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Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Pavlovic
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obwohl sein Gesicht noch verhältnismäßig jung ist. Genau der Typ, den man in so einem Laden erwartet.
    Daniel rettet sich zur Belletristik. Paddys Interesse ist sicher gut gemeint, aber Daniel fühlt sich überfordert. Er hat nicht damit gerechnet, Paddy jemals wiederzusehen. Nur deshalb hat er überhaupt mit ihm über die Sache gesprochen.
    So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn man einem One-Night-Stand auf der Straße begegnet.
    Er zieht ein Buch aus dem Regal und beginnt zu blättern. Die Musik wird wieder lauter.
    „Wild thing …“, singt Paddy. „You make my heart sing. You make everything … mooooony …“
    Hinter seinem Buch getarnt, blinzelt Daniel um die Regalecke. Paddy hat den Buchhändler von hinten um die Mitte gefasst und singt gegen seinen Hals. Der Buchhändler wendet das Gesicht ab und sieht aus wie einer, dem etwas gewohnheitsmäßig auf die Nerven geht.
    Daniel fragt sich, ob der Buchhändler vielleicht der Freund ist, von dem Paddy erzählt hat. Es scheint eine Verbindung zwischen diesen zwei sehr unterschiedlichen Männern zu bestehen, eine Vertrautheit im Umgang miteinander, sogar im Genervtsein. Daniel denkt, dass man viel Geduld braucht, um einen wie Paddy zu ertragen. Oder einen wie Mick.
    Vielleicht hat er einfach zu schnell aufgegeben.
    Er wünscht sich nichts mehr, als dass Mick ihm noch auf die Nerven geht, wenn er mal vierzig ist.
    Er stellt das Buch zurück ins Regal und traut sich zwischen den Regalen hervor. Der Buchhändler hat sich von seinem anhänglichen Freund losgemacht und begonnen, Bücher ins Regal zu sortieren. Paddy beobachtet ihn, die Hände in den Hosentaschen.
    „Ich hab’s versaut“, sagt Daniel. „Darum. Ich hab mir nicht zugetraut, mit ihm fertig zu werden. Ich hab ihn einfach rausgeworfen, aus meinem Leben.“
    „Dann läuft er jetzt wahrscheinlich irgendwo rum und ist irrsinnig traurig“, vermutet Paddy.
    „Ich bin’s auch“, sagt Daniel. „Irrsinnig traurig. Ich tu mir dieses ganze Festival nur an, um eine Ausrede zu haben, ihm über den Weg zu laufen.“
    „Dann viel Glück“, bemerkt der Buchhändler. „Der Eismann von gegenüber sagt, es werden mehrere tausend Besucher erwartet.“
    „Wenn es Schicksal ist, braucht er kein Glück“, sagt Paddy überzeugt. „Ich habe dich auch wiedergefunden, nach all den Jahren.“
    „Und das, wo ich mich so gut versteckt hatte.“ Mit feinem Lächeln stellt der Buchhändler das letzte Buch ins Regal.
    Wenn man den beiden so zuhört, könnte man den Eindruck gewinnen, es wäre völlig normal, schwul zu sein. Geradezu unaufregend, alltäglich, Routine.
    Tatsache ist, dass es Daniel schon gar nicht mehr merkwürdig vorkommt, über Mick zu sprechen, wie andere von Mädchen sprechen.
    Ist Schwulsein vielleicht nur eine Frage der Gewohnheit?
    „Er tritt auf, heute Abend um halb zehn“, sagt Daniel. „Mit seiner Band. Ich werde ein Problem haben, ihn nicht zu finden, falls ich es mir anders überlege.“
    „Tu das nicht“, sagt Paddy. „Überleg es dir nicht anders. Er verdient eine zweite Chance.“
    „Woher weißt du das? Du kennst ihn überhaupt nicht.“
    „Er ist Musiker, oder? Musiker sind ganz besondere Menschen.“
    Der Buchhändler simuliert ein dezentes Husten.
    „Aber was, wenn er seine zweite Chance gar nicht will?“ Daniel spürt, wie die wunde Stelle in seinem Inneren wieder aufreißt, nachdem sich gerade erst eine hauchdünne Schicht von Narbengewebe gebildet hat.
    „Er will sie“, sagt Paddy. „Er ist so alt wie du? Siebzehn? Wenn ich zurück denke … ich habe eine Menge zweiter Chancen gebraucht, damals.“
    „Und jemanden, der sie dir gibt“, wirft der Buchhändler ein.
    „Genau“, sagt Paddy. „Kann sein, dass ich damals nicht so dankbar war, wie ich es hätte sein sollen.“
    Der Buchhändler lächelt milde.
    „Noch einen Wunsch?“, fragt er Daniel.
    „Nein danke“, sagt Daniel ein wenig überfahren. „Das war’s für heute. Ich muss jetzt auch wieder los.“
    „Guten Rat gibt’s gratis“, grinst Paddy.
    „Ob er gut ist, wird sich herausstellen.“ Der Buchhändler zieht die Augenbrauen hoch. „Aber jeder muss seine eigenen Fehler machen. Das gehört zum Erwachsenwerden. Und manchmal zum Erwachsensein.“
    „Ja“, sagt Daniel. „Danke. Glaube ich.“
    „Schau doch mal wieder rein.“ Paddy blinzelt ihm sehr charmant zu. „Ich bin öfter hier.“
    „Okay“, sagt Daniel, obwohl er sich dessen nicht ganz sicher ist. „Mach ich. Wiedersehen.“
    Paddy

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