Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
Daniel und spießt eine Nudel auf. „Nur ein bisschen müde. War ein langer Tag.“
„Wie war’s im Geschäft?“
„Stress. Der Chef wollte eigentlich da sein, wenn die Lieferung kommt, aber dann war er ewig bei einem Kunden und ich musste die Lieferung annehmen und versorgen und gleichzeitig im Laden bedienen.“
Daniel seufzt. Er hätte etwas darum gegeben, selber zu dem Kunden fahren zu dürfen.
„Stellt euch vor, da ist dieser Unternehmer-Typ, der lässt sich ein Aquarium in seine Eingangshalle einbauen. Vier Meter. Dreitausend Liter. Dreitausend Liter! Der beschäftigt einen Taucher, nur um die Algen von den Scheiben zu kratzen.“
„Cool“, sagt Mick relativ unbeeindruckt.
„Er hat es schon geflutet“, berichtet Daniel. „Mein Chef macht jetzt die Inneneinrichtung. Ein Süßwasser-Riff, afrikanische Barsche. Das ganze Ding kostet so viel wie ein Mittelklassewagen. Ich würde ja Pflanzen reinmachen, einen ganzen Wald und vielleicht Regenbogenfische.“
„Wenn du einen Wald hast, siehst du doch die Fische nicht mehr“, sagt Mick kauend.
„Ich muss meine Fische auch nicht permanent sehen. Auch Fische haben ein Privatleben.“
„In der freien Wirtschaft kann man einen Haufen Geld machen, wenn man ein Händchen dafür hat“, sagt Rita. „Noch jemand Nudeln?“
„Nein danke“, sagt Mick, der seine dritte Portion restlos verputzt hat. „Ich bin satt.“
„Du?“
„Nein, danke.“ Daniel schiebt seinen gut umgerührten Teller von sich.
„Du, Rita …“ Mick stützt das Kinn auf die Hand und betrachtet Daniels Mutter nachdenklich.
„Hm?“, macht Rita und stellt klappernd die Teller zusammen.
„Stell dir mal vor … nur mal angenommen … dein Sohn wäre schwul … was würdest du dazu sagen?“
Klirr. Daniel hat seine Gabel auf den Teller fallen lassen. Wortlos starrt er Mick über den Tisch hinweg an, aber Mick beachtet ihn gar nicht, sondern hat einen Blick aus Samt und Seide auf Daniels Mutter gelegt.
Rita lächelt.
„Ich würde sagen, dass es noch lange kein Grund wäre, mir Enkel vorzuenthalten.“
„Du würdest nicht meinen, dass es nur eine Phase wäre?“
„Vermutlich nicht. Ich weiß nicht. Ich habe keinen Sohn, der mit mir über so etwas spricht.“
„Weil er es lieber für sich behält“, sagt Daniel wütend. „Weil es nämlich seine Sache ist und niemanden etwas angeht.“
„Deshalb habe ich auch nie die Rede darauf gebracht“, sagt Rita sanft.
„Du würdest ihm keinen Therapeuten anbieten?“, fragt Mick. „Mit dem er mal über seine Probleme reden kann? Du würdest nicht davon ausgehen, dass es heilbar ist?“
„Nein, um Himmelswillen. Das sind doch antiquierte Ansichten.“
„Ja“, sagt Mick und jedes Lächeln ist aus seinen Augen verschwunden. „Wollt ich nur wissen. Hab ich mir schon so gedacht.“
„Wieso fragst du? Sind das Dinge, die deine Eltern sagen würden, wenn sie einen schwulen Sohn hätten?“
„Kann man bei euch nach dem Essen ein bisschen fernsehen?“
Mick sieht Rita in die Augen, ohne eine Miene zu verziehen.
„Natürlich“, sagt sie nach einer Pause. „Und wenn man nett fragt, kriegt man auch Kakao und Mikrowellenpopcorn.“
„Cool.“ Mick zieht den Tellerstapel zu sich herüber. „Ich trage das schon mal in die Küche.“
Später begegnet Daniel seiner Mutter im dunklen Flur. Mick liegt mit einer Schüssel Popcorn auf dem Sofa und sieht sich eine Krimiserie an.
„Warum habe ich den Eindruck, dass dieser junge Mann uns für eine Weile erhalten bleiben wird?“, fragt sie leise und deutet mit dem Kinn ins Wohnzimmer.
„Keine Ahnung“, sagt Daniel. „Weil das bei uns die real existierende Plattenbauromantik ist?“
Sie gibt ihm einen sanften Klaps.
„Ich muss seine Eltern anrufen“, sagt sie. „Nicht dass die sich Sorgen machen.“
„Nach dem, was er so erzählt, werden die ein paar Tage brauchen, bis sie überhaupt bemerken, dass er fehlt.“
„Sei nicht ungerecht. Er sieht aus wie ein geliebtes Kind. Er ist nur ein Trotzkopf. Wenn er Glück hat, wächst sich das aus.“
„Wie kannst du nur die Position seiner Eltern einnehmen, wenn du sie überhaupt nicht kennst?“
„Weil es viel weniger Eltern gibt, die ihre Kinder nicht lieben, als Teenager allgemein glauben.“
Daniel nickt, nicht völlig überzeugt.
„Du weißt, wenn du mit mir reden willst …“, sagt sie.
„Ja“, sagt er schnell. „Ich weiß. Aber ich will nicht. Ich glaube, Reden macht alles nur noch
Weitere Kostenlose Bücher