Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
Fluss ist für immer verbrannte Erde.
Daniel sucht sich Micks Musik im Internet heraus und dann erträgt er es nicht, sie anzuhören. Jedes Mal, wenn sein Handy klingelt, setzt sein Herz aus, aber dann ist es nie Mick, der anruft.
Mit der Zeit verblasst die Hoffnung, Mick würde aus irgendeinem Grund versuchen, um Daniel zu kämpfen.
Aus Liebe vielleicht.
Dann ruft Betty an, um etwas wegen der Schülerzeitung nachzufragen. Ob Daniel einen Artikel über das „Bunt-statt-Braun“-Festival schreiben wird, will sie wissen und Daniel hört sich „Ja“ sagen und gleich darauf: „Möchtest du mit mir ins Kino gehen?“
Die Pause am anderen Ende zeugt von Bettys Erstaunen.
„Ja“, sagt sie schließlich. „Gerne. Freitag?“
„Freitag wäre prima.“
Am Freitag ist Bandprobe, das weiß Daniel von Lilli. Kino ist gut, so wird er nicht in Versuchung geraten, hinzufahren und sich zum Idioten zu machen.
Er verabschiedet sich von Betty, starrt ins Leere und fragt sich, ob er wohl noch ganz bei Trost ist.
Das neue Aquarium hält ihn für eine Weile gut beschäftigt. Er fährt mit dem Rad durch die ganze Stadt, um von anderen Aquarianern für wenig Geld Wasserpflanzen zu bekommen. Im Laden sichert er sich den Ausschuss: Pflanzen, die ein bisschen dünn gewachsen sind oder aussehen, als wären sie unter die Räder gekommen. Er hofft, dass sie sich erholen, wenn man sie ein wenig päppelt, vielleicht so wie er selbst.
Dann wandert er zwischen den Verkaufsbecken herum und versucht, sich für die künftigen Bewohner zu entscheiden. Die Fülle der Möglichkeiten lähmt ihn.
Er denkt, dass es mal wieder typisch für ihn ist. In Gedanken hat er hunderte von Becken eingerichtet, aber jetzt, da er zur Tat schreiten soll, traut er sich nicht.
Einstweilen lässt er die beiden Skalare umziehen, damit die kleinen Neons sich endlich wieder frei bewegen können.
Auch kleine Schritte führen zum Ziel.
***
Und irgendwann ist es dann Freitag. Betty kommt in der Pause zu ihm rüber, lächelt ihn an und beginnt ein Gespräch. Kein Wunder, schließlich ist er am Abend mit ihr verabredet.
Er sieht sie an und antwortet automatisch das, was von ihm erwartet wird. Ihre Haare sind nicht lockig, aber fühlen sich vielleicht genauso weich an. Sie hat ein hübsches Gesicht mit vollen Lippen und einer niedlichen Stupsnase. Es könnte doch vielleicht Spaß machen, diese Lippen zu küssen, auch wenn sie nicht gepierct sind.
Es wäre so einfach. Nichts verheimlichen, nichts überspielen. Eine hübsche Freundin ist ein Statussymbol. Ein hübscher Freund nicht.
Wenigstens einmal so sein wie alle anderen.
Als der Pausengong ertönt, ist Daniel erleichtert und hat deswegen gleichzeitig ein schlechtes Gewissen. Irgendwie muss er es noch schaffen, sich auf Betty zu freuen, sonst wird es ein langer Abend.
Das schlechte Gewissen begleitet ihn wie ein Schatten. Es ist bei ihm, als er am Nachmittag mehrfach kurz davor ist, die Verabredung abzusagen. Es schaut ihm über die Schulter, als er schließlich doch in die Innenstadt aufbricht, weil er weiß, dass er nur auf dem Bett liegen und sich quälen würde, wenn er nicht rausgeht. Es tritt ihm empfindlich auf die Füße, als er sein Fahrrad abstellt und zu Betty hinüber geht, die schon vor dem Kino wartet. Sie hat sich hübsch gemacht, ein bisschen geschminkt und die Haare hochgesteckt. Sie hat garantiert nicht den ganzen Nachmittag mit dem Gedanken gespielt, abzusagen.
Sie begrüßt ihn mit Küsschen und er riecht ihr süßes Parfum. Er fragt sich, ob er jemals jemanden küssen kann, der nicht nach Zigaretten riecht.
Sie gehen rein und suchen ihre Plätze. Daniel fühlt sich unbeholfen. Es fehlt der lockere, vertraute Umgangston, den er mit Lilli pflegt und es fehlt alles, was ihn mit Mick verbindet. Sie bietet ihm ein bisschen Smalltalk über die Schule an und er steigt drauf ein. Ihre Ellenbogen berühren sich auf der Armlehne, Betty lächelt ihn an. Ihre Erwartungshaltung nimmt ihm den Atem.
Warum kann man keinen Asthmaanfall haben, wenn man mal einen braucht?
Der Film beginnt. Es ist eine ziemlich blöde Komödie, aber Daniel hat sich beim Aussuchen nicht für den Inhalt interessiert und Betty bestimmt auch nicht. Nach der ersten seltsamen Plotwendung spürt er ihre Schulter, die sich gegen seine drückt. Ihre Hand ist klein und weich und federleicht, als sie nach seiner tastet. Er zieht seine Hand nicht weg.
Auf der Leinwand geht es um Schuhe und um einen Mann, der mit einer
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