Mannes, der von Natur aus unschuldig ist und versucht, hin-
    terhältig zu sein. »Ich schlage vor, wir sehen nach. Wißt ihr, man hat
    mich beauftragt, euch mit al en Mitteln zu holen.«
    »Bestechung klingt nicht schlecht«, sagte Nobby. Er blickte durchs Vi-
    sier des Rohrs und gab Geräusche von sich, die nach Wusch klangen.
    »Wer hat dich aufgefordert, uns zu holen?« fragte Colon.
    »Lord Vetinari.«
    »Der Patrizier will mit uns reden?«
    »Ich glaube, seine Absichten beschränken sich nicht nur auf ein Ge-
    spräch. Er meinte, ihr verfügt über besondere Fähigkeiten. Kommt, wir
    müssen uns beeilen.«
    »Sollen wir den Palast aufsuchen? Ich dachte, Lord Vetinari hätte sich aus dem Staub gemacht.«
    »O nein. Und er erwartet uns nicht im Palast, sondern bei den… bei
    den… Docks…«
    »Besondere Fähigkeiten, wie?« wiederholte Colon.
    »Äh… Feldwebel…«, begann Korporal Nobbs.
    »Tja, Nobby«, sagte Colon, »es wird höchste Zeit, daß uns Anerken-
    nung gezol t wird. Erfahrene Offiziere wie wir sind das Rückgrat der
    Truppe. Wenn du mich fragst«, fuhr er fort, »wenn du mich fragst, ist dies ein typischer Fal von ›der rechte Mann zur rechten Zeit‹.«
    »Wer ist denn der rechte Mann?«
    »Ich rede von uns. Von Männern mit besonderen Fähigkeiten.«
    Nobby nickte, aber nicht ohne gewisses Widerstreben. In vielerlei Hin-
    sicht dachte er wesentlich klarer als sein Vorgesetzter, und er machte sich Sorgen über die »besonderen Fähigkeiten«. Wenn man wegen »besonderer Fähigkeiten« ausgewählt wurde, so deutete al es auf einen besonderen
    Einsatz

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