Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
zeichne-
    ten sich durch diesen ganz besonderen Starrsinn aus. Und wenn man
    berücksichtigte, was in Bewegung geraten war, spielten dreißig Wächter
    kaum eine Rol e. Eigentlich brauchte Rust ihnen überhaupt keine Beach-
    tung zu schenken.
    Plötzlich steht ein Krieg bevor, dachte Mumm, und al es kehrt zurück.
    Die normale Ordnung wird auf den Kopf gestel t, weil es Regeln gibt.
    Und Leute wie Rust finden sich ganz oben auf dem Haufen wieder. Jah-
    relang faulenzen die Aristokraten, und auf einmal wird die alte Rüstung
    abgestaubt und das Schwert von seinem Platz über dem Kamin genom-
    men. Sie glauben, daß der Krieg unvermeidlich ist, und ihnen fäl t nur
    ein, daß man ihn entweder gewinnen oder verlieren kann…
    Jemand steckt dahinter. Jemand möchte, daß es zu einem Krieg
    kommt. Jemand hat dafür bezahlt, Ostie und Schneetreiben umbringen
    zu lassen. Jemand wol te den Tod des Prinzen. Das darf ich nicht verges-
    sen. Dies ist kein Krieg, sondern ein Verbrechen.
    Und dann merkte er, daß er sich fragte, ob es dieselben Leute waren,
    die auch den Anschlag auf Goriffs Laden verübt hatten, und ob diese
    Leute auchdie Botschaft in Brand gesteckt hatten.
    Und dann begriff er, warum er auf diese Weise dachte.
    Weil er an die Existenz von Verschwörern glauben wol te. Es war viel
    einfacher, sich Männer in irgendeinem verrauchten Zimmer vorzustel en,
    von Privilegien und Macht um den Verstand gebrachte Personen, die
    vol er Zynismus steckten und beim Brandy Intrigen spannen. An einem
    solchen Vorstellungsbild klammerte er sich fest. Sonst mußte er sich der
    unangenehmen Tatsache stel en, daß schlimme Dinge passierten, weil
    ganz gewöhnliche Leute – Menschen, die den Hund bürsteten und ihren
    Kindern Gutenachtgeschichten erzählten – fähig waren, auf die Straße zu
    gehen und Schreckliches mit anderen ganz gewöhnlichen Leuten anzu-
    stel en. Ja, es war viel einfacher, Verschwörern die Schuld zu geben. Wie
    deprimierend, in diesem Zusammenhang »Wir« zu denken. Wenn Sie
    dahinterstecken… dann trifft uns überhaupt keine Schuld. Aber wenn
    das Wir der Wahrheit entspricht… Was bedeutet das für das Ich? Im-
    merhin gehöre ich zu den Wir. Es käme mir nie in den Sinn, mich für
    einen von Ihnen zu halten. Niemand glaubt, einer von Ihnen zu sein. Jeder von Uns ist ein Teil des Wir. Für die schlimmen Dinge sind Sie ver-
    antwortlich.
    Früher hätte Mumm etwa an dieser Stelle eine Flasche geöffnet und
    keinen Gedanken an ihren Inhalt verschwendet, solange die Flüssigkeit
    bewirkte, daß Lack Blasen warf…
    »Ugh?«
    »Oh, hal o. Was kann ich für dich… Oh, ja, ich habe um Bücher über
    Klatsch gebeten. Das ist alles?«
    Der Bibliothekar hob verlegen ein kleines, recht mitgenommenes grü-
    nes Buch in die Höhe. Mumm hatte etwas Größeres erwartet, aber er
    nahm es trotzdem entgegen. Es zahlte sich aus, einen Blick in jedes Buch
    zu werfen, das man vom Bibliothekar bekam. Er schien genau zu wissen,
    welche Lektüre zu einem paßte. Mumm vermutete, daß es ein speziel es
    berufliches Geschick war, so wie die Fähigkeit eines Leichenbestatters,
    Größen genau abzuschätzen.
    Auf dem Rücken des Buches bildeten verblichene goldene Buchstaben
    die Worte: » VENI VIDI VICI. Ein Soldatenleben von Gen. A. Taktikus«.

    Nobby und Feldwebel Colon schoben sich durch die Gasse.
    »Ich habe ihn erkannt!« flüsterte Colon. »Das ist Leonard von Quirm,
    jawohl! Er verschwand vor fünf Jahren!«
    »Er heißt also Leonard und stammt aus Quirm«, erwiderte Nobby. »Na
    und?«
    »Er ist ein geniales Genie!«
    »Er ist irre.«
    »Ja, mag sein. Es heißt, vom Genie zum Wahnsinn sei es nur ein klei-
    ner Schritt…«
    »Diesen Schritt hat er hinter sich gebracht.«
    Hinter ihnen erklang erneut Leonards Stimme: »Meine Güte, es hat
    keinen Zweck…? Ich muß gestehen, daß du recht hast, bei mittleren und
    größeren Entfernungen läßt die Präzision sehr zu wünschen übrig. Wenn
    ihr euch dazu entschließen könntet, kurz stehenzubleiben…«
    Die beiden Wächter drehten sich um. Leonard hatte bereits damit be-
    gonnen, das Rohr zu demontieren.
    »Bitte halt dies fest, Korporal… Und du, Feldwebel, wenn du das hier
    halten könntest… Man müßte Stabilisierungsflächen hinzufügen, dann
    sol te es eigentlich klappen. Ich bin sicher, daß ich irgendwo ein passen-
    des Stück Holz habe…« Leonard klopfte auf seine Taschen.
    Die Wächter stellten sich einer sonderbaren Erkenntnis: Der Mann,
    der sie

Weitere Kostenlose Bücher