Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieh, so schnell es geht!

Flieh, so schnell es geht!

Titel: Flieh, so schnell es geht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
Vom Netzwerk:
Augen.
    Â»Jaz? Soll ich dich huckepack nehmen?«
    Ich hoffe halb, dass sie ablehnt. Sie ist federleicht, aber wenn ich sie über eine längere Strecke tragen muss, wird mir bald die Puste ausgehen. Aber dann lächelt sie mich so süß an.
    Ich sag dir, Bigeyes, die Kleine schafft mich. Sie hat so was von einer Elfe.
    Â»Na, rauf mit dir.«
    Ich hebe sie hoch und setze sie mir auf die Schultern. Dann halte ich ihre Füße.
    Â»Du machst dich extra schwer.«
    Â»Nein, mach ich nicht.«
    Sie legt mir die Arme um den Kopf. Dann gibt sie mir mehrmals einen Klaps auf den Kopf, tapsig, wie wenn ein Baby einen Hund knufft.
    Â»Lass das mal.«
    Ich mache nur Spaß, aber sie hört wirklich auf. Wir gehen weiter. Ich spüre Beckys Blick auf mir. Schwer zu sagen, was sie denkt. Wahrscheinlich alles Mögliche gleichzeitig. Vielleicht freut sie sich, dass ich mit ihrem Kind herumjuxe. Vielleicht aber auch nicht. Doch damit kann ich mich jetzt nicht aufhalten.
    Wir müssen weiter. Wir müssen ankommen. Alles andere zählt nicht.
    Â»Hier links, Bex.«
    Ein schmaler Weg, keine Laternen, keine Häuser. Sie bleibt stehen. Sie will nicht weitergehen, starrt den Weg hinunter.
    Â»Warum müssen wir gerade da runter?«
    Â»Weil uns dieser Weg genau dahin führt, wohin wir wollen.«
    Â»Und warum sagst du nicht, wo das ist?«
    Â»Weil es vielleicht nicht klappt.«
    Â»Du meinst, weil es gefährlich ist?«
    Gefährlich.
    Was für eine bescheuerte Frage, Bigeyes. Manchmal möchte ich diese Tussi am liebsten erwürgen. Die denkt wohl, für uns gäbe es Orte, wo es nicht gefährlich ist. Als bräuchten wir nur den richtigen Weg zu wählen und alles wär geritzt.
    Aber so funktioniert das nicht. Jede Straße, jeder Weg, jeder Ort ist gefährlich für uns. Und das weiß sie auch. Nur kann ich das nicht vor Jaz sagen.
    Â»Bex, ich sag nur, es könnte nicht klappen, mehr nicht.«
    Dann mit leiser Stimme.
    Â»Egal, wohin wir gehen, es ist überall riskant. Die haben in den Nachrichten von uns berichtet. Man wird uns erkennen: ein 16-jähriges Mädchen, ein 14-jähriger Junge, ein 3-jähriges Kind. Sie werden uns beschrieben haben. Deshalb müssen wir Leute und Überwachungskameras meiden. Wir müssen uns an menschenleeren Orten aufhalten. Und dieser schmale Weg ist so einer.«
    Manchmal. Aber das sage ich nicht.
    Â»Wohin führt der Weg?«
    Â»Zu dem Ziel, das ich anpeile.«
    Â»Das Ziel, das du nicht verraten willst. Der mysteriöse Ort.«
    Das klingt bissig, aber ich bin deswegen nicht eingeschnappt. Was mir mehr Sorgen macht, ist, mit dieser Tussi unterwegs zu sein. Wieder steht sie wie festgenagelt da und starrt vor sich hin.
    Dann schaut sie plötzlich wieder auf.
    Â»Na gut«, sagt sie.
    Und dann biegt sie in den schmalen Weg ein.
    Ich folge ihr, mit Jaz huckepack. Ich weiß, was du denkst, Bigeyes. Du fragst dich, warum ich Bex nicht sage, wohin wir gehen.
    Wunder dich nur. Ich weiß, was ich tue. Sie tickt nicht richtig. Egal, ob sie etwas machen oder etwas für sich behalten soll, ich vertraue ihr nicht.
    Ãœbrigens vertraue ich dir auch nicht, aber das ist eine andere Geschichte.
    Immer weiter den Weg entlang. Hier ist es dunkler als auf den Straßen, die wir gerade verlassen haben. Ein guter Ort ist das hier auch nicht. Besser als auf den Straßen, nicht so ungeschützt, aber nicht wirklich gut. Ich werde mich erst wohler fühlen, wenn wir den Sportplatz erreicht haben. Aber bis dahin dauert es noch eine Weile.
    Hohe Mauern auf beiden Seiten. Hinter der hier ist eine Schule. Hättest du nicht gedacht, oder? Auf der anderen eine Müllhalde. Man wird sie gleich sehen. Normalerweise vermeide ich solche Orte.
    Auf Müllhalden treiben sich komische Leute rum – Fledderer und Junkies, manchmal auch Penner auf der Suche nach einem Schlafplatz. Kein guter Ort, aber wir haben keine Wahl. Besser wir sind mit Leuten, die wie wir der Polizei aus dem Weg gehen. Die werden uns kaum verraten.
    Trotzdem müssen wir auf uns aufpassen. Diese Leute mögen zwar einen Hass auf die Polizei haben, aber das heißt nicht, dass sie für uns mehr übrighaben. Becky sagt leise zu mir: »Da sind Leute.«
    Â»Hab ich schon gesehen.«
    Â»Gleich vor uns.«
    Â»Hab ich schon gesehen.«
    Â»Sollen wir umkehren?«
    Â»Geh weiter.«
    Drei Gestalten, alle drei gegen die Mauer

Weitere Kostenlose Bücher