Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
Hand nach einem Pflock.
„Die heißen Heringe“, sagt Jo.
„Klugscheißer“, sagt Mick.
„Ich will eine Anleitung, zum Teufel!“, sagt Daniel laut.
„Nerv nicht, Dan“, sagt Mick. „Das kriegen wir prima ohne hin.“
„Nimm die hier.“ Lilli reicht Daniel ein feuchtes Heft hinüber.
„Prima“, sagt Daniel. „Vielen Dank. Also, lasst mal sehen. Uppsättning. Gibt’s das auch auf Deutsch …? Ah. Hier.“
Sein Blick geht zwischen der Konstruktionszeichnung und der nassen Wirklichkeit hin und her. Er ist sicher, er könnte mehr erkennen, wenn Jo sich nicht in die Plane gewickelt hätte, oder die Plane sich um ihn und Mick aufhören würde, die losen Enden zu verdrehen und mit Pflöcken zu spicken, oder Heringen oder wie immer die Dinger heißen mögen.
„Stop“, sagt er. „Stooooop! Jo, komm raus da! Mick, lass das los und leg es hin! Leg es hin! Sofort!“
„Wie sprichst du denn mit mir?“, fragt Mick, zwischen Staunen und Ärger schwankend.
„So, wie du es verdienst.“ Daniel dreht die Zeichnung in den Händen. „Also. Ich sage euch, wie’s geht. Es gibt hier verschiedene Arten von Zeltleinen, nämlich … längere … und kürzere. Außerdem Kopplungshaken, das sind die kleinen Dinger und zwar sechsunddreißig Stück, das heißt, wenn ihr nicht bei eurem Indianertanz welche davon in den Schlamm getreten habt. Wir sortieren das jetzt zuerst. Außerdem die Zeltstangen nach Länge.“
„Sortieren“, sagt Jo und reibt sich Wasser aus den Augen. „Du kannst einem echt den Spaß verderben.“
„Hat jemand hier Spaß? Also, ich nicht.“
„Macht, was er sagt“, sagt Lilli. „Bevor ich wütend werde!“
„Danke schön“, sagt Daniel und kämpft mit dem Wind, der ihm die kostbare Anleitung aus der Hand reißen will, während Mick und Jo mithilfe der Taschenlampen die verstreuten Kopplungshaken aus der durchweichten Wiese klauben. „Punkt eins. Die Suche eines geeigneten Zeltplatzes. Haha, was für ein guter Witz. Eben, windgeschützt und trocken. Zu vermeiden sind Vertiefungen im Boden und übermäßig nasser Untergrund.“
„Ignorieren“, sagt Jo. „Punkt zwei?“
„Die Stangen A zunächst in die kurzen Kanäle B einfügen, um das Rahmenwerk zu errichten. Dann mit den Kopplungshaken C-1 befestigen. Dabei von unten beginnen.“
„Wo ist denn unten?“, sagt Mick und dreht die Plane zu einer Wurst.
„Da, wo die Gravitation dich hinzieht“, sagt Daniel.
„Wartet“ sagt Lilli. „Hier ist oben. In der Mitte, ihr Freaks. Das soll doch annähernd rund werden, oder? Bei runden Sachen ist die Mitte immer oben.“
„Mathematisch betrachtet Nonsens“, sagt Daniel.
„Yepp“, sagt Jo. „Ich versteh schon, was du meinst.“
„Siehst du“, sagt Lilli zufrieden.
„Ich hab keine Lust mehr“, sagt Mick, schüttelt die durchnässte Jeansjacke von den Schultern und lässt sie ins Gras fallen. „Ich geh ne Runde schwimmen.“
Daniel lässt die Anleitung sinken.
„Ich hab wohl Wasser im Ohr! Du tust was?“
„Schwimmen.“ Micks Stimme kommt gedämpft, weil er sich das weiße T-Shirt über den Kopf arbeitet, das an seinem Körper klebt wie eine zweite Haut.
„Was?“
„Im Fluss“, erklärt Mick, taucht mit dem Kopf aus dem T-Shirt und wirft es zur Jacke ins Gras. „Ich nehme an, der Fluss ist dir aufgefallen, oder? Das Auto wäre fast drin gelandet.“
„Er ist mir aufgefallen. Ich kann es nur nicht glauben. Es regnet in Strömen und es hat höchstens zehn Grad!“
„Fünfzehn“, verbessert Mick und streift sich die Schuhe von den Füßen. „Mindestens. Und überhaupt lass ich mir nicht von ein bisschen Regen das hart erarbeitete Wochenende verderben.“
„Und jetzt sag mir noch mal, wann du zuletzt hart gearbeitet hast“, sagt Daniel. „Das ist mir nämlich gerade entfallen.“
„Ihr hört euch an wie ein altes Ehepaar“, sagt Lilli.
„Oh“, sagt Daniel und hält vorsichtshalber den Mund.
„Jo?“, sagt Mick. „Wie sieht’s aus? Bist du dabei, oder bin ich umgeben von Warmduschern?“
„Du willst das nicht wirklich tun, oder?“
„Warum nicht? Schließlich sind wir losgefahren, um zu baden, schon vergessen?“
„In einem Freibad! Nicht in einem Fluss, von dem du nicht mal weißt, wie viel Strömung der hat, nach all dem Regen!“
„Jo hat recht“, sagt Daniel. „Mach das nicht. Es ist gefährlich.“
„Na und? Wenn etwas passiert, kannst du mich ja retten kommen.“
Mick macht dunkle Schlafzimmeraugen und vollführt
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