Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
gepackt.
„Jo!“, schreit Mick. „Lilli! Notfall! Hierher und Taschenlampe mitbringen! Aber zackig!“
Die ganzen Psychotricks vom Lungenarzt nützen nichts. Gewaltsam zwängt Daniel Luft in seine zusammengepressten Lungen. Es hört sich an wie Fingernägel auf Sandpapier. Ersticken auf Raten.
Dann hört er Schritte und das Licht von Taschenlampen geistert durch die Nacht.
„Was ist passiert?“, fragt Lilli alarmiert. „Du blutest!“
„Gar nicht beachten“, sagt Mick. „Wir suchen das Asthmaspray und wir finden es besser schnell.“
Jo rennt zum Zelt zurück, um auszuschließen, dass das Medikament dort geblieben ist, während Mick und Lilli den Uferrand und das Gehölz dort durchkämmen. Keiner spricht davon, was wäre, wenn der Fluss das Spray mitgenommen hätte.
Jo kommt ergebnislos zurück. Lilli ist offenbar hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, sich um Daniel zu kümmern und der Notwendigkeit der Suche.
Daniel atmet, einen Zug nach dem anderen. Jeder ist ein kleiner Sieg und fühlt sich gleichzeitig an, als würde man ein Messer in seiner Brust drehen.
Es ist tatsächlich Mick, der das kostbare Spray schließlich im Gras findet. Daniel könnte heulen vor Erleichterung. Er nimmt einen tiefen Zug, wartet ein paar Sekunden, nimmt noch einen. Ein Feuer breitet sich in seiner Lunge aus. Das Atmen geht ein wenig leichter. Mick kniet vor ihm im nassen Gras und betrachtet ihn besorgt. Auf der Wange hat er einen Kratzer, an dem ein wenig Blut getrocknet ist.
„Danke“, krächzt Daniel.
„Keine Ursache“, sagt Mick.
Seine Finger kommen und schmeicheln sich in Daniels Handfläche. Daniel ist noch zu beschäftigt mit Atmen, um sich zu wehren, oder kann zumindest so tun.
„Du musst irgendwie ins Warme“, sagt Lilli. „Wärme ist gut, oder? Kannst du laufen?“
„Ich bin nicht beinamputiert.“
„Oh, für blöde Sprüche reicht es schon wieder. Prima. Du bist über den Berg.“
„Ihr könnt ihm mal eine Decke holen“, sagt Mick. „Beide.“
„Aber sollte er nicht lieber …“
„Er soll hier noch mal fünf Minuten sitzen bleiben. Ich bringe ihn dann schon rüber.“
Jo und Lilli entfernen sich zögernd.
„Meine Güte, du hast mir echt Angst gemacht“, sagt Mick.
Daniel nickt und schiebt einen Sprühstoß nach. Das Spray wirkt nur langsam und Daniel weiß eigentlich, dass mehr nicht mehr hilft, aber er hat keine Kraft mehr, vernünftig zu sein.
„Kann man daran tatsächlich sterben? Ich meine, ersticken?“
„Keine Ahnung. Fühlt sich jedenfalls immer so an.“
Mick nickt und betrachtet Daniel. Daniel fragt sich, wie oft Mick ihn so angesehen und dabei an Jo gedacht hat.
„Das war heute nicht das erste Mal, oder?“, fragt er. „Dass du es bei Jo versucht hast?“
Mick seufzt und hat tatsächlich genug Anstand, um den Blick zu senken.
„Nein.“
„Dacht ich’s mir.“ Daniel umklammert sein Asthmaspray.
„Aber das ist etwas ganz anderes“, versucht Mick eine Erklärung. „Jo, das ist … ich kenne ihn schon so lange, er ist fast ein Teil von mir!“
„Er sollte aber nicht der Teil von dir sein, dem du einen runterholst!“
„Aber das tu ich doch gar nicht“, sagt Mick verblüfft. „Himmel, Jo ist so hetero, der würde eher sterben als einen Kerl an seinen Schwanz lassen.“
„Wenn er es erlaubt hätte, hättest du aber.“
„Na klar, du etwa nicht?“
„Nein!“
Mick seufzt und setzt sich nach hinten ins nasse Gras.
„Ich kann das nicht“, sagt er. „Mich entscheiden. Du und Jo – das ist doch gar nicht zu vergleichen. Er ist Musiker, verdammt. Das verbindet. Mir geht schon einer ab, wenn ich ihn nur an seinem Schlagzeug sehe. Das ist etwas, das ich mit dir einfach nie haben werde.“
„Nee, ist klar. Fische sind ja auch viel uncooler als Rockmusik.“
„Ja. Ist so.“
Schweigen. Der Schmerz in Daniels Lunge lässt langsam nach, aber es macht keinen Unterschied. Er betrachtet Mick, der düster und zusammengekauert im Gras sitzt. Sein Strahlen ist erloschen. Daniel fühlt sich schuldig.
„Kann man nicht zwei Menschen gleichzeitig lieben?“, fragt Mick leise.
„Kann man bestimmt“, sagt Daniel. „Nur bin ich dann keiner von diesen beiden.“
„Dan …“
„Ich denke, du solltest ausziehen.“
„Was?“
„Ich will mein Zimmer mal wieder für mich haben. Wenn wir daheim sind, packst du dein Zeug und verschwindest.“
„Das ist nicht dein Ernst.“
„Hättest du nicht gedacht, was? Hättest gedacht, ich lasse alles
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