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Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Pavlovic
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oder?“
    Lilli würfelt und lässt sich von Jo nach ihren Berufswünschen als kleines Mädchen befragen. Daniel hat schlagartig die Lust am Spiel verloren, aber er bleibt dabei, weil schon Mick sich gerade aus dem Spiel verabschiedet hat und stattdessen wieder auf seinem MP3-Player herumdrückt. Eine weitere Runde übersteht er ohne peinliche Enthüllungen und Lilli ist kurz davor zu gewinnen, als Mick sich plötzlich hinter ihn kniet und ihm die Kopfhörerknöpfchen in die Ohren schiebt.
    Das Lied beginnt ruhig, Klavier und eine etwas heisere Männerstimme und mit den Minuten entwickelt sich ein überraschend sanfter Popsong, ein bisschen Mainstream, ein bisschen Teenie, nichts, was Daniel nach erster Durchsicht auf Micks MP3-Player vermutet hätte, aber die Melodie streicht Daniels gesträubte Nerven glatt und er murmelt leise den Refrain mit, weil er die Musik auf beiden Ohren hat und sich selbst nicht hören kann:
    „It’s not easy to be me.“
    Als das Lied zu Ende ist, öffnet Daniel die Augen. Mick sitzt ihm gegenüber, hinter ihm nichts als Nacht und lächelt. Daniel streckt die Hand nach ihm aus.
    „Komm weg da“, sagt er. „Du bist viel zu nah am Rand. Das ist gefährlich.“
    „Ich bin immer zu nah am Rand“, sagt Mick. „Mein ganzes Leben lang. Das ist mein Weg.“
    Aber er greift nach Daniels Hand und lässt sich von ihm hinüber zur Fassade ziehen. Er setzt sich neben Daniel, streckt die Beine aus und Daniel hält seine Hand für eine Sekunde länger fest als nötig, denn vielleicht hat Mick ja recht und ein wenig menschliche Wärme hat noch niemandem geschadet.
    Mick spielt das Lied ein zweites Mal ab und nimmt sich die Hälfte des Kopfhörers und Daniel braucht tatsächlich bis zum Ende der Musik, um festzustellen, dass er mit Mick alleine auf dem Baugerüst ist.
    „Wo sind die anderen?“, fragt er erstaunt.
    „Lilli musste mal für kleine Mädchen und wollte nicht allein runterklettern“, sagt Mick. „Jo begleitet sie.“
    „Ach so.“
    Daniel fragt sich, ob dies eine Veränderung zum Besseren oder Schlechteren darstellt.
    „Schnell“, sagt Mick. „Trinken wir ihr Bier aus, ehe sie wiederkommen.“
    „Wieso?“, sagt Daniel. „Willst du mich betrunken machen?“
    „Würde das denn zu etwas führen?“, fragt Mick sanft.
    „Versuch’s“, sagt Daniel. „Halt! Warte! Ich hab das nicht gesagt. Ich war das nicht.“
    „Sondern?“ Mick sieht sehr amüsiert aus.
    „Das Bier, das ich schon hatte.“ Daniel macht eine fahrige Geste. „Das spricht aus mir. Ich bin nichts gewöhnt.“
    „Das sagt aber interessante Sachen.“
    „Das hat dreieinhalb Promille und ist nicht zurechnungsfähig.“
    Mick lacht leise, greift über Daniel hinweg und angelt sich Jos Bierflasche.
    „Was ist so schwer daran, du zu sein?“, fragt er.
    „Huh?“, sagt Daniel überrascht. „Ich … also … ich weiß nicht. Ich finde es schwierig, immer alle Erwartungen zu erfüllen. Anstrengend. Ich denke oft, ich schaffe es immer gerade so. Es ist irgendwie immer eine knappe Sache.“
    „Warum machst du es dann?“
    „Aber macht das nicht jeder?“
    „Ich nicht.“ Mick streicht sich eine Locke aus den Augen. „Ich habe keinen Bock drauf, nach den Vorstellungen von anderen Leuten zu leben. Ich meine, ich muss es doch in meinem Leben aushalten, nicht die anderen, oder?“
    „Stimmt. Ich wollte, ich könnte das auch.“
    „Es ist gelogen“, sagt Mick. „Ich würde gerne … mein Ding machen und alles. Mich einen Dreck um die anderen kümmern. Aber ich erfülle ihre Erwartungen wie jeder andere. Sie wollen sich aufregen, okay, ich gebe ihnen einen Aufreger. Sie wollen sich die Mäuler zerreißen, von mir aus, ich gebe ihnen eine Geschichte. Ich muss immer genau das Gegenteil von dem tun, was angesagt ist, sonst sind sie enttäuscht.“
    „Wir leben alle nicht auf einer Insel“, sagt Daniel.
    „Klugscheißer.“ Mick leert Jos Flasche mit ein paar langen Schlucken.
    Daniel zieht die Knie an die Brust und schlingt die Arme darum. Das Bier macht ihn müde und langsam wird es kalt hier oben.
    „Gehen wir noch einen Kaffee trinken?“, fragt er. „Das Müllers hat noch offen, glaube ich.“
    „Genug Baugerüst für heute?“
    „Ja.“
    „Finde ich auch. Nur, die anderen haben die Leiter.“
    „Die sind bestimmt gleich wieder da.“
    Mick steht auf und beugt sich über das Geländer hinunter.
    „Jo?“, ruft er halblaut, er spricht es englisch aus, Joe, und dann noch einmal, etwas lauter:

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