Flieh, so schnell es geht!
gelehnt. Aber die sind harmlos, machen keinen Ãrger. Das weià ich.
»Blade?«
Sie flüstert jetzt, geht immer langsamer, schlurft. Ich flüstere ebenfalls.
»Geh weiter, keine Gefahr.«
»Aber â«
»Geh einfach weiter und sei still.«
Und sie hält sich dran. Ich spüre, dass sie es nicht gern macht. Am liebsten würde sie ihre Angst in den Nachthimmel hinausschreien und losrennen. Sie kramt in ihren Taschen, das sehe ich. Sie sucht Trixis Schnappmesser.
»Bex.«
Ich bemühe mich, ganz sanft zu sprechen. Sie schaut mich an.
»Lass das«, sage ich.
Sie liest meine Miene trotz der Dunkelheit und nimmt die Hand aus der Hosentasche.
Ohne Messer.
Die Gestalten sind jetzt ganz nahe â zwei Männer, offenbar betrunken, und eine Frau, die aus einer Flasche trinkt. Jetzt schauen sie zu uns herüber. Ich drücke Jazâ FüÃe leicht.
»Sag den Leuten hallo, Jaz.«
»Hallo!«, ruft die Kleine sofort.
»Na, Kleines«, sagt die Frau.
Wir gehen an ihnen vorbei. Ich drücke wieder Jazâ FüÃe.
»Gut gemacht.«
Sie gibt mir wieder so einen kleinen Klaps auf den Kopf. Ich spüre ihr Gewicht kaum. Langsam glaube ich, ich könnte sie ewig so auf den Schultern tragen.
Weiter den Weg hinunter. Die Mauer rechts hört auf. Die Müllhalde dehnt sich vor uns aus. Wir müssen da möglichst schnell vorbei. Wenn wir Glück haben, ist alles ruhig, aber eine Dumpfbacke reicht, um Ãrger zu bekommen.
So weit, so gut. Der Weg ist frei, nichts Verdächtiges im Schatten auf der rechten Seite. Nur Müllhaufen, die manche Leute hier nachts abladen, wenn keiner guckt.
»Da bewegt sich was«, sagt Becky. »Da bei dem alten Kühlschrank.«
»Das ist nur eine Katze.«
»Hast du sie gesehen?«
»Ich sag doch, das ist eine Katze. Da weiter hinten ist noch eine.«
»Wo?«
»Hinter dem Kinderwagen.«
Mit einer Kopfbewegung deute ich die Richtung an. Becky schaut.
»Ich sehe keine Katze.«
»Die ist auch schon wieder weg.«
Sie schaut mich kurz an.
»Dir scheint ja nichts zu entgehen.«
Ich antworte nicht. SchlieÃlich muss ich mich aufs Schauen konzentrieren.
Unter dem Müll bewegt sich noch mehr. Etwas nah am Boden, eine Gestalt unter einer Decke, ein Husten, dann ein kurzes Aufblitzen. Jemand macht ein Auge auf, fixiert mich kurz und schlieÃt es wieder.
Wir gehen weiter. Das Rauschen der Stadt drüben auf der linken Seite. Ein Stöhnen, als wollte die Stadt endlich schlafen, aber sie findet keinen Schlaf. Ich kenne dieses Geräusch, wie ich alle ihre Geräusche kenne.
Aber hier ist es fast ganz still. Nur ein Rascheln zwischen Müll, vermutlich Ratten. Hinter uns ein leises Miauen, als hätten sich die beiden Katzen jetzt getroffen. Bald ist es wieder still. Dann ein weiteres Geräusch.
Schritte.
Anhalten, lauschen. Auch Becky hält an, schaut zu mir.
»Was?«, sagt sie.
»Psst!«
Checken. Keine Spur von einem Verfolger, keine Schritte mehr. Also weitergehen. Das Geräusch ist wieder da. Halt.
Es hört auf.
Ich checke die Gegend rundum, achte auf jede Kleinigkeit. Nichts bewegt sich mehr auf der Müllhalde, nichts auf dem Weg.
»Ich hab nichts gehört«, sagt Becky.
Jaz spielt mit meinem Haar, als ob es keinen Grund zur Besorgnis gäbe. Also weiter, aber langsam und stetig. Aber ich halte Augen und Ohren offen. Ich höre und sehe niemanden. Keine Schritte auÃer unseren eigenen und das Rauschen der Stadt in der Ferne.
»Ich höre nichts«, sagt Becky zum wiederholten Mal.
Es fängt an zu regnen, in feinen Tropfen. Jaz kichert. Ich schaue zu ihr hinauf. Ich kann sie nicht deutlich erkennen, nur ihr Gesicht, wenn sie sich herabbeugt.
»Es regnet«, sagt sie und zupft mich am Haar.
Für sie ist alles ein Spiel und für einen kurzen Augenblick geht es mir auch so. Aber es hält nicht an.
Die Schritte sind wieder zu hören.
Ich halte an, lausche, schaue mich um. Becky beobachtet mich, das spüre ich. Ich könnte sie schon wieder erwürgen. Sie sollte besser den Weg und die Müllhalde im Auge behalten, aber nicht mich. Sie sollte gucken, ob es Ãrger gibt.
»Was?«, fragt sie.
Diesmal hab ich ihn gesehen, ein gutes Stück hinter uns auf dem Weg, dort im Schatten der Mauer. Ich hätte ihn schon früher sehen sollen, entweder ist er wirklich clever oder mein Instinkt lässt
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