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Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Pavlovic
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T-Shirts und die Innenseite seines linken Armes ist frisch verpflastert. Daniel geht in die Knie und betrachtet die Stelle. Manche Schnitte sind nur noch feine, verheilte Linien, manche leuchten in aggressivem Rot, manche sind gerade erst verschorft. Sie laufen alle fein säuberlich parallel.
    Daniel fragt sich ratlos, warum jemand so etwas tun sollte.
    Auf leisen Socken schleicht er sich aus dem Zimmer und schließt die Tür. Er braucht dringend Zeit, nachzudenken.
    Am besten denkt es sich mit einer Tasse Kaffee, dem Telefon und Lilli am anderen Ende.
    „Er ist hier eingezogen“, berichtet er.
    „Was?“
    „Gestern Abend.“
    „Geht das nicht ein bisschen plötzlich?“ Es raschelt am anderen Ende, danach hat Lilli den Mund voll. „Und morgen will er ein Kind von dir, oder wie?“
    „Ich hoffe nicht. Ich habe gehört, die meisten kriegen ihre Figur danach nie wieder zurück und das wäre doch schade.“
    „Um deine oder um seine?“
    „Mann, Lilli.“
    „Schon gut. Entschuldige. Also, tatsächlich eingezogen, mit Koffer und allem?“
    „So ungefähr.“
    „Krass. Was sagt deine Mutter dazu?“
    „Du kennst sie. Sie sagt nicht viel. Sie nimmt es locker. Außerdem hat er mich geoutet, gestern Abend beim Essen.“
    „Nein!“
    „Doch.“
    „Und deine Mutter …?“
    „Nimmt es locker. Ich war sowieso nicht davon ausgegangen, dass sie einen Aufstand macht. Ich dachte nur … ich sage es ihr, wenn ich mich dran gewöhnt habe. Zu einem Zeitpunkt, den ich bestimme. Damit ist es nun Essig.“
    „Uff. Wow. Dein Leben ist ja richtig spannend im Augenblick.“
    „Wir können gerne tauschen.“
    „Ach nö, lass mal. Jo reicht mir als chaotisches Element in meinem Leben. Mit Mick wäre ich überfordert, ehrlich.“
    „Was isst du da eigentlich ständig?“
    „Schokoriegel mit Erdnüssen. Aus dem amerikanischen Supermarkt. Bin ich im Augenblick süchtig danach. Wenn sich das nicht bald legt, hab ich irgendwann hundert Kilo.“
    „Hör auf damit. Ich kriege Hunger, wenn ich dir zuhöre und im Kühlschrank ist nur ein blöder Rest Nudelauflauf.“
    „Okay. Weil du’s bist.“
    Daniel zieht sich den Hocker vors Aquarium und stellt die Kaffeetasse auf den Knien ab. Der Chef-Skalar kommt aus seinem Gebüsch und beobachtet Daniel durch die Scheibe. Er ist schon ein bisschen gewachsen, seit er hier ist. Daniel fragt sich, wie er Mick am besten darauf vorbereitet, dass diese Liebesgabe demnächst wieder ausziehen muss. Schlimmstenfalls zurück in den Laden.
    „Noch da?“
    Daniel zuckt zusammen.
    „Hm? Ja, natürlich.“
    „Ich fragte, wie es denn so läuft, mit euch beiden?“
    Daniel seufzt.
    „Ich habe keine Ahnung, wie es läuft. Ich glaube, ich bin für ihn so eine Art Rettungsboje. Er klammert sich an mich, wenn er Angst hat, unterzugehen. Zwischendurch schwimmt er aber auch echt weit raus und nimmt mich nicht mit.“
    „Hm.“
    „Er schneidet sich die Arme auf, wusstest du das?“
    „Was?!“
    „Ich weiß nicht, warum er das macht. Heute Nacht hat er in der Küche mit einem Messer gespielt und heute Morgen sahen seine Unterarme aus wie … ich weiß nicht. Als hätte ein blinder Betrunkener versucht, sich ohne Spiegel zu rasieren.“
    „Ach du Scheiße. Der Typ ist gestörter, als ich dachte.“
    „Wer rasiert sich ohne Spiegel?“
    Daniel fährt erschrocken herum und schüttet sich Kaffee aufs Knie.
    „Mick … he, du bist ja wach.“
    Mick nickt, gähnt und kratzt sich den Lockenschopf.
    „Ich brauche Kaugummi, sofort“, sagt er. „Oder eine Kippe. Aber das ist ja eine Nichtraucherbude, oder?“
    „Ich habe keines von beiden. Ich bin kein Supermarkt.“
    „Ich will eine Kippe! Jetzt! Sofort! Ich sterbe, wenn ich keine Kippe kriege.“
    Daniel seufzt ins Telefon.
    „Warte, Lilli. Ich muss mich gerade mal um ein Riesenbaby kümmern.“
    Das Riesenbaby ist raus auf den Flur gegangen und beginnt jetzt, Jackentaschen zu durchsuchen.
    „Scheiße! Ich brauch eine Kippe!“
    „Wenn du wieder anfängst zu rauchen, fliegst du hier raus.“
    Mick hält inne und sieht Daniel an. Er sieht plötzlich sehr jung aus, wie fünfzehn vielleicht. Kaum zu glauben, dass er in einem halben Jahr volljährig ist.
    „Okay“, sagt Mick zögernd und Daniel stellt erfreut fest, dass der militante Tonfall, den er von seiner Mutter gelernt hat, offenbar Wirkung zeigt.
    Daniel greift in die Hosentasche und fördert ein paar Münzen zu Tage.
    „Unten ist ein Kaugummiautomat. Wenn dir das hilft. Aus dem Haus raus,

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