Flieh, so schnell es geht!
Becky an.
»Ich will das Messer nicht.«
»Behalte es«, sagt sie. »Du hast es nötiger als ich. AuÃerdem weiÃt du, wie man damit umgeht.«
Ich fahre mit der Hand in meine Hosentasche und packe das Messer ganz fest.
»Behalte es«, wiederholt sie.
Ich lasse los, ziehe die Hand aus der Tasche. Das Messer fühlt sich schwer in meiner Tasche an, schwerer als es sollte.
»Ich bin gleich wieder da«, sage ich.
Und weg bin ich.
Muss nachdenken, zu mir kommen, stark sein, allein sein. Muss für die nächsten Minuten Bex und Jaz vergessen. Wenn ich nicht den Kopf frei habe, bekomme ich Ãrger.
Kurzer Blick über die Schulter. Becky hat die Bresche in der Mauer gefunden und hilft Jaz hinüber. Na wenigstens tut sie, was ich ihr gesagt habe. Hoffentlich wartet sie dort, bis ich wiederkomme.
Gut, jetzt vergiss die beiden. Jetzt muss du dich unsichtbar machen.
Immer noch niemand auf dem Spielfeld, jedenfalls sehe ich niemanden. Ich bewege mich geduckt vorwärts, vorsichtig, aufmerksam horchend, in die Richtung, wo vorhin die Taschenlampen aufgeleuchtet haben. Ich weiÃ, dass die Typen noch in der Gegend sind, das fühle ich.
Auch die Bullen sind noch da. Die Scheinwerfer ihrer Autos blenden noch, und auf dem Fahrweg stehen zwei von ihnen. Jetzt nach links abbiegen über das Hockeyfeld.
Anhalten, umsehen und horchen.
Weiter. Kriech durch das Gebüsch auf das nächste Hockeyfeld. Halt. Der Fahrweg ist jetzt näher auf der linken Seite. Ich sehe ihn ganz deutlich und auch die Spielfelder auf der anderen Seite.
Es war richtig, Bex und Jaz nicht hierher zu bringen. Auf diesem Feld sind Leute. Zwar sehe ich sie nicht, aber ich spüre es. Ich bin wie eine Katze, ich halte mich am Boden, jederzeit bereit loszuspringen. Ich bin kein guter Läufer, deshalb brauche ich einen gewissen Vorsprung, falls sie mich schnappen wollen.
Aber wo sind sie?
Da, jetzt sehe ich sie.
Am anderen Ende des Spielfelds, da wo der Zaun an den Fahrweg grenzt. Eine kleine Gruppe von Gestalten, eng beieinander, die Taschenlampen ausgeschaltet. Wahrscheinlich sind sie über den Zaun geklettert und haben sich zurückgezogen, als sie die Autoscheinwerfer gesehen haben.
Ich glaube nicht, dass die Bullen sie bemerkt haben. Wahrscheinlich haben sie nicht einmal die Lichter der Taschenlampen gesehen. Schwer zu sagen, wie viele da zusammen im Dunkeln hocken.
Ich zerbreche mir den Kopf, wie ich näher an sie herankommen soll. Am besten klettere ich am anderen Ende des Hockeyfelds über den Zaun und schleiche mich in seinem Schutz an sie heran.
Dann los.
Regen setzt wieder ein, so sanft wie vorhin. Fühlt sich gut an im Gesicht. Ich gehe geduckt und lasse die Augen nicht von den Gestalten. Sie sind still, keine Stimmen zu hören. Als ob sie warten würden. Vielleicht auf die Polizei.
Oder auf mich.
Ich glaube nicht, dass sie mich gesehen haben. Ich krieche und halte mich ganz links. Jetzt höre ich Stimmen, ein tiefes Gemurmel.
Dann wieder Stille.
Geräusch eines aufheulenden Motors hinter mir. Scheinwerfer streichen über den Fahrweg. Die Bullen fahren weg. Das erste Auto hat auf dem Fahrweg gewendet, jetzt das zweite.
Ich bleibe stehen. Ich sehe, wie sie zurück zu der Stelle fahren, wo dieser Riff gestanden hat. Wo er wohl jetzt ist? Langsam wird die Lage unübersichtlich, Bigeyes.
Irgendjemand hat uns bei den Bullen verpfiffen. Das weià ich. Jemand hat uns gesehen, als wir durch die StraÃen gelaufen sind, und hat uns anhand der Beschreibung erkannt.
Die Penner, die wir am Weg gesehen haben, sind es nicht gewesen. Die wollen nichts mit der Polizei zu tun haben. Auch nicht Riff. Der will uns für die Bande. Wahrscheinlich war es irgendeine Omme, die den ganzen Tag hinter der Gardine steht.
Aber jetzt sind da auch noch diese anderen Typen. Die müssen ebenfalls einen Tipp gekriegt haben. Die sind nicht aus Zufall hier.
Ich muss das herausfinden.
Ich pirsche mich näher heran. Mehr Stimmen von den Gestalten im Dunkel, lauter und dreister, jetzt wo die Bullen weg sind. Aber sie hocken immer noch da, offenbar haben sie es nicht eilig loszuschlagen.
Da ist der Zaun. Anhalten, horchen. Die Typen sind jetzt rechts neben mir, halb verdeckt im Schatten. Sie hocken in einem Graben, so dass nur ihre Köpfe und Schultern zu sehen sind. Einer von ihnen bewegt sich.
Rühr dich nicht.
Er dreht sich um. Ich bin wie versteinert, halte den Atem an. Die
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