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Flieh, so schnell es geht!

Flieh, so schnell es geht!

Titel: Flieh, so schnell es geht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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wer sie sind, wie sie aussehen und wie gefährlich sie sind.
    Ja, ja, ich weiß, eigentlich sollte ich mich um Bex und Jaz kümmern und sie in Sicherheit bringen. Aber ich muss auch wissen, wer uns verfolgt. Ich muss meine Feinde kennen.
    Â»Was ist los?«, fragt Becky.
    Sie blickt mich beim Laufen an.
    Â»Dich beschäftigt was«, sagt sie. »Ich sehe es dir an.«
    Â»Ich sag es dir in einer Minute. Lass uns erst von hier weg sein.«
    Wir laufen weiter. Immer noch keine Menschenseele hinter uns auf dem Spielfeld. Keine Ahnung, wo die Taschenlampenträger sein könnten. Ich hoffe nur, dass sie uns noch nicht entdeckt haben. Die Bullen sind jetzt da, wo wir vorhin waren. Das Scheinwerferlicht ihrer Streifenwagen strahlt hell in die Nacht hinein.
    Jaz wird langsam schwer, aber wir erreichen das Ende des Spielfelds. Wir machen keuchend an der Mauer Halt.
    Â»Runter«, sagt Jaz.
    Â»Ja, ich weiß.« Ich setze sie ab. »Bitte schön.«
    Â»Was jetzt?«, sagt Becky.
    Â»Du und Jaz, ihr versteckt euch hinter dieser Mauer. Etwas weiter unten ist eine Stelle, wo die Mauer eine Bresche hat.«
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»An der Stelle kann man leicht rüberklettern. Lasst euch nicht dabei blicken. Auf der anderen Seite gibt es Sträucher und Gebüsch.«
    Â»Und was machst du?«
    Â»Ich muss noch mal zurück.«
    Â»Wozu denn?«
    Â»Um rauszukriegen, was das für Leute sind.«
    Â»Aber wir müssen hier weg. Du hast doch selbst gesagt, bis zu deinem Versteck sind es fünf Meilen. Was bringt es uns, zu wissen, wer hinter uns her ist? Wir wissen doch, dass wir diese Leute nicht treffen wollen. Das genügt mir. Es ist ein Uhr nachts und ich will hier weg.«
    Ich schaue sie an. Sie hat recht, wir sollten türmen, vor allem wegen Jaz. Aber es hilft nichts, Bigeyes.
    Ich muss mir diese Kerle näher anschauen. Vielleicht kenne ich niemanden, vielleicht sind alle gekaufte Schläger. Aber ich muss wissen, wer mir an die Eier will.
    Â»Bleibt hier«, sage ich zu Becky. »Und verhaltet euch ruhig. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie antwortet nicht, sieht mich nur finster an. Jaz schaut zu mir herauf, als ob sie auf etwas warten würde.
    Â»Sie will einen Kuss«, sagt Becky.
    Ich höre den Vorwurf in ihrer Stimme.
    Ich blicke zu Jaz hinunter. Lange her, dass ich jemand einen Kuss gegeben habe. Die Letzte war Becky – nicht diese Becky hier, die andere. Die unvergleichliche Becky. Die tote Becky. Aber darüber will ich jetzt nicht reden.
    Ich beuge mich hinab zu Jaz und drücke ihr einen Kuss auf die Wange. Ein merkwürdiges Gefühl.
    Â»Tschüs«, sagt sie und wendet sich Becky zu, als ob ich gar nicht mehr da wäre.
    Als wäre ich nie da gewesen.
    Â»Jaz? Alles in Ordnung?«
    Â»Sie glaubt, dass du nie wiederkommst«, sagt Becky.
    Â»Was?«
    Â»Sie ist das so gewohnt. Deshalb wollte sie einen Kuss von dir. Sie denkt, dass du uns für immer verlässt.«
    Â»Bex –«
    Â»Und das stimmt ja vielleicht.« Becky wirft mir einen harten Blick zu. »Du kannst keinen Klotz am Bein gebrauchen. Allein bist du viel beweglicher. Wir sind bloß eine Last.«
    Ich schaue wieder Jaz an. Sie klammert sich an Beckys Bein und drückt das Gesicht gegen ihren Schenkel. Sie weint nicht, sie … Ich weiß nicht recht.
    Â»Sie möchte dich vergessen«, sagt Becky.
    Ich beuge mich runter und streichle Jaz’ Haar. Sie rührt sich nicht, schaut nicht her. Ein komisches Gefühl. Normalerweise mag ich Menschen nicht nahe kommen. Aber bei Jaz ist das anders.
    Â»Jaz«, flüstere ich. »Ich bin nur für ein paar Minuten weg. Ich komme wieder, versprochen.«
    Sie dreht sich nicht zu mir um, versteckt nur weiterhin ihr Gesicht.
    Â»Jaz?«
    Sie dreht leicht den Kopf, sodass ich ihr rechtes Auge sehe. Es ist voller Tränen. Mir wird das zu viel, Bigeyes. Ich pack das nicht. Ich denke, vielleicht ist es wirklich besser, bei ihnen zu bleiben, uns in Sicherheit zu bringen, die Kerle, die uns verfolgen, zu vergessen.
    Und doch, so sehr mir das kleine Mädchen an die Nieren geht, ich muss wissen, was da draußen los ist.
    Ich gebe ihr noch einen Kuss. Sie rührt sich nicht und sagt kein Wort.
    Â»Ich komme wieder, Jaz.«
    Sie schaut mich nur stumm mit diesem kleinen feuchten Auge an. Ich spüre etwas in meine Hosentasche gleiten. Ohne hinzuschauen, weiß ich, was es ist. Ich sehe

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